BANKSY – „The Mistery of a Genius Mind“

BANKSY - Game Changer - Fuck the Police © kultur24.berlin

BANKSY – „The Mistery of a Genius Mind“

 

Von Holger Jacobs

18.04.2021

English text 

Eine Ausstellung des zurzeit berühmtesten Street-Art Künstlers BANKSY mit Fotos, Videos, Skulpturen und Installationen in Berlin und München.

Die Graffiti-Kunst (graffito aus dem italienischen für „einritzen“) galt lange als anrüchig und eigentlich nur bedeutend für eine kleine Gemeinschaft von Skatern, Alternativen, Bikern, Punks und anderen jungen bis sehr jungen Freaks.

Einen Schub in Richtung allgemeiner Anerkennung der Street-Art kam, als 1989 die Grenze zwischen Ost- und Westberlin fiel und die nahezu berauschende Vielfalt von Malereien und Grafiken auf der 5 Meter hohen Grenzmauer, die die ganze Stadt 28 Jahre lang durchtrennt hatte, für alle sichtbar wurde.
Viele dieser Graffiti- Künstler wurden nun extra von der Stadt Berlin eingeladen, um an besonders publikumswirksamen Orten, wie z.B. der EAST-SIDE-GALLERY in Berlin-Friedrichshain, ihre Werke noch einmal neu zu überarbeiten, um sie für die Ewigkeit festzuhalten.

Auf so eine Anerkennung hatte die Szene schon lange gewartet.

Graffiti-Kunst wurde Ende der 60er Jahre populär, als (hauptsächlich männliche) Jugendliche in New York begannen, nachts heimlich die U-Bahnen der Stadt mit Sprühdosen zu attackieren. An Kunst dachte damals sicher niemand. Es ging mehr um eine Art Mutprobe, um das Erlebnis des Verbotenen und den Mut, die Tat umzusetzen. Hinzu kam, dass nun die ganze Stadt die „Zeichen“ dieser Sprayer auf den Wänden der vorbeifahrenden Metro-Wagons sehen konnte.
Allmählich wurde dann die Technik verfeinert und Formen und Farben künstlerischer, ausdrucksstärker.

Bald wurden nicht nur U-Bahnen, sondern auch freistehende Wände mit Spraydosen bearbeitet. Der Brutalismus der Architektur der 60er- und 70er Jahre mit ihren vielen Sichtbeton-Flächen war geradezu ideal. Leider konnten die kreativen Sprayer ihre Werke nicht mit ihren eigenen Namen unterzeichnen, da sie ja sonst schnell von der Polizei entdeckt worden wären. So entstanden die wildesten Wortspielereien als Pseudonym für die Künstler. Und die Szene wusste diese auch bald zu unterscheiden.
Street-Art wurde in den 90er Jahren Kult. Schnell nahm sich die Modeszene dieses Trends an. Alles, was die Sprayer bei ihren Aktionen trugen, landete auch bald in den teuren Modeboutiquen. Hoodies (Sweatshirts mit Kapuze), Jogginghosen (Karl Lagerfelds Zitat ist legendär, der zunächst das Tragen von Jogginghosen als würdelos bezeichnete, nur um dann einige Jahre später selber welche für das Luxus-Label CHANEL zu kreieren…
Und natürlich die SNEAKERS, die in den letzten Jahren einen wahren Boom erfuhren.

Exhibition „BANKSY – The Mystery of a Genuss Mind“, Photo: Holger Jacobs

BANKSY

Ein ganz anderer Fall ist der Street-Art Künstler BANKSY.
Bei ihm geht es nicht um Chic und glamouröses Auftreten, sondern um politische Botschaften, die er in fast allen seinen Werken miteinbringt. Und immer bleibt er dabei anonym. Keiner weiß, wer er ist oder wie er im richtigen Leben heißt.

Häufig sind die Arbeiten wenig spektakulär, sondern eher subtil, wie die kleine Zeichnung der niesenden Ratte in der U-Bahn, die durch ihren Rotz auch die Keime des Virus in die Welt schleudert. Oder der kleine Junge, der mit einer Puppe spielt, die als Krankenschwester in Zeiten der Pandemie zu einem SUPERWOMAN geworden ist.
BANKSY hatte dieses Bild, „Game Changer“ genannt, im Jahre 2020 der Universitätsklinik in Southampton  geschenkt, um den Mitarbeitern für ihren Einsatz gegen die Corona-Pandemie zu danken.
Das Bild wurde dann im März 2021 bei Christie’s in London für knapp 20 Millionen Euro versteigert.
Der Erlös geht an die Organisationen des englischen Gesundheitsdienstes (ich berichtete darüber auf meiner Facebook – kultur24-Seite).
Es ist der höchste Preis, der jemals für ein Bild von BANKSY bezahlt wurde.
Damit zählt BANKSY jetzt zu den höchstdotierten Künstlern der Gegenwart und reiht sich ein in die Riege eines Gerhardt Richter, Jeff Koons oder David Hockney.

Gerüchten zufolge soll BANKSY 1974 in Bristol zur Welt gekommen sein.
Mehr ist nicht bekannt.
Doch seine ausgefeilte Zeichentechnik, die gut auf seinem Bild „Girl with Balloon“ zu erkennen ist, lässt auf eine Ausbildung zum Maler, Bildhauer oder Zeichner schließen.
Erste Arbeiten von ihm tauchten 2000 in Bristol und London auf. Mittlerweile gibt es Wandmalereien von ihm in über 16 Ländern.

Häufig werden die Arbeiten nach ihrer Entdeckung (er dokumentiert seine Arbeiten immer auf seinem Instagram-Profil) mit einer Plexiglas-Ummantelung geschützt, oder sie werden gar ganz aus der Wand gerissen und an Kunsthändler verkauft. Wie das „Hula-Hoop Girl“ an einer Backsteinwand im Oktober 2020 in Nottingham. Das Bild zeigt ein Mädchen mit einem Fahrradreifen, mit dem sie Hula-Hoop tanzt. Auf dem Gehweg vor ihr ist ein altes Fahrrad angekettet, dem der Hinterreifen fehlt.

Die wohl spektakulärste Aktion geschah im Oktober 2018. Das Auktionshaus Sotheby’s in London hatte im Rahmen einer Auktion das heute berühmte Bild „Girl with Balloon“ zur Versteigerung angeboten. Die Zeichnung steckte in einem ziemlich großen voluminösen Holzkasten. Als das Bild schließlich für 1,18 Millionen Pfund versteigert worden war, löste sich das Bild in seiner Verankerung und rutschte nach unten durch einen Schredder. Nur ein mechanischer Fehler im Kasten verhinderte, dass das Bild nicht ganz zerstört wurde. Der Käufer nahm das Bild trotzdem. Jetzt hängt es als Leihgabe in der Staatsgalerie Stuttgart.

Die Ausstellung

Am selben Ort, wie die vor einer Woche eröffnete VAN GOGH Ausstellung, befinden sich die Arbeiten von BANKSY nur ein paar Hallen weiter in der STATION BERLIN, ein ehemaliges Eisenbahndepot am Gleisdreieck in Berlin-Kreuzberg.

In mehreren verschiedenen großen Räumen werden Reproduktionen von Werken des Street-Art Meisters gezeigt. Entweder als Fotografie, als Druck, als Skulptur oder als Video. Was auffällt sind etwas zu klassische Goldrahmen bei einigen seiner Bilder.
Insgesamt ist die Reihenfolge gut gewählt, die Zusammenstellung ist thematisch stimmig und fast alle seiner wichtigen Arbeiten sind zu sehen.
Sei es der „Game Changer“ oder der nachgebaute Kasten mit dem halbzerstörten Bild „Girl with Balloon“. Aber es gibt sogar einen halben U-Bahnwagon mit auf- und zugehender Tür, die auf jeden reagiert, der den Wagon betritt (siehe die Bilderserie im Anhang).

Toll auch das Video mit einem Mädchen und einem Jungen, die über die Trümmer des durch den Bürgerkrieg zerstörten Syrien fliegen.

Stellt sich bei alledem nur die Frage, ob BANKSY diese Reproduktionen überhaupt autorisiert hat?
Denn BANKSY hat natürlich, anders als bei den über Hundert Jahre alten Bildern von VAN GOGH, auf all seine Werke ein Urheberrecht.
Ich stellte diese Frage an Oliver Forster, den Chef des Unternehmens COFO, welches die Ausstellungen VAN GOGH und BANKSY organisiert hatte.

Oliver Forster meinte, es gäbe zwar keine offizielle Erlaubnis seitens BANKSYs, aber er würde sie wohl stillschweigend tolerieren, da diese Ausstellungen ja auch nicht unwesentlich zu seinem Ruhm beitragen würden. Neben der BANKSY Ausstellung in Berlin gibt es nämlich noch andere in der ganzen Welt, die Arbeiten des Künstlers zeigen.
Zurzeit läuft nämlich noch eine weitere BANKSY-Ausstellung im Deutschen Museum in München (derselbe Veranstalter, wie in Berlin) noch bis zum 4. Juli 2021 und die Ausstellung „Banksy –genius or vandal?“, welche nacheinander in vier japanischen Städten (ab 21. August in Tokio) gezeigt wird. Eine andere lief zwischen zwischen Juni 2018 und März 2020 von Moskau über Madrid bis Honkong.
Und für alle gilt: keine hatte oder hat eine offizielle Autorisierung!

Die in der Berliner Ausstellung gezeigten Arbeiten sind entweder Bilder von Sammlern, die mal Drucke oder Fotografien von BANKSY erworben haben (als Auflagen) oder es sind Wandbilder, die von der Produktionsfirma engagierte Künstler extra für die Ausstellung nach Vorlagen von Originalen nachgemalt haben.

Da BANKSY den traditionellen Kunstbetrieb ablehnt, wird es wohl auch in Zukunft keine offizielle Ausstellung mit Originalen von ihm in einem Museum geben.

Fazit: Auch wenn keine Originale zu sehen sind bekommt der Zuschauer dennoch einen sehr guten Einblick in das Werk des Street-Art Künstlers BANKSY. Eine klassische museale Ausstellung würde wohl auch nicht zur Philosophie des Künstlers passen.
Wie auch schon bei der VAN GOGH Ausstellung gilt: Besonders für Familien mit Kindern geeignet, um auch schon den Jüngsten die Vielfalt künstlerischer Kreativität zu zeigen.

„BANKSY – The Mystery of a Genius Mind“
Station Berlin
Luckenwalder Str. 4-6
10963 Berlin
Di – So 10 – 18 Uhr, Do, Fr, Sa – 20 Uhr
Nur mit online Ticket und negativem Corona-Test

Deutsches Museum/ Isarforum
München
Verlängert bis 4. Juli 2021
Wegen der Pandemie-Massnahmen in Bayern aber zurzeit geschlossen

Meine Bilderserie zeigt 30 Arbeiten von BANKSY mit Erklärungen zu den Werken:

„Girl with Balloon“, Exhibition „BANKSY – The Mystery of a Genuss Mind“, Photo: Holger Jacobs

 

English text

BANKSY – „The Mistery of a Genuis Mind“

 

By Holger Jacobs


04/18/2021

An exhibition by the currently most famous street art artist BANKSY with photos, videos, sculptures and installations in Berlin and Munich.

Graffiti art (graffito from the Italian word for “scratch”) has long been considered as disreputable and is only significant for a small community of skaters, alternatives, bikers, punks and other young to very young freaks.

A boost towards general recognition of street art came when the border between East and West Berlin fell in 1989 and fantastic variety of paintings and graphics on the 5-meter-high border wall, which had separated the entire city for 28 years, was open to everyone became visible. Many of these graffiti artists have now been specially invited by the city of Berlin to revise their works again in places that are particularly attractive to the tourists, such as the EAST-SIDE-GALLERY in Berlin-Friedrichshain, in order to keep them forever.
The scene had been waiting for such recognition for a long time.
Graffiti art became popular in the late 1960s when teenagers (mostly male) in New York began stealthily attacking the city’s subways with spray cans at night.
No one thought it could be art then. It was more about a kind of test of courage, about the experience of the forbidden and the courage to realize the challenge. In addition, the whole city could now see the “signs” of these sprayers on the walls of the passing metro cars.
Gradually the technique was refined and shapes and colors became more artistic and expressive.

Soon not only subways but also free-standing walls were being treated with spray cans.
The brutalism of the architecture of the 60s and 70s with their many exposed concrete surfaces was downright ideal. Unfortunately, the creative sprayers could not sign their works with their own names, otherwise they would have been quickly discovered by the police. This is how the wildest play on words emerged as a pseudonym for the artists. And the scene soon knew how to distinguish them.
Street art became a cult in the 1990s. The fashion scene quickly embraced this trend. Everything the sprayers wore during their actions soon ended up in expensive fashion boutiques. Hoodies (sweatshirts with a hood), sweatpants (Karl Lagerfeld’s quote is legendary, who initially described wearing sweatpants as undignified, only to create a few years later sweatpants himself for the luxury label CHANEL …
And of course the SNEAKERS, which experienced a real boom in recent years.

Exhibition „BANKSY – The Mystery of a Genuss Mind“, Photo: Holger Jacobs

BANKSY

The street artist BANKSY is a completely different case.
For him, it’s not about chic and glamorous appearance, but about political messages that he brings to almost all of his works. And he always remains anonymous.
Nobody knows who he is or what his name is in real life.
Often the works are not very spectacular, but rather subtle, like the small drawing of the sneezing rat in the subway (see picture series below), which also hurls the germs of the virus into the world through its snot.

Or the little boy who plays with a doll that has become a SUPERWOMAN as a nurse in times of the pandemic. BANKSY had given this picture, called „Game Changer„, to the University Hospital in Southampton in 2020 to thank the staff for their efforts against the corona pandemic.
The picture was then auctioned off at Christie’s in London in March 2021 for about 20 million euros.
The benefits go to the organizations of the English health service (I reported about it on my Facebook – kultur24 page).
It’s the highest price ever paid for a BANKSY picture. This means that BANKSY is now one of the most highly endowed contemporary artists and joins the ranks of Gerhardt Richter, Jeff Koons and David Hockney.
Rumor says that BANKSY was born in Bristol in 1974. More is not known. But his sophisticated drawing technique, which can be seen well in his picture „Girl with Balloon“ (watch the picture series below), suggests training as a painter, sculptor or draftsman.
His first works appeared in Bristol and London in 2000. There are now wall paintings by him in over 16 countries. Often the works are protected with a plexiglass cover after their discovery (he documents his works on his Instagram profile), or they are even torn out of the wall and sold to art dealers.
Like the „Hula-Hoop Girl“ on a brick wall in October 2020 in Nottingham. The picture shows a girl with a bicycle tire with whom she dances the hula hoop. An old bicycle is chained up on the sidewalk in front of her, the rear tire is missing.

Probably the most spectacular show happened in October 2018. The auction house Sotheby’s in London in 2018 offered the now famous picture “Girl with Balloon” for auction. The drawing was in a rather large, voluminous wooden box. When the picture was finally auctioned for £ 1.18 million, the picture loosened from its anchoring and slid down through a shredder. Only a mechanical fault in the box prevented the picture from being completely destroyed. The buyer took the picture anyway.
Now it is on loan in the Staatsgalerie Stuttgart (watch the video below).

The exhibition

In the same place as the VAN GOGH exhibition that opened a week ago, BANKSY’s works are just a few halls away in the STATION BERLIN, a former railway depot at Gleisdreieck in Berlin-Kreuzberg.
Reproductions of the street art master’s works are shown in several different large rooms.
Either as a photograph, as a print, as a sculpture or as a video. What is striking are the gold frames in some of his pictures that are a bit too classic. Overall, the order is well chosen, the composition is thematically consistent and almost all of his important works can be seen. Be it the „Game Changer“ or the replica box with the half-destroyed picture „Girl with Balloon“. But there is even half a subway car with an opening and closing door that reacts to everyone who enters the car (watch the series of pictures below).
Also great is the video with a girl and a boy flying over the rubble of Syria, which was destroyed by the civil war.

The only question, which is left, is whether BANKSY has even authorized these reproductions?
Because, unlike VAN GOGH’s hundreds of years old pictures, BANKSY has a copyright on all of his works.

I put this question to Oliver Forster, the head of the company COFO, which organized the VAN GOGH and BANKSY exhibitions.
Oliver Forster said that there was no official permission from BANKSY, but he would tacitly tolerate it, since these exhibitions would also contribute significantly to his fame. In addition to the BANKSY exhibition in Berlin, there are others all over the world showing the artist’s work.
Another BANKSY exhibition is currently running in the Deutsches Museum in Munich (the same organizer as in Berlin) until July 4, 2021 and the exhibition „Banksy – genius or vandal?“ August in Tokyo). Another ran between June 2018 and March 2020 from Moscow via Madrid to Hong Kong.
And the same applies to all: none had or has an official authorization!

The works shown in the Berlin exhibition are either pictures by collectors who have once acquired prints or photographs from BANKSY (as editions) or they are wall pictures that artists hired by the production company have repainted especially for the exhibition based on originals.
Since BANKSY rejects the traditional art business, there will probably not be an official exhibition with his originals in a museum in the future either.

Conclusion: Even if no originals can be seen, the viewer still gets a very good insight into the work of street art artist BANKSY. A classic museum exhibition would probably not fit the artist’s philosophy either.
As with the VAN GOGH exhibition, the following applies: Particularly suitable for families with children to show the youngest the diversity of artistic creativity.

„BANKSY – The Mystery of a Genius Mind“
Station Berlin
Luckenwalder Str. 4-6
10963 Berlin
Tue – Sun 10 a.m. – 6 p.m., Thu, Fri, Sat – 8 p.m.
Only with an online ticket and a negative Corona test

Deutsches Museum/ Isarforum
München
Extended until July 4th, 2021
Currently closed due to the pandemic measures in Bavaria

My picture series with 30 works by BANKSY with descriptions:

„Girl with Balloon“, Exhibition „BANKSY – The Mystery of a Genuss Mind“, Photo: Holger Jacobs

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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