Afrika! Afrika! im Theater am Potsdamer Platz

Afrika! Afrika! - Musical - Foto: Nils Boehme

Afrika! Afrika! im Theater am Potsdamer Platz

 

Von Anastasiia Umanets

23.01.2018

english text below

Ein afrikanisches Musical im Berliner Winter bringt zehn Minuten „standing ovation“ bei der Premiere von „Afrika! Afrika!“ gestern Abend.

Charismatische Künstler, eine hervorragende Regiearbeit und vor allem ein perfektes Timing zeigte die Premiere der erfolgreichen Zirkusshow „Afrika! Afrika!“.

Der Saal war bis zum letzten Platz ausverkauft. Das zeigt, wie groß der Wunsch in dieser Jahreszeit nach einer sonnigen Atmosphäre, nach rhythmischer Tanzmusik und leuchtenden Farben ist. Man sehnt sich nach Wärme und Leichtigkeit. Einige Zuschauer waren entsprechend überdurchschnittlich farbig angezogen, wahrscheinlich um der Stimmung der Show zu entsprechen.

Noch vor dem Beginn der Vorstellung fiel sofort auf, dass die Bühnendekoration auf ein Minimum reduziert war: auf beiden Seiten im hinteren Bereich befand sich das Orchester, die Auftritte wurden lediglich von Projektionen auf großen Bildschirmen begleitet. Mehr war tatsächlich nicht nötig, denn für den Rest des Spektakels sorgten die Künstler selbst.

Im ersten Teil fiel besonders eine akrobatische Nummer auf, deren Rhythmus im Gegensatz zu den anderen Auftritten sehr langsam und fast meditativ wirkte. Ein einziger Akrobat stand auf der Bühne und hat mehrere ein bis zwei Meter lange Holzbalken aufeinandergestapelt. Dabei einstand eine ca. drei Meter lange Installation. Die letzten Holzbalken verwendete der Künstler als Basis und die legte die restliche Installation dadrauf. Die Zuschauer hielten den Atem an. Zum Schluss wurde das Meisterwerk von dem Meister selbst zerstört, wahrscheinlich um zu zeigen, dass die Balken keine Sicherung hatten. Einige Zuschauer haben im Stehen applaudiert.

6 Photos: „AFRIKA! AFRIKA!“ Theater am Potsdamer Platz, Foto: Nilz Boehme

Die Live Musik war auf guten Niveau, stand aber nicht im Mittelpunkt des Programms: afrikanischer Gesang samt einer Mischung von modernen und traditionellen Musikinstrumenten zeigte eine breite Palette von verschiedenen Stillrichtungen. Es wurden Melodien im Jazz, Soul, Reggae, Pop und R&B Still dargeboten, sowie einige musikalischen Referenzen auf die Musik von Michael Jackson und Beyoncé. Der zweite Teil des Abends brachte dann deutlich mehr rein afrikanische Musik (in Belting Technik).

Eine akrobatische Basketball Gruppennummer im zweiten Teil versetzte das Publikum in die größte Begeisterung. Die Künstler sprangen von einem Trampolin in der Mitte zu einem Ring auf der rechten Seite der Bühne und zeigten dabei verschiedene Tricks mit Bällen. Bis auf einen Sprung trafen alle Bälle ihr Ziel. Im Großen und Ganzen hatten nur die jüngeren Akrobaten kleine Unsauberkeiten bei ihren Auftritten. Das war aber nicht kritisch, da das gesamte Team ein sehr überzeugendes Programm lieferte.

In der zweiten Hälfte der Show kam das Highlight des Abends: einen lebensgroßen, aber nicht echten Elefanten  (Design: Michael Curry). Von weitem war er nicht von einem echten afrikanischen Elefanten zu unterscheiden. Besonders die (unechten) Augen hinterließen einen berührenden Eindruck.

Als kleinen Kritikpunkt lässt sich die Farbwahl bei einigen Kostümen anmahmen: um einen authentischen Eindruck zu vermitteln, sollten „ungemischte“ Farben in der Bekleidung vermieden werden. Andernfalls entsteht ein zu dekorativer und künstlicher Eindruck. Nicht ganz unproblematisch erschienen mir auch die Vermischungen von traditioneller, afrikanischer und moderner, europäischer Kleidung: Es ist zwar eine Zeitreise zuerkennen, aber in den ersten Sekunden wirkt dieser Übergang konfus.

Die Show wirkt wie ein Atemzug. Die Stimmung vermittelte den Eindruck, das Leben nicht immer so ernst zu nehmen und die guten Momente zu genießen. Dafür sorgte auch der berühmte afrikanische Spruch „Hakuna Matata“, der in den 90-er durch den Walt Disney Zeichentrickfilm „The Lion King“ bekannt wurde und in dieser Show in einem Lied erwähnt wird.

Fazit: Große Begeisterung für eine gelungene Aufführung. Die Lebensfreude hatte sich auf das Publikum übertragen.

Nach einer Idee von André Heller. Die Regie führte Georges Momboye. Mit afrikanischen und afrika-stämmigen Tänzer*innen. Zum ersten Mal 2003 aufgeführt.
Georges Momboye, geboren in der Elfenbeinküste, studierte Tanz bei Alvin Ailey in New York und gründete 1992 seine eigene Kompanie in Paris. Anfang der 2000er Jahre traf er auf André Heller und beide entwickelten das Musical „Afrika! Afrika!“.

Nächste Vorstellungen: 25., 26., 27. und 28. Januar 2018, Danach geht die Show auf Tournee durch Deutschland und Österreich. Die Tourdaten seht Ihr hier.

6 Photos: „AFRIKA! AFRIKA!“ Theater am Potsdamer Platz, Foto: Nilz Boehme

 

 english text

An African musical in Berlin Winter brings ten minutes of „standing ovation“ at the premiere of „Afrika! Africa!“ last night.

Charismatic artists, an excellent directorial work and above all a perfect timing showed the premiere of the successful circus musical „Afrika! Africa!“.

The hall was sold out to the last seat. It shows how much is the desire in this season for a sunny atmosphere, rhythmic dance music and bright colors. every one wishes warmth and lightness. Some viewers were dressed in an above-average color, probably to match the mood of the show.

Even before the beginning of the performance, it was immediately apparent that the stage decoration was reduced to a minimum: the orchestra was located on both sides in the back, the performances were accompanied only by projections on large screens. More was actually not necessary, because the rest of the spectacle was provided by the artists themselves.

In the first part, an acrobatic number stood out, whose rhythm, in contrast to the other performances, was very slow and almost meditative. A single acrobat stood on stage, stacking several wooden beams two meters long. In the process, there was an installation about three meters long. The artist used the last wooden beams as a base and laid the rest of the installation on top. The audience held their breath. In the end, the masterpiece was destroyed by the master himself, probably to show that the beams had no fuse. Some spectators applauded standing up.

The live music was at a good level, but was not the focus of the program: African vocals along with a mix of modern and traditional musical instruments showed a wide range of different music directions. It featured melodies in jazz, soul, reggae, pop and R & B still, as well as some musical references to the songs of Michael Jackson and Beyoncé. The second part of the evening brought much more pure African music (in belting technique).

An acrobatic basketball group number in the second part put the audience in the greatest buzz. The artists jumped from a trampoline in the middle to a ring on the right side of the stage, performing various tricks with balls. All but one jump hit all the balls. On the whole, only the younger acrobats had little messiness in their performances. But that was not critical, because the whole team delivered a very convincing program.

In the second half of the show came the highlight of the evening: a life-size, but not real elephant (Design: Michael Curry). From the distance he looked like a real African elephant. Especially the (fake) eyes left a touching impression.

As a small point of criticism, the color choice can be applied to some costumes: to give an authentic impression, „unmixed“ colors should be avoided in the clothing. Otherwise, it creates a too decorative and artificial impression. The mixes of traditional, African and in opposite a modern, European clothing also seemed to me a be little problematic: okay, it was admittedly a journey through time, but in the first moments this transition seemed confusing.

The show looked wonderful. The mood gave the impression of not always taking life so seriously and enjoying the good moments. This was also the cause of the famous African saying „Hakuna Matata“, which became famous in the 90s through the Walt Disney movie „The Lion King“ and is mentioned in a song in this show.

Conclusion: great enthusiasm for a successful performance. The zest for life had spread to the audience.

After an idea by André Heller. The show was created by Georges Momboye. With African and African-born dancers. World premiere in 2003.
Georges Momboye, born in Ivory Coast/ Africa, studied dance with Alvin Ailey in New York and founded his own company in Paris in 1992. At the beginning of the 2000s he met André Heller and both developed the musical „Afrika! Afrika!“.

Author: Anastasiia Umanets

Künstlerin, Journalistin, Sängerin, Kostümbildnerin

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