Und dann kam Mirna – Maxim Gorki Theater

Und dann kam Mirna - Maxim Gorki Theater Berlin 2015 © Holger Jacobs

Und dann kam Mirna – Maxim Gorki Theater

Von Holger Jacobs

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25.9.2015

Liebe Kulturfreunde,

 

am vergangenen Dienstag durfte ich bei der Probe zum neuen Stück „Und dann kam Mirna“ am Maxim Gorki Theater in Berlin dabei sein.

Die Autorin ist Sibylle Berg, die vor 2 Jahren das erfolgreiche Stück „Das sagt mir nichts, das sogenannte Draußen“ am selben Ort zur Uraufführung brachte. Es ging um vier Frauen, Mitte 20, die all ihren Frust, Lust, Liebeskummer und sonstige Nöten in 80 Minuten auf die Bühne zauberten. Mit viel Tanz und Aktion, mit viel Musik und noch mehr Rhythmus. Im neuen Stück sind die Protagonistinnen 10 Jahre älter geworden sind und haben eine kleine Tochter bekommen, Mirna. Das ich hier in der Mehrzahl schreibe ist nur dem Umstand zu verdanken, dass vier Personen auf der Bühne stehen. Aber in Wirklichkeit handelt es sich nur um eine einzige, die hier, wie schon damals vor 2 Jahren, all ihre Sorgen und Zweifel dem Publikum preisgibt. Und auch dieses Mal wieder mit viel Tanz und Bewegung. Und auch wieder mit demselben Regisseur, Sebastian Nübling und derselben Choreographin, Tabea Martin.

 

Wer das erste Stück vor 2 Jahren sah, dem wird auffallen, dass im neuen Stück die vier Damen (selbe Besetzung wie vor 2 Jahren, außer einem Neuzugang) sogar exakt dieselben Outfits tragen, lange Schlabberpulis und weite, unförmige Kleider. Sogar Fatsuits sollen sie darunter angezogen haben (konnte ich allerdings nicht feststellen), auf jeden Fall nicht gerade attraktiv. Doch was trägt man (Mann oder Frau), wenn man (Mann oder Frau) mit seinem Leben nicht zufrieden ist? Eben: Schlabberlook!

 

Die Geschichte beginnt beim Flirt mit einem Mann, den man sich noch am selben Abend ins Bett holt. Weniger der Lust verbunden als vielmehr aus dem Gedanken heraus, dass das so sein müsste. Der Liebesakt hat allerdings Konsequenzen: Frau wird schwanger. Eigenartigerweise ist es hauptsächlich der Mann, der sich darauf freut (kommt im Stück selber nicht vor), die Frau bleibt skeptisch: „Reproduktion ist immer noch die perfekte Frauenvernichtungsmaschine

 

Wer nun denkt, hier geht es um Feminismus, Gender- Problematik oder was weiß ich für geschlechterspezifische Schwierigkeiten, der irrt. Es geht einzig darum, wie sich in der heutigen Zeit eine Frau fühlt (bzw. fühlen kann). Nicht reich, nicht arm, weder besonders ehrgeizig noch besonders faul, weder hübsch noch hässlich – eben ganz normal. Und was es heißt ein Kind zu bekommen. Dabei fühlt man sich doch selbst noch manchmal als Kind. Und jetzt selbst Eltern sein. Und man macht dieselben Fehler wie die eigenen Eltern. Dann: auch aufs Land ziehen, weil’s da ja ruhiger ist und besser für die Kinder. Nur leider ist es da auch spießiger und langweiliger. Nur die kleine Mirna scheint von alledem völlig unberührt (wird ebenfalls von vier verschiedenen Kindern gespielt). Sie ist lebendig, selbstbewusst und ermahnt die Mutter, sich zusammenzureißen und sich endlich um den geplanten Umzug zu kümmern. Während das Kind also fleißig alle Sachen des Hauses zusammenträgt, läuft die Mutter ständig von Selbstzweifel geplagt herum und kriegt nichts auf die Reihe. Reift da vielleicht eine neue Generation heran, die endlich weiß, was sie will?

Da ich die Premiere gestern Abend nicht sehen konnte, vermag ich kein endgültiges Urteil abzugeben. Doch eines kann ich sagen: Die vier ca. 10 Jahre alten Mädchen, die die Tochter spielen, sind umwerfend. Sie geben dem Stück noch einmal den richtigen Schwung. Und auch in ihrer Kleidung stechen sie hervor. Anders als ihre Mütter sind sie adrett gekleidet mit leuchtenden Farben und weißen Kniestrümpfen. Wow, das wird eine neue Generation!

 

Maxim Gorki Theater
Am Festungsgraben 2
10117 Berlin

Nächste Vorstellungen am 1. und 23. Oktober 2015

Karten hier

Suna Gürtler und Rahel Jankowski in "Und dann kam Mirna", Maxim Gorki Theater 2015, © Holger Jacobs

30 Bilder: Sund Gürtler und Rahel Jankowski in „Und dann kam Mirna“, Maxim Gorki Theater 2015, © Holger Jacobs

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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