Vorschau München Kultur Mai 2017

Bayerische Staatsoper Foto: Wilfried Hösl

Vorschau München Kultur Mai 2017

 

Von Karin Jacobs-Zander

MÜNCHEN IM MAI : die Kultur blüht vielfarbig

Der Mai ist gekommen, München und seine Umgebung erwacht aus einem scheinbar unendlichen Winter und bietet eine bunte, dem hohen kulturellen Anspruch der Stadt angemessene Palette von Kulturereignissen, die den fleißigen Opern-, Konzert- und Theaterbesucher in Atem hält. Auswahl tut Not. Unsere Hinweise können wieder einmal nur die Spitzen des bayerische Kultur-Angebots aufzeigen.

Oper

Die Bayerische Staatsoper zeigt eine ihrer ganz großen Mittelpunktsproduktionen der Spielzeit:
Am 21. Mai Premiere von
Richard Wagners TANNHÄUSER
Die musikalische Leitung hat Stardirigent Kirill Petrenko, verantwortlich für Inszenierung, Bühne, Kostüme, Licht ist Romeo Castellucci

Aller Augen und Ohren warten gespannt auf die beiden Protagonisten des Abends. Die Titelrolle singt Klaus Florian Vogt, während Elisabeth von Anja Harteros, Liebling der Münchner Opernbesucher, verkörpert wird, die ihr Rollendebut gibt. „Dich teure Halle grüß ich wieder“ erklingt ihr Jubelgesang an die Liebe und dann folgt ein großer Wagner-Schlager nach dem anderen – darunter Tannhäusers „Rom-Erzählung“ und Wolfram von Eschenbachs (Christian Gerhaher) „Lied an den Abendstern“ .

Bayerische Staatsoper in München, Foto: Felix Löcher

Die Geschichte

Der Plot von „Tannhäuser“ ist einerseits leicht verständlich, dabei aber vielschichtig und in seiner philosophischen und psychologischen Tiefe faszinierend.
Tannhäuser hat eine Zeit im Reich der Liebesgöttin Venus verbracht, wo ihn erotische Freuden in permanenter Ektase hielten. Doch irgendwann reicht ihm die körperliche Lust als Lebensinhalt nicht mehr aus, er besinnt sich auf die andere Form der Liebe, die ihm früher in Elisabeth begegnet ist und verlässt die Liebesgöttin. Zurück gekehrt in seine heimatliche Gesellschaftsordnung, wird er von Elisabeth glücklich und ohne Arg willkommen geheißen. Ihre Liebe ist unverändert stark auch in der Zeit der Trennung geblieben und ihr Vertrauen in den Geliebten grenzenlos. Auf einem Sängerfest will Tannhäuser mit einem Lobpreis der Liebe um ihre Hand anhalten. Doch sein Gesang gerät zum Fiasko, da er sich nicht allein auf die geistig- seelische Liebe bezieht, sondern die Freuden der Sinnlichkeit beschreibt. Bald wir klar, dass er seine diesbezüglichen Erfahrungen im „Venusberg“, dem Ort des unverzeihlichen Lasters, gemacht hat. Die heile Welt der bürgerlichen Gesellschaft gerät aus den Fugen und selbst Tannhäusers Freunde, allen voran Wolfram von Eschenbach, können den abscheulichen Blick ins Sodom und Gomorrha, der sich vor ihnen auftut, kaum ertragen. Die furchtbare Demütigung von Elisabeth ist ein Verbrechen, das nur durch eine große Bußleistung wieder aus der Welt geschafft werden kann. Tannhäuser ergreift die einzige Chance auf Vergebung von allerhöchster Stelle und schließt sich einem Pilgerzug nach Rom an. Dort erlebt er, wie der Papst den schlimmsten Verbrechern vergibt – doch die teuflische Sünde der Erotik soll für immer ungesühnt bleiben. Für alle Ewigkeit verdammt, kehrt Tannhäuser zurück und versucht nun den einzigen Weg, der ihm, dem Ausgestoßenen bleibt, erneut zu gehen: er ruft Venus ,sie möge ihn wieder in ihr Reich aufnehmen. In der Musik leuchten schon die Farben der sexuellen Freuden auf, doch die Gnade Gottes kommt in letzter Minute. Anders als der Papst kann Gott verzeihen. Zu spät für die „Heilige Elisabeth“, die vor Kummer gestorben ist.

Bayerische Staatsoper, Zuschauerraum, Foto: Wilfried Hösl

Tannhäuser, Metapher des Künstlers oder einfach ein suchender Mensch – viele Möglichkeiten der Interpretation gibt es, viele Musikwissenschaftler und Wagner- Experten haben ihre Sicht auf diesen extremen Menschen Tannhäuser veröffentlicht. Eine Heerschaar von Regisseuren haben sich mit dem Zerrissenen, dem Heil-Suchenden, dem Liebenden, dem Verzweifelten beschäftigt, haben die Oper im Mittelalter oder in der Gegenwart angesiedelt. Immer fasziniert die Geschichte um diesen widersprüchlichen Mann, der die Antwort auf ein tiefes Sehnen mal in spiritueller Mystik, mal in christlich grundierter Liebe oder in purem Sex sucht. Wagner schuf ein Werk, das ihn selbst nie los ließ in seiner Vielschichtigkeit, ganz gleich wie oft er es auch umarbeitete.

Wie auch immer sie interpretiert wird, sicher ist: Diese Oper ist eines der emotional bewegendsten Werke Richard Wagners. Durch ihre musikalische und dramaturgische Spannung entfaltet sie eine Sogkraft, der sich kaum jemand entziehen kann.

 

Theater

Cuvilliestheater

Bleiben wir bei Wagner – diesmal im Sprechtheater und ganz anders, als erwartet:
Premiere am 5. Mai im Cuvilliestheater
„INSGEHEIM LOHENGRIN“
Von Richard Wagner und Alvis Hermanis (Regie)
mit Götz Leineweber, Wolfram Rupperti, Charlotte Schwab, Ulrike Willenbacher, Paul Wolff-Plottegg und Manfred Zapatka

Ein kleiner Zirkel aktiver Lohengrinliebhaber trifft sich regelmäßig in einer konspirativen Wohnung. Insgeheim, weil die Hingabe an das romantische Pathos in München 2017 generell als verdächtig gilt. Der Nachbar darf von der verzückten Einbildungskraft nichts wissen. Innig tauschen sie sich aus, spüren die Geheimnisse des Schwanenritters auf, hören immer wieder die Aufnahmen, die sie im Laufe ihrer Liebhaberschaft angesammelt haben, oder erinnern die Zeugnisse und Spuren, die Wagners Musik im Leben hinterlässt.

5 Bilder: Manfred Zapatka in „Insgeheim Lohengrin“, Residenztheater München, Foto: Andreas Pohlmann

 

Konzerte

Philharmonie im Gasteig

Am 31. 5. 2017: DIANA DAMRAU FR 05. MAI 17, 19:30 Uhr

BELCANTO DRAMMATICO – Arien und Ouvertüren von Verdi, Massenet, Meyerbeer u.a.

  • SO 07. MAI 17, 19:00 Uhr

Zusammen mit Nicolas Testé, Bariton
 und dem Prague Philharmonia Orchestra
 unter dem Dirigenten Emmanuel Villaume

  • Die weltweit gefeierte Sopranistin gibt einen vielschichtigen Einblick in die Seelenlandschaften
  • ihrer Frauenfigure Mit „Belcanto drammatico“ präsentiert sie ein Programm, das von
  • furchtbaren Abgründen und himmelhoch jauchzendem Glück, von Liebe und Hass, Tod und
  • Verzweiflung in Arien von Verdi, Massenet und Meyerbeer erzählt.

Philharmonie im Gasteig München, Foto: Johannes Seyerlein

 

Kunst

Museum Lenbachhaus

„Mentales Gelb.Sonnenhöchststand“ – zeigt Arbeiten aus der Sammlung KiCo von Doris und Hans-Gerd Riemer
Mit Arbeiten von:
Franz Ackermann, Thomas Bechinger, Karla Black, Monica Bonvicini, Martin Boyce, Angela Bulloch, Heinz Butz, Antonio Calderara, Thomas Demand, Inge Dick, Thea Djordjadze, Ólafur Eliasson, Ceal Floyer, Isa Genzken, Katharina Grosse, Wade Guyton, Marcia Hafif, Charline von Heyl, Daniel Knorr, Maria Lassnig, Erik van Lieshout, Sarah Morris, Arnulf Rainer, Gerhard Richter, Rolf Rose, Karin Sander, Tomas Saraceno, Thomas Scheibitz, Adrian Schiess, Wolfgang Tillmans, Corinne Wasmuht.

Artwork by Sarah Morris, Lehnbachhaus München @ Lehnbachhaus

 

Haus der Kunst

„Thomas Struth – Figure Ground“
Mit 130 Werken eines der bekanntesten Schüler des berühmten Professorenpaares Hilla und Bernd Becher von der Düsseldorfer Kunstakademie.

Thomas Struth, „Crosby Street“, New York 1978, © Thomas Struth

 

Kultureller Ausflug ins Umland

Schloss Elmau

Da es im Mai nichts Schöneres gibt, als ein Wochenende lang über die farbenprächtigen Frühlingswiesen der Alpen-Hochtäler zu wandern und sich abends einem verführerischen Diner und vor allem einem erlesenen Konzertprogramm zu widmen , sei hier zum ersten Mal auch ein Ausflug nach SCHLOSS ELMAU (zwischen Garmisch –Partenkirchen und Mittenwald gelegen) empfohlen.

Vom 18. bis 21. Mai steht dort das LONG CLASSICAL WEEKEND auf dem Programm, das – wie sollte es auf „der Elmau“ anders sein – Highlights aus dem Bereich der Kammermusik präsentiert.
Donnerstag, 18. Mai 2017 um 20.30 Uhr mit David Kadouch, Klavier.
Gespielt werden Stücke von Ravel, Prokofiew und Bela Bartok.
In wenigen Jahren hat sich David Kadouch als einer der großen Pianisten unserer Zeit etabliert.

Schloss Elmau, Foto: Holger Jacobs

 

Author: Karin Jacobs-Zander

Karin Jacobs-Zander, Dramaturgin und Autorin der Bücher „Lebenslotsen“ und „Wo München am schönsten ist“ aus dem Ellert & Richter Verlag, lebt in München als freie Journalistin

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