Die neuen Filme im Kino: Bugonia mit Emma Stone
Von Holger Jacobs
08.10.2025
Ein ziemlich durchgeknallter Film über die Radikalisierung von Verschwörungstheoretikern und seinen Folgen
Handlung
Die Vorstandsvorsitzende des Pharmaunternehmens Auxolith, Michelle Fuller (EMMA STONE „La La Land“, *1988), ist ein Vollprofi in ihrem Job. Hyperintelligent, extrem ehrgeizig und von maßlosem Selbstvertrauen.
Sie umgibt sich nur mit dem Besten: teure Autos, teure Kleidung, schickes Haus und bestes Make-Up. Ein privater Fitness-Coach bringt ihr Selbstverteidigung bei.
Parallel dazu wird der Zuschauer eingeführt in das Leben von Teddy (JESSE PLEMONS „Killers oft he Flower Moon“, *1988), der als Paket-Packer bei Auxolith ein ärmliches Leben führt und die genaue Kehrseite der erfolgreichen Michelle ist.
Der beste Freund von Teddy ist der geistig zurückgebliebene Don (AIDAN DELBIS), der alles glaubt, was Teddy sagt, so verrückt es auch sein mag.
Teddy erzählt Don, dass er davon überzeugt ist, dass Außerirdische die Erde vernichten wollen, indem sie das Klima verändern und durch Medikamente (wie von der Firma Auxolith) immer mehr giftige Substanzen verbreiten, an denen auch die Bienen zugrunde gehen.
Teddy ist weiterhin davon überzeugt, dass ausgerechnet seine Chefin, Michelle Fuller, ein Alien ist und von den Außerirdischen auf die Erde gesandt wurde, um uns alle zu vernichten.
Der Showdown dazu soll in vier Tagen während der zu erwartenden Sonnenfinsternis geschehen.
Aus diesem Grund entführen die beiden Michelle Fuller und bringen sie in den Keller von Teddys Haus.
In einer ebenso dramatischen, wie komischen Szene, versucht Teddy der völlig verdutzten Michelle seine Theorien zu erklären und verlangt von ihr, dass sie sich mit ihrem Alien-Mutterschiff, dass sich angeblich in der Umlaufbahn um die Erde befindet, Kontakt aufnimmt, um die Katastrophe noch abzuwenden.
Michelle ist an Händen und Füßen gefesselt.
Ihr wurden die Haare abrasiert und die Haut mit Creme bestrichen, weil diese angeblich als Antennen zu ihren Alien-Freunden fungieren würden.
Als Michelle ihn für verrückt erklärt, wird sie mit Elektro-Schocks gefoltert.
Durch Zufall erfährt Michelle, dass Teddys Mutter mit einem neuen Medikament ihrer Firma behandelt wurde, wodurch die Mutter ins Koma fiel.
Schließlich gibt Michelle gegenüber Teddy zu, dass sie wirklich ein Alien wäre und entschuldigt sich bei Teddy über die Behandlung seiner Mutter.
Sie hätte aber ein Gegenmittel, was Teddy seiner Mutter verabreichen könne.
Gesagt, getan.
Teddy radelt mit dem angeblichen Gegenmittel (was nur ein Reinigungsmittel aus ihrem Auto ist) in die Klinik, während Don auf Michelle aufpassen soll.
Michelle kann Don in ein Gespräch verwickeln, infolge dessen sich Don in den Kopf schießt.
Bei der Rückkehr von Teddy, dessen Mutter mittlerweile durch das „Gegenmittel“ verstorben ist, ist Teddy so verstört, dass er Michelle glaubt, als diese ihm ein Treffen mit „ihren“ Außerirdischen vorschlägt, was nur in einem speziellen Raum in der Firmenzentrale von Auxolith passieren kann.
Kaum dort angekommen, kommt es zu einem dramatischen Ende.
Kritik
Der Film ist spannend, stellenweise witzig und mit viel Hintergedanken behaftet.
Allein die Verschwörungstheorien sind so absurd, dass eigentlich keiner sich vorstellen mag, dass es Menschen gibt, die an so etwas glauben.
Aber weit gefehlt:
Überall auf der Welt kommen Verschwörungstheorien vor, besonders, seit es das Internet gibt.
Denn dadurch finden sich viele Tausend Gleichgesinnte, die jeden Verschwörungstheoretiker nur noch mehr an seine verrückten Ideen glauben läßt.
Dabei gibt es ein Phänomen:
Verschwörungstheoretiker, im Deutschen auch gerne „Schwurbler“ genannt, suchen Bestätigung ihres irrationalen Denkens dadurch, dass sie im Internet gezielt ihre Theorien eingeben und dann zu Orten geführt werden, die wiederum genau das zu bestätigen scheinen, was sie selbst denken.
Wenn ihr mir nicht glaubt, dann gebt mal „Die Amerikaner waren nie auf dem Mond“ bei Google ein.
Dann werdet ihr alle möglichen angeblichen Beweise dafür finden, dass die gesamte Mondlandung vor 50 Jahren ein „Fake“ war…
Und könnt Ihr Euch noch an die Demos während der Corona-Pandemie erinnern?
Dabei gab es Leute, die sich Hüte aus Aluminium gebastelt hatten, weil sie glaubten BILL GATES würde über Radiowellen ihr Gehirn manipulieren – kein Scherz!
Ich selbst musste die Erfahrung sogar in meinem Bekanntenkreis machen, als ein angesehener Architekt mir verkündete, die Demonstrationen auf dem Maidan-Platz in Kiew 2014 wären von der amerikanische CIA gesteuert worden und die 100 Toten wären dadurch entstanden, dass die Ukrainer auf sich selbst geschossen hätten.
Und ein anderer, ein angesehener Buchhändler, behauptete, die Ukrainer müssten nur die Waffen niederlegen, dann wäre der Krieg zu Ende und die Ukrainer könnten friedlich weiter in ihrem Land leben.
Wozu solches Wunschdenken führt, wurde den Europäern vor 86 Jahren durch die Appeasement-Politik Neville Chamberlains (Englands Premierminister 1938) vor Augen geführt.
Nur ein Jahr später überfiel Adolf Hitler Polen und begann dadurch den 2. Weltkrieg mit 60 Millionen Toten.
Warum lernen wir eigentlich nie aus der Geschichte?
Doch zurück zu unserem Film.
Der griechische Regisseur GIORGOS LANTHIMOS hat schon mehrere beachtenswerte Filme gedreht, die viele Preise gewonnen haben.
U.a. den Europäischen Filmpreis für „The Lobster“, den Drehbuchpreis in Cannes 2017 für „The Killing oft the Sacred Deer“ und den Goldenen Löwen in Venedig 2022 für „Poor Things“, für deren Hauptrolle EMMA STONE 2024 sogar den Oscar gewann.
GIORGOS LANTHIMOS Filme sind immer ein wenig durchgeknallt.
In „The Lobster“ werden Menschen in Tiere verwandelt und in „Poor Things“ ging es um einen weiblichen Frankenstein.
In „Bugonia“ (griechisch für „aus dem Ochsen heraus“, weil man in der Antike glaubte, die Bienen kämen aus toten Tierleibern) geht es sowohl ziemlich blutig und brutal zu, als auch geistreich und intelligent.
EMMA STIONE als Michelle und JESSE PLEMONS als Teddy bieten sich ein Duell auf Augenhöhe, sowohl inhaltlich in ihren Dialogen, als auch schauspielerisch in ihren Rollen.
Für EMMA STONE wird es dafür sicher eine weitere Oscar-Nominierung geben.
Von ein paar Ungereimtheiten (Michelle spricht nach den ihr grausam zugefügten Elektroschocks zu Teddy und Don genauso normal weiter, als wäre nie etwas geschehen) abgesehen, ist der Film gut gemacht und hält den Zuschauer bis zur letzten Minute auf Trapp.
Am Schluss ertönt der Antikriegssong „Where have all the Flowers Gone” von JOAN BAEZ, während die Kamera die verwüstete Erde zeigt.
Fazit: Für mich nicht der beste Film in diesem Jahr, aber für hartgesottene Gemüter durchaus sehenswert.
Hier gehts zum Video-Trailer von „Bugonia“
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and videographer.



















