Cendrillon in der Komischen Oper

Cendrillon - Komische Oper Berlin Foto: Monika Ritterhaus

Cendrillon in der Komischen Oper

 

Wertung: 🙂 🙂 🙂 🙂 (vier von fünf)

Von Holger Jacobs

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13.6.2016

Liebe Kulturfreunde,

jeder kennt die Geschichte des Aschenputtel, welches von der bösen Stiefmutter schikaniert wird und dennoch am Ende den schönen Prinzen heiratet. Der französische Komponist Jules Massenet machte daraus 1899 eine romantische Oper mit zauberhafter Musik.

Worum geht es?

Der venezianische Regisseur Damiano Michieletto verlegt die Geschichte in ein Tanzstudio, geführt von der strengen Madame de la Haltière. Sie hatte den Witwer Pandolfe geheiratet, der seine Tochter Lucette mit in die Ehe brachte. Die Stiefmutter und deren beide Töchter Noémie und Dorothee lassen keine Gelegenheit aus Lucette zu hänseln und zu schikanieren. Zumal Lucette durch einen Unfall gehandikapt ist und nicht beim Wetttanzen um die Gunst des reichen Prinzen mitmachen kann. Als das Vortanzen beginnt kann sich der Prinz aber für keine der Tänzerinnen entscheiden, bis er durch Zufall im Hintergrund Lucette entdeckt. Durch einen Zauber einer guten Fee ist sie geheilt worden. Was aber für Lucette zunächst nur ein Traum ist wird am Ende wahr.

Kritik:

Wenn einen an diesem Abend der Premiere etwas begeistert, dann ist es die Musik von Jules Massenet. Wunderbare Harmonien und fließende Klänge lassen den Zuschauer selbst in einen Traum hineingeraten. Der wird aber beim Hinsehen auf die Bühne etwas gebremst: Keine Märchenlandschaft erwartet uns, sondern ein ziemlich trostlos wirkendes Tanzstudio (Bühne: Paolo Fantin). Auch die Kostüme (Klaus Bruns) der Protagonisten wirken etwas heruntergekommen und sind aus einer undefinierbaren Epoche. Die schönen blauen Abendkleider bei der späteren Tanzszene können das leider nicht wett machen. Zumal dieser corps de ballet nicht von hübschen Ballerinen sondern von Männern gespielt/gesungen wird. Meine Stimmung steigt, als Lucette/Cendrillon hereinkommt. Die junge Sängerin Nadja Mchantaf ist nicht nur schön anzuschauen, sondern kann auch mit ihrer Stimme überzeugen. Zurzeit noch an der Semperoper in Dresden beschäftigt, soll sie in der nächsten Spielzeit fest in das Ensemble der Komischen Oper kommen. Auf jeden Fall eine Bereicherung. Weniger überzeugen konnte mich der Prinz, der hier von einer Frau (Karolina Gumos) gespielt/gesungen wird. Explizit als „Prince charmant“ im Originaltext deklariert sieht die Sängerin Karolina Gumos leider gar nicht „charmant“ aus. Ein hageres Gesicht mit einer spitzen Nase und zotteligem, kurzen Haar. Da fällt es mir schwer zu glauben, dass die hübsche Lucette sich in sie/er verliebt. Was mir dagegen sehr gut gefallen hat ist die insgesamt schwungvolle Inszenierung und die musikalische Leitung durch den Dirigenten Henrik Nanasi. Seine präzise Lenkung des Orchesters lässt die emotionalen Höhepunkte erst richtig hervorkommen. Alles in Allem ein heiterer, romantischer Abend mit toller Musik, toller Sängerin und leichten Schwächen in Bühne und Ausstattung.

Nächste Vorstellungen am 16., 19., 26., 29. Juni und 2., 10. Juli 2016.

Komische Oper Berlin
Behrenstrasse 55-57
10117 Berlin

 

"Cendrillon", Komische Oper, Foto: Monika Ritterhaus

6 Bilder: „Cendrillon“, Komische Oper, Foto: Monika Ritterhaus

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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