München Kultur September 2016

München Panorama © Christoph Dethleffsen

München Kultur September 2016

 

Von Karin Jacobs-Zander

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06.09.2016

OKTOBERFEST

Wenn Mitte September die bayerischen Schulferien zuende gehen und die Theater und Konzertsäle wieder auf volle Leistung laufen, stehen schon die bayerischen Uhren, die ja bekanntlich immer etwas anders gehen , auf kurz vor 12. : Der Countdown läuft, die Wies’n Zeit rückt rasant heran und schon sieht man auf den Straßen der bayerischen Weltstadt   erstaunlich viele mit Dirndln- und Lederhosen in jeder Variation „aufgebrezelte“ Menschen aus aller Herren Länder, die Trambahnen tragen weiß -blaue Fähnchen, die Hotels sind ausgebucht bis ins Umland hinein und irgendwie ist alles ein wenig anders als sonst. Für etwas mehr als zwei Wochen wird München   zum bierseligen Rummelplatz- Paradies der echten und der Möchtegern- Bayern. Man spricht davon, dass in diesem Jahr die Unbeschwertheit einem sorgenvollen Sicherheitsdenken Platz machen könnte. Doch viele Wies’n -Liebhaber werden sich die Freude an einem Bummel über das Oktoberfest, vielleicht in der Dämmerung so um 18 Uhr, wenn sich die Stände und Zelte von der untergehenden Sonne rot färben und das Bild einer ausgelassenen   weltoffenen Harmonie   zaubern , das man kitschig oder einfach nur wunderschön nennen kann , auch von überfüllten Bierzelten, betrunkenen Besuchern, langen Wartezeiten an den Zelten , erstaunlichen Preisen   und in diesem Jahr verstärkten Polizeikontrollen nicht nehmen lassen. Natürlich , das sei den älteren Münchnern zugestanden, mag es nicht mehr so liebevoll-idyllisch wie „damals“ zugehen , aber was soll’s : Es ist und bleibt eben doch etwas ganz Besonderes , das Münchner Oktoberfest, das am Samstag, den 17. September beginnt und am Nationalfeiertag, den 3. Oktober zuende geht.

Wer nicht zu lange schläft, kann am Sonntag , den 18. September ab 10 Uhr den eindrucksvollen Umzug der Wiesnwirte durch die Stadt bewundern.

Oktoberfest München © Heribert Pohl

Oktoberfest München © Heribert Pohl

 

BAYERISCHE STAATSOPER

Die neue Spielzeit beginnt Kirill Petrenko mit seinem Bayerische Staatsorchester mit einer großen Tournee durch die Metropole Europas . Dennoch bekommt auch das Publikum zuhause zum Auftakt der kommenden Saison vielfältige Schmankerl auf hohem Niveau geboten .

Bayerisches Staatsorchestern @ Bayerische Staatsoper

Bayerisches Staatsorchestern @ Bayerische Staatsoper

 

Am 19. und 20. September steht das 1. Akademiekonzert mit einem anspruchsvollen Programm auf dem Plan:
– György Ligeti, Lontano für großes Orchester
– Richard Strauss „Vier letzte Lieder“ mit der Sängerin Diana Damrau
– Peter I. Tschaikowsky, Symphonie Nr. 5 e-Moll op. 64
Dirigent ist Kirill Petrenko

Dina Damrau und Kirill Petrenko © Christian Brech

Dina Damrau und Kirill Petrenko © Christian Brech

Am 24. September um 14.30 Uhr kommt dann das Publikum der Zukunft zu seinem Recht bei einem „Sitzkissenkonzert“.
„Die Sara, die zum Circus will“. heißt das Stück mit viel Musik.
Das Bilderbuch von Gudrun Mebs, sicher vielen Kindern und ihren Eltern bekannt, gibt die Geschichte vor. Die Musikstücke stammen von Jan Koetsier u.a.
Die Geschichte: Sara möchte gern zum Zirkus. Löwen zähmen oder mit den Artisten am Trapez schwingen. Oder ein Clown sein. Das wäre doch leicht. Als eines Tages ein Zirkus in die Stadt kommt, macht sie sich sofort auf den Weg…
Ein fünfköpfiges Blechbläserensemble wird zur Zirkusband und begleitet Sara auf ihrer abenteuerlichen Entdeckungsreise.

Am 30. September wird die Wiederaufnahme von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ (Premiere war im Mai dieses Jahres) für viele Richard Wagner- und/oder Jonas-Kaufmann- Fans das herausragende Opernereignis des Münchner Herbstes sein.
Die witzige, spannende und emotional bewegende Opernregie von David Bösch zeigt, wie kurzweilig ein fünfstündiges Werk sein kann, zumal wenn Wagners Musik von   Meister Petrenko am Pult aufregend facettenreich dirigiert wird und die Sänger mit herrlicher Spielfreude ihre Rollen erfüllen und lebendig machen. Stellvertretend für seine hervorragenden Kollegen sei Jonas Kaufmanns Darstellung des Walther von Stolzing genannt. Der Münchner Tenorstar macht aus dem romantisch verliebten, aber oft etwas langweiligen Ritter einen überaus charmanten, wohlstandsverwahrlosten Lümmel , dem die   Herzen, allen voran das seiner Angebeteten Eva, nur so zufliegen. Ein Opernabend, der in vieler Hinsicht begeistert.

"Die Meistersinger von Nürnberg", Jonas Kaufmann © Wilfried Höhl

„Die Meistersinger von Nürnberg“, Jonas Kaufmann © Wilfried Höhl

 

RESIDENZTHEATER

Das Bayerische Staatsschauspiel eröffnet seine neue Spielzeit gleich mit zwei Premieren.
Es stehen stehen Schillers „Die Räuber“ auf dem Programm und man darf gespannt sein, was Regie und Darsteller aus diesem Klassiker der Theaterliteratur machen werden.
Die Story: Für die ungleichen Brüder Karl und Franz Moor ist die alte Ordnung verfallen. Franz zerdenkt sie mit der Schärfe seines Verstandes, dem keine Werte und Vorgaben standhalten. Freiheit ist für ihn die Fähigkeit, sich selbst neu zu erschaffen. Karl fühlt sich ausgestoßen aus der harmonischen Ordnung seiner Kindheit. Dass die Welt nicht so eingerichtet ist, wie er sich das vorstellt, rechtfertigt allemal ihren Untergang.
In Franz‘ instrumentellem Rationalismus, dem die Welt ein Nullsummenspiel und ein Ermordeter so viel wie ein Nicht-Geborener ist, einerseits und im blutigen Idealismus Karls andererseits stehen sich zwei radikale Entwürfe modernen Denkens gegenüber. Schiller erkennt in ihnen bereits die Wahnsysteme, als die sie sich geschichtlich erweisen werden.
Ulrich Rasche, der zum ersten Mal in München arbeitet, spannt Schillers Figuren in das Räderwerk eines gewaltigen Mensch-Maschinen-Musik-Theaters ein, „um die Seele bei ihren geheimsten Operationen zu ertappen“, wie Schiller in seiner Vorrede zu den „Räubern“ schreibt.(Text Dramaturgie Residenztheater ).
Premiere am 23. September 2016

"Die Räuber", Franz Petzold als Karl Moor © Julian Baumann

„Die Räuber“, Franz Petzold als Karl Moor © Julian Baumann

 

Im Cuvilliestheater geht es einen Tag später zur nächsten Premiere. Der Hausherr des bayerischen Staatstheaters, Martin Kusey inszeniert Jean-Paul Sartres „Die schmutzigen Hände“.
„Wieder einmal die Konfrontation der Moral mit der Praxis“, notierte Simone de Beauvoir über das 1948 uraufgeführte Stück ihres Lebenspartners. Hugo, ein junger Intellektueller, versucht seiner bourgeoisen Herkunft zu entkommen, ist der kommunistischen Partei beigetreten und wartet auf große Aufgaben, die sich ihm bald auf dramatische Weise stellen. Auf dem schmalen Grat zwischen Ernst und Spiel, Zuneigung und Abgrenzung beginnt ein Kampf zweier ungleicher Männer um die Frage, an welcher Grenze eine Tat ihre moralische Rechtfertigung verliert. Eine Frau wird letztlich zum entscheidenden Spielfaktor in diesem friendly fire. Ein aufregendes Stück der modernen Klassik, das in den letzten Jahrzehnten seine Gültigkeit nicht verloren hat.
Premiere am 24. September 2016

"Die schmutzigen Hände", Philip Dechamps © Julian Baumann

„Die schmutzigen Hände“, Philip Dechamps © Julian Baumann

 

MÜNCHNER KAMMERSPIELE

Ein paar Meter weiter auf der anderen Seite der Maximilianstrasse stellen die Münchner Kammerspiele eine Premiere zur Diskussion, die aus dem Rahmen des Gewohnten fällt (aber wie sollte es in diesem Theater anders sein!) .
„Der Fall Meursault- eine Gegendarstellung „ heißt das Stück nach dem gleichnamigen Roman von Kamel Daoud. Inszeniert wird die Dramatisierung von dem Iraner Amir Reza Koohestani.

Für alle, die Albert Camus Roman „Der Fremde“ gelesen haben , wird dieser Abend eine neue Sicht auf den Fall bieten, der viele von uns in den Bann zog. Camus erzählt von einem Mord , dessen Sinn schwer zu verstehen ist und er beschreibt , wie dem Mörder der Prozess gemacht und er am Ende nicht so sehr für seine Tat verurteilt wird, sondern für die Emotionslosigkeit, mit der er sie begangen hat und sie vor Gericht beschreibt. Das Opfer, der Araber, bleibt dabei stets namenlos. Indem Kamel Daoud nun – 70 Jahre später – die Geschichte des Getöteten bis zu dessen gewaltsamem Tod erzählt, wird dem ursprünglich gesichtslosem Opfer seine Identität zurück gegeben. Das Buch .„Meursault- eine Gegendarstellung“ hat in vielen Ländern eine große Leserschaft gefunden und kann mit seiner Darstellung des Falles an den Welterfolg des legendären Camus -Romans anknüpfen.Nun nimmt sich das Theater dieser faszinierenden Geschichte an, in der auch die Kultur der nordamerikanischen Länder eine wesentliche Rolle spielt und die gerade heute besondere Aktualität besitzt.
Premiere am 29. September 2016

Algier bei Nacht

Algier bei Nacht

 

PINAKOTHEK DER MODERNE

Ausstellung:

Fotografie heut: „Distant Realities“
Eine Ausstellungsreihe zur künstlerischen Fotografie im digitalen Zeitalter
30.9.2016 – 29.01.2017

"Distant Realities" © Illy Azoulay

„Distant Realities“ © Illy Azoulay

 

VILLA STUCK

Ausstellung:

Sylvie Fleury‘ s solo show „My life on the road“
noch bis zum 3. Oktober 2016

Villa Stuck, Sylvie Fleury "My life on a road" © Jann Averwerser

Villa Stuck, Sylvie Fleury „My life on a road“ © Jann Averwerser

 

HAUS DER KUNST

Publikumsgespräch: Sir David Chipperfield, der berühmte Architekt, u.a. verantwortlich für die Rekonstruktion des „Neuen Museums“ auf der Museumsinsel in Berlin.
Am 16. September 2016 um 19.00 Uhr.

David Chipperfield, Architekt vom "Das Literaturmuseum in Marl"

David Chipperfield, Architekt vom „Das Literaturmuseum in Marl“

 

OPEN ART MUNICH

Am Wochenende, den 9./ 10./ 11. September 2016 findet wieder einmal die OPEN ART in München statt.

Viele Galerien haben das ganze Wochenende geöffnet.

Öffnungszeiten:
Fr 18 – 21 Uhr
Sa + So 11 – 18 Uhr

Author: Karin Jacobs-Zander

Karin Jacobs-Zander, Dramaturgin und Autorin der Bücher „Lebenslotsen“ und „Wo München am schönsten ist“ aus dem Ellert & Richter Verlag, lebt in München als freie Journalistin

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