Rico Puhlmann – Fashion Photography 50s – 90s
Von Holger Jacobs
26.06.2025
Wertung: 🙂 🙂 🙂 🙂 (vier von fünf)
Vier Jahrzehnte Modefotografie mit Rico Puhlmann
RICHARD GEORG WILLI PUHLMANN (*1934 Berlin – †1996 New York) war ein deutscher Modezeichner und Modefotograf in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Seine frühen Aufnahmen zeigen das Berlin der Nachkriegsjahre, wobei er mit schönen Models in schönen Kleidern zunächst tunlichst vermied die Zerstörung und die Wunden der Stadt sichtbar zu machen.
Ab 1970 ging er nach New York, wo seine Karriere erst richtig begann, als Glamour und Schönheit die wichtigsten Attribute der Modeindustrie waren.
1996 starb RICO PUHLMANN bei einem mysteriösen Flugzeugabsturz vor Long Island auf dem Weg nach Europa.
Bis heute halten sich die Gerüchte, dass es eine von einem amerikanischen Kriegsschiff versehentlich abgeschossene Rakete war, die das Flugzeug wenige Kilometer vor der Küste zum Absturz brachte.
Die offizielle Version ist, dass der Mitteltank der BOING 747 durch einen Kurzschluss explodierte, welches das Flugzeug in der Mitte auseinanderbrechen ließ.
RICO PUHLMANN wurde 61 Jahre alt.
Die Berliner Jahre
1934 in Berlin geboren, hatte RICO PUHLMANN in den Kriegsjahren einige Kinderrollen beim Film. 1951 begann er an der HDK (Hochschule der Künste, heute Universität der Künste) ein Studium für Modegrafik.
Ab 1955 wurde er Modezeichner für deutsche Modemagazine.
Kurze Zeit später wechselte er vom Zeichenstift zu einer Fotokamera und begann nun die Modelle auf fotografischem Film zu bannen.
So entstanden Modeproduktionen für alle wichtigen deutschen Magazine, wie die Constanze, Petra, Brigitte oder den Stern.
Die New Yorker Jahre
Wie damals und bis heute gilt die Tatsache, dass eine große Karriere in der Mode nur in den wichtigen Modemetropolen Paris, Mailand, London oder New York möglich ist.
Das gilt natürlich auch für alle sie begleitenden Berufe, wie Fotografen, Stylisten, Maskenbildner und Mode-Redakteure.
Auch ich war aus diesem Grund Mitte der 80er Jahre nach Frankreich gegangen und erlebte 20 Jahre lang als Modefotograf und Modekorrespondent die schönsten Momente bei der Prèt-à-Porter und der Haute-Couture in Paris.
RICO PUHLMANNS Stil war ganz von seiner Zeit geprägt.
Die Posen der Models waren noch recht steif und sahen aus, wie die Figurinen seiner Modezeichnungen.
Das Licht wurde theatralisch gesetzt, wie wir es aus den Schwarz/ Weiß Filmen der damaligen Zeit kennen.
Die Models sollten einfach nur schön sein.
Diversität und Individualismus gab es in der Modeindustrie dieser Jahre noch nicht.
Wenn ich RICO PUHLMANNS Bilder heute sehe erinnern sie mich stark an die Modemagazine meiner Mutter aus den 60er und 70er Jahren, die ich schon immer verschlungen habe.
Schöne Frauen in schönen Kleidern war für mich ein Augenschmaus, wie die Gaumenfreuden für einen Sommelier, wenn er einen 63er Bordeaux, dunkelrot, in alten Fässern gereift, über seine Zunge laufen lässt.
Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre, fotografierte RICO PUHLMANN auch einige der sogenannten Supermodels, deren Ära gerade begann.
CHRISTY TURLINGTON, NAOMI CAMPBELL und CINDY CRAWFORD wurden von ihm abgelichtet.
Die Ausstellung
Der große Saal in der zweiten Etage des Museums für Fotografie in Berlin (das Erdgeschoß und der erste Stock sind der HELMUT NEWTON STIFTUNG vorbehalten), war einmal ein Offizierskasino mit reichhaltig Stuck und goldenen Verzierungen, welcher nach Zerstörung im Krieg und Wiederaufbau in den 2000er Jahren zu einem schmucklosen, 11 Meter hohen und 665qm großen Raum mit wenig Charme mutierte.
Ihn mit Kunst zu bespielen ist ein schwieriges Unterfangen.
Die Kuratorin der Ausstellung, DR. BRITTA BOMMERT, entschied sich für einige überdimensionale Vergrößerungen, die mehrere Meter hoch an den Wänden hängen und den Raum dadurch nicht so kahl wirken lassen.
In der Mitte sind klassische, weiße Wände gestellt, die mit reichlich Abbildungen bestückt, chronologisch den Werdegang von RICO PUHLMANN vom Modezeichner (auch ANDY WARHOL fing mal als Werbegrafiker an), von seinen Anfängen in Berlin bis zu seinem abrupten Ende in New York nachzeichnen.
Auch hier fällt ein interessantes, darstellendes Mittel auf:
Häufig sind PUHLMANNS Veröffentlichungen in den Modemagazinen nicht fantasielos aneinandergereiht, sondern auf eigenen Tafel zusammengestellt, die wiederum mit farblich hell abgesetzten Tintenstrahldrucken unterlegt sind. Sehr gelungen!
Es gibt auch eine kleine Videoabteilung mit digitalisierten Filmen aus Anfang der 70er Jahre, als RICO PUHLMANN für den Sender Freies Berlin ein paar Modereportagen aus New York drehte. Sie sehen aber etwas lächerlich aus – die Spießigkeit des Deutschen Fernsehens zu der damaligen Zeit ist stark zu spüren.
Neben den Aufnahmen mit dem Berlin der 50er und 60er Jahren fällt am Ende der Ausstellung auch eine Schwarz/ Weiß-Serie mit schönen Männer-Akten und – Portraits auf. Sie entstanden Anfang der 80er Jahre für die amerik. Zeitschrift Gentlemen’s Quarterly in Zusammenarbeit mit anderen Fotografen, wie z.B. BRUCE WEBER.
Fazit: Für alle, die sich für die Entwicklung der Modefotografie nach dem 2. Weltkrieg interessieren und auch gerne ein Wiedersehen mit dem alten West-Berlin der 50er und 60er Jahre feiern möchten.
“Rico Puhlmann – Fashion Photography 50s – 90s”
Eine Ausstellung der Kunstbibliothek Berlin
Vom 27.06. 2025 – 15.02.2026
Museum für Fotografie
Jebenstr. 2, 10623 Berlin
Bilderserie mit Fotos von Rico Puhlmanns Modestrecken:
English text
Rico Puhlmann – Fashion Photography 50s – 90s
By Holger Jacobs
Rating: 😉 😉 😉 🙂 (four of five)
English text
Four Decades of Fashion Photography with Rico Puhlmann
RICHARD GEORG WILLI PUHLMANN (*1934 Berlin – †1996 New York) was a German fashion illustrator and photographer in the second half of the 20th century.
His early photographs depict post-war Berlin, initially using beautiful models in beautiful clothes to avoid revealing the city’s destruction and scars.
In 1970, he moved to New York, where his career truly began, at a time when glamour and beauty were the most important attributes of the fashion industry.
In 1996, Rico Puhlmann died in a mysterious plane crash off Long Island en route to Europe.
Rumors persist to this day that a missile accidentally fired from an American warship caused the plane to crash a few kilometers off the coast.
The official version is that the Boeing 747’s center fuel tank exploded due to a short circuit, causing the plane to break in half.
Rico Puhlmann got only 61 years old.
The Berlin Years
Born in Berlin in 1934, RICO PUHLMANN played several child roles in films during the war years.
In 1951, he began studying fashion graphics at the HDK (University of the Arts) in Berlin.
From 1955, he became a fashion illustrator for German fashion magazines.
A short time later, he switched from drawing to a photo camera and began capturing models on celluloid.
This led to fashion productions for many major German magazines, such as Constanze, Petra, Brigitte, and Stern.
The New York Years
Until today, the fact remains that a major career in fashion is only possible in one of the four major fashion capitals: Paris, Milan, London, or New York.
This, of course, also applies to all related professions, such as photographers, stylists, makeup artists, and fashion editors.
For this reason, I, too, went to France in the mid-1980s and, as a fashion photographer and fashion correspondent, experienced the most beautiful moments of the ready-to-wear and haute couture in Paris.
RICO PUHLMANN’S style was entirely influenced by his era.
The models‘ poses were still quite stiff and resembled the figurines in his fashion drawings.
The lighting was theatrical, as we know it from black-and-white movies of the time.
The models were simply meant to be beautiful.
Diversity and individualism didn’t exist in the fashion industry in those years.
When I look at RICO PUHLMANN’S pictures today, they strongly remind me of my mother’s fashion magazines from the 1960s and 1970s, which I always devoured.
Beautiful women in beautiful dresses were a feast for the eyes for me, like the pleasures of a sommelier when he sips a 1963 Bordeaux, dark red, aged in old barrels.
In the late 1980s and early 1990s, RICO PUHLMANN also photographed some of the so-called supermodels whose era was just beginning.
He photographed CHRISTY TURLINGTON, NAOMI CAMPBELL, and CINDY CRAWFORD.
The Exhibition
The large hall on the second floor of the Museum of Photography in Berlin (the ground floor and first floor are reserved for the HELMUT NEWTON FOUNDATION) was once an officers‘ mess with rich stucco and gold decorations.
After its destruction in the war and reconstruction in the 2000s, it mutated into an unadorned, 11-meter-high, 665-square-meter space with little charm.
Filling it with art is a difficult undertaking.
The exhibition curator, DR. BRITTA BOMMERT (Kunstbibliothek Berlin), opted for several oversized enlargements hung several meters high on the walls, thus making the room appear less bare.
On the white walls, richly decorated with illustrations/ photos/ publications, you see the career of RICO PUHLMANN from fashion illustrator to a fashion photographer (ANDY WARHOL also started out as a commercial graphic designer), from his beginnings in Berlin to his abrupt end in New York.
Here, too, an interesting descriptive device stands out:
Puhlmann’s publications in fashion magazines are often not simply arranged in a row, but rather arranged on individual panels, which are themselves highlighted with brightly colored inkjet prints.
Well done!
There is also a small video section with digitized films from the early 1970s, when RICO PUHLMANN shot a few fashion reports from New York for Sender Freies Berlin. They look a bit ridiculous, though – the stuffiness of German television at the time is very evident.
In addition to the photographs of Berlin in the 1950s and 1960s, a black and white series of beautiful male nudes and portraits at the end of the exhibition is also striking.
They were created in the early 1980s for the American magazine Gentlemen’s Quarterly in collaboration with other photographers, such as BRUCE WEBER.
Conclusion: For anyone interested in the development of fashion photography after World War II and who would also like to celebrate a reunion with the old West Berlin of the 1950s and 1960s.
„Rico Puhlmann – Fashion Photography 50s – 90s“
An exhibition at the Berlin Art Library
From June 27, 2025 – February 15, 2026
Museum of Photography
Jebenstr. 2, 10623 Berlin
Picture series with 12 photos of Rico Puhlmann’s fashion shoots:
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and videographer.