Emil Nolde im Brücke Museum Berlin

Emil Nolde "Menschenpaar" © Nolde Stiftung Seebüll

Emil Nolde im Brücke Museum Berlin

 

Von Holger Jacobs

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  1. August 2016

Liebe Kulturfreunde,

wenn man von dieser besonderen Kunstausstellung sprechen möchte, muss man gleich zwei Themen auf einmal behandeln:

Emil Nolde, der Maler und das Museum der Künstlergruppe „Brücke“.

Wer diese jungen Wilden der 10er- und 20er Jahre in Deutschland kennt, weiß um ihre für damalige Verhältnisse ungewöhnliche Farben- und Formensprache, die später als Expressionistische Malerei bekannt wurde und mittlerweile höchste Preise auf den großen Auktionen in London und New York erzielen. In Frankreich gab es zur selben Zeit eine ähnliche Kunstbewegung, „Les Fauves“ genannt, die aber nicht dieselbe Bedeutung erlangten, wie die Expressionisten bei uns. Auch Emil Nolde gehörte kurze Zeit zur „Brücke“.

Emil Nolde, 1929, Foto: Minga Diez-Dührkopp

Emil Nolde, 1929, Foto: Minga Diez-Dührkopp

Als einer der Mitbegründer und Wegbereiter der „Brücke“, Karl Schmidt-Rottluff, kinderlos und ohne Erben blieb, trat er 1964 an den Berliner Senat heran und machte den Vorschlag, seine gesamte Hinterlassenschaft, immerhin an die 800 Arbeiten, der Stadt Berlin zu schenken. Bedingung war, dass die Stadt hierfür ein Museum baut. Als schließlich ein weiterer Brücke-Mitstreiter, Erich Heckel, mit noch einmal 700 Werken hinzukam, war die Sache beschlossen. Als Architekt wurde der damalige Stadtbaudirektor Werner Düttmann beauftragt, der auch schon die Akademie der Künste am Hanseatenweg im Tiergarten gebaut hatte. Als Ort wurde ein landeseigenes Grundstück im Grunewald gefunden. 1967 wurde das Brücke Museum schließlich eröffnet.

Über Emil Nolde zu schreiben macht mir ein besonderes Vergnügen. Aus vielerlei Gründen. Zunächst einmal ist er Norddeutscher, wie ich. Meine Großmutter mütterlicherseits stammte aus Kopenhagen, Emil Nolde heiratete 1902 die Dänin Ada Vilstrup. Auch ich war Zeit meines Lebens künstlerisch tätig und liebe ebenfalls die kräftigen Farben und Formen. Ich habe die „Deutschstunde“ von Siegfried Lenz verschlungen, indem es um Noldes Berufverbot während der Nazizeit geht. Und ich habe natürlich seine Biographie gelesen, in der er schreibt, wie schwer es für ihn war mit seiner Kunst Anerkennung zu finden. Ich denke, er war eine außergewöhnliche Persönlichkeit mit einer außergewöhnlichen künstlerischen Begabung. Viola, c’ est tout. Das ist es!

Im Brücke Museum hängen jetzt 70 Werke von ihm, die meisten sind ausdruckstarke Ölgemälde und einige wenige Aquarelle (gespendet von seiner zweiten Frau Jolanthe). 46 Arbeiten kommen von der Nolde Stiftung in Seebüll, seinem letzten Wohnort in Schleswig-Holstein, der Rest aus der Sammlung des Museums.

Ein Video von der Ausstellung könnt Ihr auf meinem Youtube Kanal sehen.

Es gäbe sicher keinen besseren Ort die Bilder Noldes zu präsentieren, wenn nicht das Gebäude des Brücke Museums diese kühle und abweisende Architektur der 60er Jahre hätte. Seine weit von öffentlichen Verkehrsmitteln gelegene Situation im Grunewald macht es zusätzlich nicht gerade leicht dort hinzukommen.

Doch die große Liebe zu Emil Noldes Werken kann auch nicht von 6oer Jahre Beton aufgehalten werden. Sobald man vor seinen Bildern steht lässt deren Zauber alles vergessen.

Emil Nolde . Der Maler
15. Juli – 23. Oktober 2016
Brücke Museum
Bussardsteig 9
14195 Berlin
Mi – So 11 – 17 Uhr
Dienstag geschlossen

"Menschenpaar", 1919, Emil Nolde © Nolde Stiftung Seebüll, Foto: Holger Jacobs

20 Bilder: „Menschenpaar“, 1919, Emil Nolde © Nolde Stiftung Seebüll, Foto: Holger Jacobs

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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