DONNA-THE SHOW – Ein Cabaret der 20er Jahre in Berlin

DONNA - The Show - Delphi Theater - ph: Max Hart Barnwell

DONNA-THE SHOW – Ein Cabaret der 20er Jahre in Berlin

 

Von Holger Jacobs

26.11.2025

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Knisternde Erotik im Delphi Theater in Berlin

Gerne wird im Berlin des 21. Jahrhunderts auf die wilden Jahre des 20. Jahrhunderts zurückgeblickt.
Die Hauptstadt war nach dem Ende des 1. Weltkriegs in einen Sog des Wandels hineingezogen worden, nachdem die Menschen das Grauen der Kriegsjahre erleben mussten, das Ende des Kaiserreichs, den Beginn einer fragilen Demokratie und den Zustand großer Arbeitslosigkeit.
Tägliche Straßenkämpfe zwischen verfeindeten Parteien, ausufernde Kriminalität und Prostitution führten besonders in Berlin zu einer chaotischen Situation.
Doch etwas feierte eine Wiederauferstehung: die Kreativität!

Künstler wie MAX ERNST, KURT SCHWITTERS, ERNST LUDWIG KIRCHNER, WASDSILY KANDINSKY, PAUL KLEE und OSKAR SCHLEMMER hatten ihre Blütezeit und das „Bauhaus“ in Weimar wurde geboren.

Oskar Schlemmer „Die Tänzerin“, 1922 -CC-BY-SA

Filmregisseure wie FRITZ LANG („Metropolis“), ROBERT WIENE („Das Cabinet des Dr. Caligari“) oder JOSEF von STERNBERG mit seiner Entdeckung MARLENE DIETRICH erlangten Weltruhm.

Marlene Dietrich „Die blonde Venus“, 1932, Josef von Sternberg @ DHM

Besonders GEORGE GROSZ, OTTO DIX und TAMARA DE LEMPICKA spiegelten die Stimmung von Deutschlands Millionenmetropole wieder, denn sie zeigten unverhüllt die neue Gesellschaft:
Gewalt, verruchte Gestalten, Lustmörder und Frauen, die ihre Sexualität entdeckten.

Tamara de Lempicka, „La chemise rose“, 1927, © Christys

Auch der Tanz, der neben dem klassischen Ballett eine neue Form des körperlichen Ausdrucks fand, feierte große Erfolge.
MARY WIGMAN (Sophie Marie Wiegmann *1886) war der Star eines modernen Tanzstils, der weltweit Erfolge feierte.
Eine weitere Ausdrucksform war die „Performance“, in der ein Künstler/ Tänzer etwas vorführte, welches keiner speziellen Handlung folgte, sondern nur von Emotion und Improvisation geprägt war, wie z.B. die Vorführungen von ANITA BERBER.

Anita Berber + Sebastian Droste, ph: Madame Dora

Und dann gab es natürlich die unzähligen Varieté- und Cabaret-Vorführungen, in denen leicht bekleidete Damen in Glitzerkostümen das Publikum zu verführen versuchte.

In den letzten 21 Jahren, in denen ich hier in Berlin wohne, habe ich immer wieder erlebt, wie vereinzelte Bühnenproduktionen versucht haben und weiterhin versuchen an diese einmalige und flirrende Atmosphäre von vor 100 Jahren anzuknüpfen.
Ob die „20er Jahre Varieté-Revue“ im Wintergarten an der Potsdamer Straße oder die „Showgirls of Burlesque“ in der Showbühne Berlin oder „Die Goldenen Zwanziger Jahre“ im Admiralspalst, wirklich überzeugen konnte mich bisher noch keine.
Entweder ist die Handlung zu simpel und einfallslos oder die erotische Ausdruckskraft so weit heruntergeschraubt, dass es sich auch noch 6-jährige anschauen können (wie im Friedrichstadt-Palast) oder die Darsteller*innen sind einfach nicht hübsch genug – oder alles zusammen.

Mit der neuen Show von THEA HART BARNWELL, eine ehemalige Tänzerin des Friedrichstadt-Palastes, ist dies nun anders geworden.

„Donna – The Show“, ph: Holger Jacobs

In kleinen, kurzen Parts zeigt sie mit fünf weiteren Tänzerinnen sinnliche Erotik, die durch Tanz, Bewegung und Beleuchtung erzeigt wird, nicht unähnlich dem Crazy Horse in Paris.
Natürlich steht alles noch am Anfang, aber die erste Aufführung am 19. November 2025 war sehr vielversprechend (siehe Video am Ende).
Die Musikauswahl mit u.a. Hildegard Knefs „Ich liebe Euch“, getanzt von CLARA MELITA (für mich der schönste Part), hat mir besonders gut gefallen.

Clara Melita, „Donna – The Show“, ph: Holger Jacobs

In einem Interview verriet mir Gründerin THÉA HART BARNWELL, dass sie sich nach sechs Jahren täglich wiederholender Auftritte im Friedrichstadt-Palast wie eine Maschine gefühlt und nach neuen Herausforderungen gesucht hat.

„Donna – The Show“, ph: Holger Jacobs

Danach tanzte sie in verschiedenen freien Produktionen, bei denen sie auch mit Burlesque-Tanz in Berührung kam.
Dabei kam ihr eine Idee:

Erotischen Tanz auf eine neue Ebene zu heben, die sich nicht in bisherige Stilrichtungen einordnen lässt.
Mit anderen Freundinnen aus ihrer Zeit beim Friedrichstadt-Palast gründete sie „Donna – The Show“, eine freie Tanzgruppe von fünf bis sieben Tänzerinnen und Performerinnen, wobei später auch männliche Partner dazustoßen können.
Noch ist alles erst am Anfang.
Doch der ist vielversprechend.

Nina Mako, „Donna – The Show“, ph: Holger Jacobs

„Donna – The Show“
von Théa Hart Barnwell
Theater im Delphi

Mit:
NINA MAKO aus Kiew, welche ihre Ballettausbildung in der Royal Danish Ballet Scholl und der John Cranko School in Stuttgart absolvierte, tanzte 16 Jahre lang im Friedrichstadt-Palast

NINA MAKO © Nina Mako

GIOIA PANGALOZZI aus Siena, Italien, war sieben Jahre beim Friedrichstadt-Palast und hat sich seither dem Pole-Dance verschrieben.

GIOIA PANGALLOZZI, ph: Olena Manzhas/ Instagram

HANNA WOLDT aus Berlin, war neun Jahre am Friedrichstadt-Palast und arbeitet jetzt freelance.

HANNA WOLDT © Hanna Woldt

CLARA MELITA aus Berlin mit sizilianischen und polnischen Wurzeln. Sie studierte an der Staatlichen Ballettschule in Berlin und tanzt jetzt seit vier Jahren im Ensemble des Friedrichstadt-Palast.

CLARA MELITA © Clara Melitta

THÉA HART BARNWELL aus Montreal machte ihre Ballettausbildung an der National Baller Scholl of Canada und wurde 2016 vom Friedrichstadt-Palast engagiert. Seit 2022 ist sie freischaffend tätig.
2025 Gründung von „Donna – The Show“.

THÉA HART BARNWELL © Théa Hart Barnwell

Nächste Vorstellungen am 10. Dezember 2025 um 18.30 Uhr und 21.00 Uhr im Delphi Theater in Berlin-Pankow, in dem auch schon die berühmte Fernseh-Serie „Babylon-Berlin“ gedreht wurde.

Theater im Delphi. ph: Holger Jacobs

Tickets hier

Mein Video von der Show „DONNA“:

Video „Donna the Show“, Youtube © Holger Jacobs

 

English Text

 

 

DONNA-THE SHOW – A 1920s Cabaret in Berlin

 

 

By Holger Jacobs


November 26, 2025

Sizzling Eroticism at the Delphi Theater in Berlin

In 21st-century Berlin, people often look back on the wild years of the 20th century.
After the end of World War I, the capital was swept up in a vortex of change, having experienced the horrors of the war years, the end of the German Empire, the beginning of a fragile democracy, and widespread unemployment.
Daily street battles between rival factions, rampant crime, and prostitution led to a chaotic situation, especially in Berlin.
But something was experiencing a revival: creativity!
Artists like Max Ernst, Kurt Schwitters, Ernst Ludwig Kirchner, Wassily Kandinsky, Paul Klee, and Oskar Schlemmer enjoyed their heyday, and the Bauhaus movement in Weimar was born.

Oskar Schlemmer „Die Tänzerin“, 1922 -CC-BY-SA

Film directors like Fritz Lang (Metropolis), Robert Wiene (The Cabinet of Dr. Caligari), and Josef von Sternberg, with his discovery of Marlene Dietrich, achieved international fame.

Marlene Dietrich „Die blonde Venus“, 1932, Josef von Sternberg @ DHM

George Grosz, Otto Dix, and Tamara de Lempicka, in particular, captured the atmosphere of Germany’s metropolis, for they unflinchingly depicted the new society: violence, disreputable figures, sex offenders, and women discovering their sexuality.

Tamara de Lempicka, 1927, © Christys

Dance, which alongside classical ballet found a new form of physical expression, also enjoyed great success.
MARY WIGMAN (Sophie Marie Wiegmann, born 1886) was the star of a modern dance style that achieved worldwide acclaim.
Another form of expression was the „performance,“ in which an artist/dancer presented something that followed no specific plot but was characterized solely by emotion and improvisation, such as the performances of ANITA BERBER.

Anita Berber + Sebastian Droste, ph: Madame Dora

And then, of course, there were the countless variety and cabaret shows, in which scantily clad women in glittering costumes attempted to seduce the audience.

In the last 21 years that I have lived here in Berlin, I have repeatedly witnessed how individual stage productions have attempted, and continue to attempt, to recapture this unique and vibrant atmosphere of 100 years ago.
Whether it was the „1920s Variety Revue“ at the Wintergarten on Potsdamer Straße, the „Showgirls of Burlesque“ at the Showbühne Berlin, or „The Golden Twenties“ at the Admiralspalast, none of them have truly convinced me so far.
Either the plot is too simple and unimaginative, or the erotic expression is toned down so much that even six-year-old children can watch it (as at the Friedrichstadt-Palast), or the performers simply aren’t attractive enough—or all of the above.
With the new show by Thea Hart Barnwell, a former dancer at the Friedrichstadt-Palast, this has now changed.

„Donna – The Show“, ph: Holger Jacobs

In short, brief segments, she and five other dancers showcase sensual eroticism created through dance, movement, and lighting, not unlike the Crazy Horse in Paris.
Of course, it’s all still in its early stages, but the first performance on November 19, 2025, was very promising (see video at the end).
I particularly enjoyed the music selection, which included Hildegard Knef’s „Ich liebe Euch“ (I Love You), danced by Clara Melita (for me, the most beautiful part).

Clara Melita, „Donna – The Show“, ph: Holger Jacobs

In an interview, founder Théa Hart Barnwell revealed to me that after six years of daily performances at the Friedrichstadt-Palast, she felt like a machine and was looking for new challenges.
Afterwards, she danced in various independent productions, where she also came into contact with burlesque dance.
This gave her an idea:
To elevate erotic dance to a new level that defies categorization within existing styles.

„Donna – The Show“, ph: Holger Jacobs

With other friends from her time at the Friedrichstadt-Palast, she founded „Donna – The Show,“ an independent dance group of five to seven dancers and performers, with the possibility of male partners joining later.
It’s all still in its early stages.
But it’s a promising start.

Nina Mako, „Donna – The Show“, ph: Holger Jacobs

„Donna – The Show“
by Théa Hart Barnwell
With:
NINA MAKO from Kyiv, who completed her ballet training at the Royal Danish Ballet School and the John Cranko School in Stuttgart, danced at the Friedrichstadt-Palast for 16 years.

NINA MAKO © Nina Mako

GIOIA PANGALOZZI from Siena, Italy, was with the Friedrichstadt-Palast for seven years and has since dedicated herself to pole dancing.

GIOIA PANGALLOZZI, ph: Olena Manzhas

HANNA WOLDT from Berlin, was with the Friedrichstadt-Palast for nine years and now works freelance.

HANNA WOLDT © Hanna Woldt

CLARA MELITA from Berlin, with Sicilian and Polish roots. She studied at the State Ballet School in Berlin and has been dancing with the Friedrichstadt-Palast ensemble for four years.

CLARA MELITA © Clara Melitta

THÉA HART BARNWELL from Montreal trained at the National Ballet School of Canada and was engaged by the Friedrichstadt-Palast in 2016.
She has been working freelance since 2022.
She founded „Donna – The Show“ in 2025.

THÉA HART BARNWELL © Théa Hart Barnwell

Next performances on December 10, 2025 at 6:30 p.m. and 9:00 p.m. at the Delphi Theater in Berlin-Pankow, where the famous TV series „Babylon Berlin“ was filmed.
Tickets here

My video of the show „Donna“.

Video „Donna the Show“, Youtube © Holger Jacobs

 

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and videographer.

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