Frank-Walter Steinmeier – Flugschreiber

Frank-Walter Steinmeier Foto: Holger Jacobs

Frank-Walter Steinmeier – Flugschreiber

 

Von Holger Jacobs

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2.12.2016

Liebe Kulturfreunde,

wenn ein designierter Bundespräsident sein Buch vorstellt, dann wird man schon mal neugierig. Noch-Außenminister Frank-Walter Steinmeier kam gestern in das Maxim Gorki Theater, um mit Claudia Roth von den Grünen und mit Fernsehjournalist und Leiter des ARD Hauptstadtstudios Ulrich Deppendorf über „Flugschreiber“ zu sprechen.

Es begann mit einer sehr herzlichen Einführung durch Claudia Roth, die Steinmeier noch aus gemeinsamen Tagen der Rot-Grünen Koalition Anfang der 2000er Jahre kennt. Sie meinte, es sei ein sehr wichtiges Buch und hoffe, dass es möglichst viel gekauft würde.

Frank-Walter Steinmeier - "Flugschreiber" - Buchvorstellung im Maxim Gorki Theater © Holger Jacobs

Frank-Walter Steinmeier – „Flugschreiber“ – Buchvorstellung im Maxim Gorki Theater © Holger Jacobs

Nach den Schmeicheleien kam die Gesprächsrunde mit Ulrich Deppendorf, der dann doch sehr konkrete Fragen zum Syrien Konflikt, der Rolle Russlands in der Weltpolitik und die Zukunft der USA unter einem Präsidenten Trump stellte.

Steinmeier, ganz Diplomat, antwortete dementsprechend ausweichend klar, wie es Politiker in dieser Position eben tun müssen.

Drei Momente jedoch bleiben in Erinnerung:

  1. Der Satz von Willy Brandt: „Wir wollen gute Nachbarn sein…“ ist immer noch das Leitmotiv jedes Außenministers.
  2. Auf die Frage von Deppendorf an Steinmeier, welches denn sein bewegenster Moment in seiner Zeit als Außenminister gewesen sei, antwortete dieser, das Konzert in Israel mit 30 Geigen von jüdischen Musikern, die im Gegensatz zu ihren ursprünglichen Besitzern den Holocaust überlebt haben und die von dem Geigenbauer Amnon Weinstein in Tel Aviv seit vielen Jahren gesammelt und restauriert werden. Diese Instrumente stammen sowohl aus dem Vernichtungslager Auschwitz wie auch aus anderen Lagern oder sie wurden von ihren Besitzern vor ihrem Abtransport zurückgelassen. Steinmeier sagte, dass wohl kaum einer im Saal die Tränen zurückhalten konnte, als diese 30 Geigen das Adagietto aus der 5. Sinfonie von Gustav Mahler anstimmten.
  1. Als Deppendorf Steinmeier fragte, wie wohl die Zukunft Europas aussehen würde, wenn bei den nächsten Parlamentswahlen bzw. Präsidentenwahlen in den folgenden Monaten in europäischen Ländern überall die Rechts-Nationalen und Populisten gewännen. Dabei wurde Steinmeier das erste Mal an diesem Abend sehr ernst und aufgeregt: Wenn das passieren würde, dann werden wir nicht mehr nur über Flüchtlingsfragen diskutieren. Dann stünde die gesamte Europäische Union auf dem Spiel.

Hoffen wir also, dass dies nie passieren wird.

Somit wurde der Abend spannender als gedacht. Dank dem immer noch hellwachen und intelligenten Ulrich Deppendorf.

Als anschließend (fast) alle ins Foyer hinuntergingen, um sich das Buch von Steinmeier persönlich signieren zu lassen, strahlte Frank-Walter wieder über das ganze Gesicht. Man spürt, dass er sich auf sein neues Amt als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland freut. Es wäre der krönende Abschluss einer glanzvollen Karriere.

„Flugschreiber“
Frank-Walter Steinmeier
Propyläen Verlag
24,00 (Hardback), 19,90 Euro (Paperback)

Frank-Walter Steinmeier - "Flugschreiber" - Buchvorstellung im Maxim Gorki Theater © Holger Jacobs

10 Bilder: Frank-Walter Steinmeier – „Flugschreiber“ – Buchvorstellung im Maxim Gorki Theater © Holger Jacobs

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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