FEAR – Falk Richter – Schaubühne Berlin
Von Holger Jacobs
25.10.2015
Das Thema könnte nicht aktueller sein: Der Autor Falk Richter brachte das Flüchtlingsthema auf die Bühne. Wobei die Flucht oder die Flüchtlinge selbst nicht im Vordergrund stehen, sondern vielmehr wir selbst, wir Menschen in Deutschland und wie wir auf diese Herausforderung reagieren. Die erste Welle im August diesen Jahres wurden noch mit lauten „Welcome“-Rufen am Münchner Hauptbahnhof begrüßt. Doch umso mehr kommen, umso mehr ist zu befürchten, dass die bisher überwiegend positive Stimmung umschlägt. Ein guter Gradmesser ist die Montags-Demontration der Pegida-Bewegung in Dresden. Gingen am Anfang der Bewegung noch über 20.000 Menschen auf die Straße, waren es Anfang des Jahres 2015 nur noch wenige Hundert. Aber seit August 2015 werden es wieder von Montag zu Montag mehr und letzte Woche waren es wieder an die 20.000, die Ihrer Angst und ihrer Furcht einen Ausdruck geben wollen.
Angst und Furcht ist das Stichwort und auch der Titel des neuen Stückes von Falk Richter.
Sein Ansatz sind die vielen Demagogen, die Furcht schüren wollen, um der Bevölkerung weiß zu machen, dass sie in Gefahr wären. Die klassische Methode aller rechten Parteien. Mit der Angst vor Al-Kaida, vor dem Terror des Islam, hatte schon Georg Bush die Amerikaner zum Krieg gegen den Irak geführt und konnte selbst solche menschenverachtenden Institutionen schaffen wie das Gefängnis von Guatanamo. Mit Angst kann man vieles erreichen. Und fast alles rechtfertigen. Also ein sehr gefährliches Mittel der Politik.
Ob es Frauke Petry von der AFD, Horst Seehofer von der CSU oder Lutz Bachmann von der Pegida-Bewegung ist, alle arbeiten sie mit dem Mittel der Angst, wenn es darum geht uns vor den Flüchtlingen zu warnen, die uns angeblich eines Tages unser Deutschland wegnehmen wollen.
Aber Angst gibt es nicht nur vor Fremden, sondern auch ganz allgemein vor allem Neuen. Und gegenüber jeder Veränderung.
Diese Themen bringt Falk Richter auf die Bühne, indem er seine Schauspieler die Dinge sagen lässt, die uns die Demagogen jeden Tag erzählen wollen. Aber er lässt sie auch in einem anderen Moment die Dinge sagen, die man ihnen entgegnen sollte.
Im Hintergrund läuft ein Video, welches sowohl das typisch deutsche Häuslein zeigt, als auch die Aufmärsche der Neonazis. Selbst das Portrait von Marie Le Pen ist zu sehen, der Führerin der rechten Front National in Frankreich.
Ein wichtiges Thema wurde überzeugend umgesetzt.
Buch und Regie: Falk Richter
Bühne: Katrin Hoffmann
Kostüme: Daniela Selig
Video: Björn Melhus
Es spielen: Bernardo Arias Porras, Denis Kuhnert, Lise Risom Olsen, Kay Bartholomäus Schulze, Alina Strauß, Frank Willens und Jakob Yaw
Nächste Aufführungen am 26., 27., 30. Oktober und 3., 4., 7. November 2015
FEAR – Falk Richter – Schaubühne Berlin © Holger Jacobs
Author: Holger Jacobs
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Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.
