München Kultur Tipps Dezember 2016

Anna Netrebko, "Macbeth", Bayerische Staatsoper © Bayerische Staatsoper

München Kultur Tipps Dezember 2016

 

Von Karin Jacobs-Zander

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10.12.2016

München im Dezember ist eine leuchtende, glitzernde , duftende Stadt, deren vielfältige Advents- Freuden   je nach Stimmungslage und Geschmack irgendwo zwischen dem mystischen Zauber des Mittelalters , der heiteren Frömmigkeit des traditionellen Bayerns und dem nervenraubenden Touristen – und Einkaufsrummel einer weltoffenen Großstadt zu erleben sind. Die typische   Mischung aus dörflicher Enge , hektischer City, aus Schickimicki und kerzenleuchtender Romantik machen den Charme der Stadt in dieser gar nicht so „staden“ (hochdeutsch: stillen ) Zeit aus.
Ein Duft von gebratenen Mandeln und Würstln empfängt den Besucher. Er ist den 40 großen und kleinen Christkindlmärkten geschuldet, die sich von dem großen, zentralen Markt um den Marienplatz über den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt am Wittelsbacherplatz bis zu den vielen geschmückten Stadtteilmärkten durch München ziehen. Man könnte Tage , ja Wochen damit zubringen, von einem Christkindlmarkt zum anderen zu schlendern .

Münchner Weihnachtsmarkt auf dem Marienplatz Foto: Ramessos

Münchner Weihnachtsmarkt auf dem Marienplatz Foto: Ramessos

 

Etwas Besonderes bietet auf der Theresienwiese das „Tollwood Winterfestival“ vom 23. November bis zum 31. Dezember. Vielfältige Attraktionen ziehen hier Jung und Alt in ihren Bann. In der „Tief im Wald“-Bar wird getanzt, auf der Performancebühne verzaubern Künstler die Besucher in Fabelwesen, im Weltsalon sind flimmernde Skulpturen zu bewundern und aus der Food-Plaza strömen exotische Gerüche. Wer ein Mitbringsel oder ein originelles Weihnachtsgeschenk sucht, wird mit Sicherheit auf dem Bazar fündig.

Tollwood Winterfestival, Foto: Patrick Huebgen

Tollwood Winterfestival, Foto: Patrick Huebgen

 

Doch München im Dezember ist mehr als Zauberwelt und Lichterglanz. Neben all den vorweihnachtlichen Events gibt es jede Menge ernsthafte Kulturereignisse, unter denen hier nur ein paar herausragende erwähnt werden können.

Prinzregententheater

„Erst 1 , dann 2 , dann 3 , dann 4 – dann steht das Christkind vor der Tür“ nimmt das Publikum mit auf eine musikalische Reise durch den Advent.
Mit Klaus Maria Brandauer am 20. Dezember. Am Klavier Sebastian Knauer

Prinzregentheater, Foto: Rufus 46

Prinzregentheater, Foto: Rufus 46

 

Bayerische Staatsoper

Neben anderen familiengerechten Programmangeboten wie „Hänsel und Gretel“ in der Staatsoper und „Robin Hood“ im Residenztheater  geben die beiden großen Staatstheater ihrem Publikum auch weniger Besinnliches mit auf den Weg ins neue Jahr.
Die Bayerische Staatsoper bietet dem Münchner Opernpublikum zweimal Macbeth – doch unterschiedlicher in Inhalt und Komposition könnten beide Opern nicht sein.

Beginnen wir mit der großen musikkulinarischen Kost für Verdi- und Achtung aufgepasst! – Netrebko- Liebhaber:

 Verdis „Macbeth“ läuft am 18. , 21. und 27. Dezember 2016
mit Anna Netrebko in der Rolle der Lady Macbeth. Die musikalische Leitung hat Paolo Carignani , Regie Martin Kusej.
In den schönsten Tönen offenbaren uns Macbeth und seine Lady ihre leidenschaftlichen und unheimlichen Gefühle. Doch hinter dieser Schönheit liegt ein Abgrund, den Verdi mit einem der grausamsten Dramen der Weltliteratur enthüllt. Um zur Macht zu gelangen und um sie, da sie einmal erreicht ist, zu bewahren, begehen Macbeth und seine Lady einen Mord nach dem anderen. Die Unbedingtheit ihres Verlangens verleiht ihrer Liebe eine Radikalität, die bis dahin in der Oper undenkbar war.

Anna Netrebko © Bayerische Staatsoper

Anna Netrebko © Bayerische Staatsoper

 

Eine Neuinszenierung von „Lady Macbeth von Mzensk“ von Dimitiri Schostakowitsch zeigt die Staatsoper  am 1. , 4., 8., und 11. Dezember
Die musikalische Leitung hat Kjirill Petrenko, der Regisseur ist Harry Kupfer.

Inhalt:

Eine junge Frau, reich verheiratet und elend einsam, eingesperrt in einer Welt, in der die Rohheit herrscht: Katerina ist voller Lebenslust und Liebesverlangen – aber ihr Mann impotent und ihr Schwiegervater ein Tyrann. Kein Wunder, dass sie sich danach sehnt, aus diesem Leben in Zwängen auszubrechen. Als Sergej am Hof der Familie zu arbeiten anfängt, erscheint er ihr als Retter, doch ihre Affäre mit dem Knecht ist der Beginn einer kriminellen Karriere.

Schostakowitsch erzählt diese Geschichte mit einer unerhörten Musik, die brodelt und glüht und knallt. Katerinas Kampf um ein glücklicheres Leben schließt das Verlangen nach sexueller Erfüllung ein – und die drastische Darstellung dieses Moments führte zum langjährigen Verbot der Oper in der Sowjetunion, ein Verbot, das den Komponisten beinahe ins Lager gebracht hätte. Die in Lady Macbeth von Mzensk behandelte Frage, wie weit der Mensch gehen darf, um sich aus unwürdigen Verhältnissen zu befreien, hat ihre Aktualität nicht verloren.

"Lady Macbeth von Mzensk" , Bayerische Staatsoper, © W. Hoesl

6 Bilder: „Lady Macbeth von Mzensk“ , Bayerische Staatsoper, © W. Hoesl

 

Residenztheater

Wand an Wand mit der Staatsoper feiert im Residenztheater, dem Bayerischen Staatsschauspiel, am 10. Dezember 2016, „Antigone“ von Sophokles Premiere.
Regie : Hans Neuenfels. Weitere Vorstellungen sind am 14. und 21. Dezember.

Man darf auf die Inszenierung von Altmeister Hans Neuenfels , der gerade mit dem Faust-Theaterpreis für sein bedeutendes Lebenswerk geehrt wurde und nach 16 Jahren nun an das bayerische Staatsschauspiel zurück kehrt, gespannt sein. In der Titelrolle ist Valery Tscheplanowa zu sehen.

Inhalt:

Der Bürgerkrieg, der ein Bruderkrieg war, ist vorüber. Nachdem sich Eteokles und Polyneikes, die Söhne des Ödipus, im Kampf um die Macht gegenseitig erschlagen haben, hat Kreon den Thron besetzt. Das Zwei­deutige der Geschichte ist dem neuen Macht­haber unheimlich. Um sich Geltung zu verschaffen, erlässt er ein Gesetz, demzufolge der eine Bruder bestattet werden soll, der andere nicht. Kreons politisches Schicksal hängt fortan an der Geltung dieses Gesetzes. Antigone fordert diese heraus, in­dem sie den verfemten Bruder ehrenvoll bestattet.
Da sie ihren Tod im Namen einer höheren Ordnung von vornherein in Kauf nimmt, sind Kreons Gesetze und Sanktionen machtlos gegen sie. Die Frage da­nach, wann und unter welchen Umständen Gesetze Gültigkeit beanspruchen können, stellt Antigone radikal. Es ist die Frage nach Freiheit und Gebun­denheit. Die Ordnung, die Kreon mit allen Mitteln erhalten wollte, wird Antigones Tod nicht überleben: „Lass keinen neuen Morgen leuchten!“, sagt der Herrscher am Ende von Hans Neuenfels‘ Neufassung der Übersetzung von Ernst Buschor. Weil er sich keinen vorstellen kann.

ANTIGONE von Sophokles "Antigone", Residenztheater München Foto: Horn

ANTIGONE
von Sophokles
„Antigone“, Residenztheater München Foto: Horn

 

Das alte Jahr verabschieden die Münchner mit einer großen Anzahl von Events. In der Staatsoper gibt es wieder einmal die „Fledermaus“ , im Münchner Volkstheater präsentiert Nikolaus Paryla seinen längst schon legendären „Kontrabass“ von Patrick Süskind, in der Philharmonie im Gasteig spielt das Münchner Rundfunkorchester sein Sylvesterkonzert „Last Night of the Year“ und auf jeder der vielen anderen großen , kleinen, privaten und staatlichen Bühnen wird dem Publikum etwas Heiter-Beschwingtes oder Besinnliches geboten. Darüber hinaus gibt es auf der Praterinsel und anderswo Parties und Bälle jeder Art. München wünscht sich und dem Rest der Welt ein friedliches , leuchtendes Neues Jahr!

Feuerwerk, Foto: Ruben Wienieswki

Feuerwerk, Foto: Ruben Wienieswki

 

Author: Karin Jacobs-Zander

Karin Jacobs-Zander, Dramaturgin und Autorin der Bücher „Lebenslotsen“ und „Wo München am schönsten ist“ aus dem Ellert & Richter Verlag, lebt in München als freie Journalistin

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