Kultur Tipps Hamburg Juni 2016

Hamburg Kultur Tipps 2016 - Elbphilharmonie © Thieß Raetzke

Kultur Tipps Hamburg Juni 2016

 

Von Julia Engelbrecht-Schnür

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9.6.2016

Der freie Eintritt anlässlich der Wiedereröffnung der Hamburger Kunsthalle ist vorbei. Normaler Museumsalltag zieht ein in die frisch renovierten Museumsräume – könnte man meinen. Zumindest die Mitarbeiter in den oberen Etagen atmen auf. Denn alle Aufmerksamkeit richtet sich jetzt auf das Sockelgeschoß der Galerie der Gegenwart, wo eine Schau der Superlative der modernen Malerei gezeigt wird. „Manet – Sehen“ heißt die Ausstellung, die mit mehr als 40 Gemälden aus 30 Museen der Welt brilliert. Leihgaben, die Dank jahrelanger Museumsdiplomatie Häusern wie dem Prado, dem Louvre und der National Gallery entlockt wurden. Der scheidende Kunsthallenchef Hubertus Gaßner will seine Freude und den Stolz über diesen Erfolg nicht verbergen. Aufgeregt läuft er durch die Räume, erklärt die kunstgeschichtlichen Hintergründe der einzelnen Werke, schwärmt, preist und lobt. „Da ist eine sehr besondere Schau. Ja, ich bin stolz. Schließlich ist es meine letzte Ausstellung, die ich hier in Hamburg eröffne.“ Wehmut macht sich breit unter den Journalisten, deren ratlos-betroffene Blicke sich mit den Blicken von Manets-Figuren treffen. Was denkt dieser Jüngling in schwarzer Jacke, der lässig an einen gedeckten Tisch gelehnt, abwesend in die Ferne blickt? Was sehen und fühlen die drei Personen auf dem Balkon, die in drei verschiedene Richtungen blicken, scheinbar nichts miteinander zu tun haben? Was verraten uns die Augen „unserer Nana“, die glücklich und kokett aus dem Bild heraus den Betrachter direkt anblickt? Wer den Blicke-Fokus für überspitzt hält, sieht sich an Manets Farbenkombinationen satt, an diesen Grautönen, die der Wegbereiter der modernen Malerei wie kein anderer beherrschte, diesen Schwarznuancen, diesen diffusen Hintergründen, die das Gemüt des Philosophen, des Hamlet-Darstellers oder des Künstlers Desboutin erst den seelischen Entfaltungsraum geben. Es sind diese kunstvollen Effekte seiner Malerei, wie das glänzende Hundefell, das hingetupfte Wasserglas, die gerötete Hand oder die wächserne Haut, die das Sehen und Betrachten hier zu einem Erlebnis machen.
Hamburger Kunsthalle, „Manet – Sehen“, bis 4. September, Di bis so 10 bis 18 Uhr, Do bis 21 Uhr.

Edouard Manet, Hamburger Kunsthalle 2016 "Manet - Sehen", Foto: Julia Engelbrecht-Schnür

5 Bilder: Edouard Manet, Hamburger Kunsthalle 2016 „Manet – Sehen“, Foto: Julia Engelbrecht-Schnür

 

Es ist ein Thema, dass wir unseren Kindern nicht erklären können, auch nicht unseren Eltern. Es ist eine Angelegenheit, die in Gänze nur wir ver-stehen und erfühlen, wir, die Zeitzeugen der Achtziger, als Jennifer Beals in Flashdance sie trug und Michael Jordan das im Fernsehen tat. Der Turnschuh wurde zum Sneaker und wir alle wurden zu Helden eines amerikanischen Zeitgeistes, der damals noch vor einem „eisernen Vorhang“ abrupt anhielt. Unerklärlich eben. Im Museum für Kunst und Gewerbe sind sie jetzt alle noch einmal zu sehen, die Objekte, weshalb wir unseren Müttern Geld aus der Handtasche klauten, nachts nicht schlafen konnten und Klassenkameraden bewunderten, die eigentlich blöd waren. Damals taten wir alles, um nur ein einziges Paar zu besitzen, heute haben meine Freundinnen bis zu sieben Paare – ohne sie zu lieben. Mit ca. 120 Exponaten thematisiert die Ausstellung Sneaker die Entwicklung vom Sportschuh zum Kultobjekt inklusive alter Werbespots, Interviews und Schweißgeruch.
Museum für Kunst und Gewerbe „Sneaker – Design für schnelle Füße“, , bis 28. August, Di bis So 10 bis 18 Uhr, Do bis 21 Uhr.

Converse-Beauty, Museum für Kunst & Gewerbe 2016, "Sneaker - Design für schnelle Füße", Foto: Terry Richardson

6 Bilder: Converse-Beauty, Museum für Kunst & Gewerbe 2016, „Sneaker – Design für schnelle Füße“, Foto: Terry Richardson

 

Alle Mozart-Fans erwartet mit der Zauberflöte im Theaterquartier an der Gaußstrasse in Altona ein schrilles Regiekonzept, das die Studenten der Hochschule für Musik und Theater als humorvolle Variante der meistgespielten Oper auf die Bühne bringen. Die Inszenierung überzeugt mit ihren abstrusen Einfällen, die Sänger der Opernklasse mit ihrem stimmlichen Engagement und vor allem mit ihrer Freude an der Musik.
TheaterQuartier Gaußstrasse 190, „Die Zauberflöte“, 1., 4., 8., 12., 14., 18. Juni, 19 Uhr, Karten 28 Euro, 10 Euro ermäßigt, Theaterkasse Gerdes, Tel: 040-453326.

Wem auffällt, dass momentan besonders viele Japaner durch Hamburg laufen, dem sei gesagt: Das liegt an JFFH. Das ist nicht die Abkürzung für eine asiatische Jugendherberge, sondern für das Japan-Filmfest Hamburg, das im Anschluss an das beliebte Internationale KurzFilmFestival Hamburg für ungewöhnliche Leinwanderlebnisse sorgt. Während die Japaner mit 80 Filmen rund um das Thema Unterwelt kreisen und gleich 5 Filme des gefeierten Regisseurs Sion Sono zeigen, strotzt das Kurzfilm-Spektakel mit 300 Filmen aus 40 Ländern in 5 Wettbewerben. Es lohnt sich.
Japan-Filmfest Hamburg, Metropolis, 3001, Studio Kino, 8. bis 12. Juni www.jffh.de

Japanisches Filmfest Hamburg 2016

Japanisches Filmfest Hamburg 2016

 

Wie aufregend und mutig der Aufbruch in die Moderne für Maler wie Nolde, Pechtstein, Münter, Schmidt-Rottluff, Macke und Marc war, können wir heute nur erahnen. Wie entsetzt und abwertend ein Großteil des bürgerlichen Bürgertums damals auf ihre Arbeiten reagierte, erscheint uns heute unvorstellbar. Die hochkarätige Expressionisten-Sammlung vom Osthaus Museum Hagen, 1902 von Karl Ernst Osthaus gegründet, zurzeit ausgestellt im Ernst Barlach Haus, gibt uns einen berührenden Einblick in das Schaffen der deutschen Expressionisten, die sich in den Künstlervereinigungen „Brücke“ und „Blauer Reiter“ zusammengefunden hatten, um vor allem auch dem Gespött und der Ablehnung zu trotzen. Unvorstellbar schön!
Ernst Barlach Haus „Aufbruch in Farbe“, täglich Di bis So 11 bis 18 Uhr. Kuratorenführung, 14. Juni um 18 Uhr.

Emil Nolde, "Blumengarten mit weßer Frau", 1908, Ernst Barlach Haus 2016, "Aufbruch in Farbe"

10 Bilder: Emil Nolde, „Blumengarten mit weßer Frau“, 1908, Ernst Barlach Haus 2016, „Aufbruch in Farbe“

 

Author: Julia Engelbrecht-Schnür

Journalistin

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