King Arthur – Henry Purcell – Staatsoper

King Arthur - Staatsoper Berlin Foto: Holger Jacobs

King Arthur – Henry Purcell – Staatsoper

 

Von Holger Jacobs

19.1.2017

🙂 🙂 🙂 🙂 (vier von fünf)

Liebe Kulturfreunde,

auch wenn der Titel an Schlachtengetümmel und grausame Morde à la Shakespeare erinnert, so ist diese Semi-Oper des sicher berühmtesten englischen Barock Komponisten Henry Purcell (1659 – 1695) eher ein fröhliches, sinnliches Lustspiel. Einschließlich eines erregierten (Stoff-) Penis geht auch die Inszenierung von Regisseur Sven Eric Bechtolf genau in diese Richtung.

Der achtjährige Arthur (Ferdinand Krämer) bekommt ein Buch zum Geburtstag, „King Arthur“, Staatsoper Berlin, Foto: Holger Jacobs

Handlung:

Der Text von Librettist John Dryden bezieht sich auf die wahre Geschichte Englands, als im 4. Jahrhundert n. Chr. das römische Reich zerfiel und germanische Stämme, u.a. Sachsen, Angeln und Jüten, die Insel Britanniens eroberten. Diese siedelten sich überwiegend im südöstlichen England an (Middlesex, Essex, Wessex, Sussex). Die Briten lebten zu der Zeit im süd-westlichen England. Das Streben nach der Herrschaft über die Insel brachte viele blutige Schlachten zwischen diesen beiden Volksgruppen hervor. Sie wurden erst durch den Normannen Wilhelm der Eroberer 1066 beendet.

Doch der Kampf der Briten gegen die Sachsen bildet bei Dryden/ Purcell nur den Hintergrund. Die eigentliche Geschichte ist die Liebe zwischen König Arthur (wie wir heute wissen eine Sagengestalt, die mehrere damals wirklich existierende Briten-Könige widerspiegelt) und der blinden Emmeline. Diese wird aber auch vom Sachsenkönig Oswald begehrt.

König Arthur kann in der Schlacht König Oswald besiegen. Doch dieser entführt mit Hilfe seines Magiers Osmond und dem Geist Grimwald die schöne Emmeline. König Arthur versucht mit seinem Zauberer Merlin und dem Luftgeist Philidel seine Geliebte zu retten. Am Schluss ist das Böse besiegt und alle feiern sie Britannien…

Der böse König Oswald (links: Max Urlacher) und sein Magier Osmond (Oliver Stokowski), „King Arthur“, Staatsoper Berlin, Foto: Holger Jacobs

Kritik:

Der Regisseur Sven-Eric Bechtolf kommt eigentlich aus dem Schauspielfach. Lange Zeit im Ensemble des Burgtheaters, beginnt er jedoch schon früh mit eigenen Inszenierungen. Mit Erfolg. Hauptsächlich Theater und jetzt auch Oper.

In „King Arthur“ umgibt Bechtolf die eigentliche Geschichte mit einer Rahmenhandlung. Ein achtjähriger Junge feiert im 2. Weltkrieg in England seinen Geburtstag. Sein Opa gibt ihm als Geschenk ein Buch über die Geschichte König Arthurs und seinen Kampf gegen den Sachsen-König Oswald, in dem die Liebe zu der blinden Emmeline ebenfalls eine große Rolle spielt. Und so mischen sich die Szenen zwischen 1940 und dem Mittelalter. Die Oper von Henry Purcell wird dadurch zwar von ursprünglich knapp 2 Stunden auf fast 3 Stunden verlängert. Doch zum Gewinn der Zuschauer.

Besonders hervorzuheben gilt die Optik der Inszenierung. Wunderschöne Tableaus (Bühnenbild: Julian Crouch), eingehüllt in ein magisches Lichtspiel (Licht: Olav Freese) dominieren den Abend und lassen das Spiel wie eine Zauberlandschaft wirken. Was zum Inhalt passt, denn mit Zauberer Merlin und verschiedenen Geistern und Nymphen befinden wir uns auch von der Handlung her in einem Märchen.

Ebenfalls hervorzuheben ist die Sängerin der Philidel, die Sopranistin Anett Fritsch, die mit eleganten Kostümen und glamourösem Make-Up und Hair Styling aus dem Ensemble herausragt, sowohl optisch wie musikalisch. Die Mischung zwischen schauspielerischer Expression und sängerischer Glanzleistung gelingt ihr vortrefflich (siehe unser Video auf kultur24.berlinTV). Musikalische Leitung: René Jacobs:

Der Abend endet mit Lobgesängen auf (Gross-) Britannien und plötzlich fühle ich mich mitten in der Gegenwart. Hatte nicht gerade erst vor wenigen Tagen die englische Premierministerin Theresa May den harten Brexit zum Wohle Englands proklamiert? Die Politik des englischen Königreiches bleibt auch 400 Jahre nach König Arthur spannend und erlebnisreich.

Ob Theresa May auch der Zauberer Merlin zur Seite steht? Zu wünschen wäre es ihr.

STAATSOPER IM SCHILLER THEATER
Bismarckstraße 110
10625 Berlin

Nächste Vorstellungen: 21. und 22. Januar 2017

50 Bilder: Im Zauberwald will der böse Grimbald König Arthur ins Moor führen, Philidel hält dagegen, „King Arthur“, Staatsoper Berlin, Foto: Holger Jacobs

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

Cookies help us deliver our services. By using our services, you agree to our use of cookies.