The Forbidden Zone an der Schaubühne Berlin

 

The Forbidden Zone an der Schaubühne am Lehniner Platz

Text, Fotos und Video: Holger Jacobs

31.8.2014. Was für ein schauriges Drama entwickelt sich auf der Bühne des Theaters: Ein Mann erforscht das Chlorgas zum Einsatz im 1. Weltkrieg, seine Frau Clara erschießt sich auf Grund ethischer Bedenken zum Einsatz dieser ersten Massenvernichtungswaffe und seine Enkelin Claire nimmt sich ebenfalls das Leben 38 Jahre später in einem Chemielabor.

Worum geht es? Hintergrund ist eine wahre Geschichte: Fritz Haber, deutscher Chemiker, 1919 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet, hatte 1908 ein Verfahren zur Herstellung von synthetischem Ammoniak erfunden, welches zur Herstellung von Düngemitteln dient. Dieses Verfahren, später auch Haber-Bosch-Verfahren (1910) genannt, ermöglichte es, die weltweite Nahrungsmittelproduktion um 50% zu erhöhen und somit einer großen Zahl der Weltbevölkerung vor dem Hungertod zu bewahren. Das ist die gute Seite. Die schlechte ist, dass derselbe Mann 1915 auch das Chlorgas zum Einsatz im 1. Weltkrieg erfand und diese auch persönlich beim ersten Einsatz am 15. April 1915 bei Ypern in Belgien überwachte.

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Unten ein U-Bahn-Waggon, der sich zerteilen läßt und den Blick frei gibt auf zwei dahinter liegende Szenen, links einmal das Labor in Chicago 1948 und rechts das Wohnzimmer mit Vorgarten von Fritz Haber 1915. Darüber die riesige Leinwand, hier mit dem Kopf von Claire Haber (Jenny König).

Das Stück von Duncan Macmillan nimmt sich diese Vorlage zum Anlass, das Schicksal von zwei Frauen aus der näheren Umgebung von Haber zu beleuchten; seiner Frau Clara und seiner Enkelin Claire, die, nach dem 2. Weltkrieg ausgewandert, 1948 in einem Chicagoer Chemielabor nach einem Antimittel gegen das Chlorgas forscht. Der Krieg und seine Folgen wird hier aus der Sicht dieser beiden Frauen verfolgt, mit dem Resultat, dass beide schließlich den Freitod wählen.

Die Regie von Katie Mitchell basiert überwiegend auf Zeitblenden und Videoübertragung. Auf der einen Seite ist das durchaus faszinierend, auf der anderen Seite nervt dieses Video-Gedrehe furchtbar. Allein drei Kameraleute wuseln ständig auf der Bühne hin-und her und lassen die Schauspieler kaum erkennen, außer auf der übergroßen Leinwand. Nichts gegen den Einsatz von Video-Technik. Aber wenn es zuviel wird, wie hier, dann macht es das Theater-Vergnügen zunichte. Schade, das Stück hätte mehr Theater und weniger Video verdient.

Regie: Katie Mitchell, Bühne: Lizzie Clachan, Videoregie: Leo Warner

In den Hauptrollen: Jenny König als Claire Haber, Ruth Marie Kröger als Clara Haber, Felix Römer als Fritz Haber

Schaubühne am Lehniner Platz. Nächste Vorstellung am 1.9.2014 um 20.00 Uhr

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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