Fahrt nach Potsdam zur Ausstellung von Marie-Louise Hildebrand
Von Holger Jacobs
1.12.2025
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Vom wilden Osten Berlins zum traditionellen Potsdam im Westen
Für manche mag das Zitieren der Unterschiede von Ost und West der ehemalig geteilten Hauptstadt ermüdend sein, aber manchmal drängt sie sich doch unweigerlich auf.
Ich bin keineswegs ein Nostalgiker, den Fall der Mauer habe ich auch nur aus der Ferne in Paris erlebt (viele unserer französischen Freunde sind damals gleich am Morgen des 10. November 1989 aufgebrochen, um diese friedliche Revolution selbst zu erleben).
Ich bin erst 2004 nach Berlin gekommen und habe mich für den Ostteil dee Stadt als permanenten Wohnsitz entschieden.
Nicht aus politischen Gründen, sondern weil ich hier ein deutlich jüngeres, aufgeschlosseneres Publikum vorfand, als im Westen.
Und viele der hier Ansässigen kamen (und kommen immer noch) aus allen Ländern dieser Welt und bilden heute einen Melting Pot aus sehr unterschiedlichen Kulturen.
Weshalb es in Berlin-Mitte auch so viele Kreative und Freigeister gibt.
Doch eine Fahrt nach Potsdam in den einst für seine wohlhabenden Bürger bekannt gewordenen Vorort von Berlin (ein bisschen wie Blankenese für Hamburg) zeigt, dass auch traditionelle Schönheit etwas sehr Einnehmendes an sich haben kann.
Kaum in Potsdam angekommen fahre ich an den markanten Fassaden der Häuser im Holländischen Viertel entlang (welche zurückgehen auf die Liebe für Amsterdam für Friedrich-Wilhelm I.), vorbei an Straßen mit wunderschönen Villen aus der Gründerzeit, in die sich die russischen Besatzer nach dem Ende des 2. Weltkriegs einquartiert hatten.
Schließlich lande ich vor der beeindruckenden Fassade des Palais Am Stadthaus, wo ich durch die hellerleuchtenden Fenster die vielen Besucher der Ausstellung mit Werken von Marie-Louise Hildebrand sehen kann.
Klingende Sektgläser zeugen von Freude und Ausgelassenheit.
Marie-Louise Hildebrand
Die Autorin der ausgestellten Bilder ist keineswegs eine langjährige Künstlerin mit einer beachtlichen Ausstellungs-Vita und florierenden Verkäufen auf internationalen Kunstmessen.
Ihre Kunst hat sie vielmehr im Hintergrund autodidaktisch über viele Jahre entwickelt.
Die in Heidelberg geborene HILDEBRAND wollte als Kind eigentlich Bildende Kunst studieren, doch das Elternhaus riet zu einer „seriösen“ Ausbildung in Form von BWL und Sprachen-Studium.
Diese Entscheidung war sicher nicht falsch, entpuppte sich die Tochter MARIE-LOUISE doch als ehrgeizige und erfolgreiche Marketing-Strategin, die in so großen Unternehmen wie SAP, Hugo Boss und Porsche bis Peek & Cloppenburg ihre Fähigkeiten einsetzen konnte.
Nach den wilden Jahren des Umherziehens entschied sich MARI-LOUISE HILDEBRAND schließlich ihren festen Wohnsitz nach Potsdam zu verlegen, auch um mehr Zeit für Ihre schulpflichtige Tochter GRACE zu haben.
Hier wurde sie General Managerin des International Club, eines früheren britischen Offiziersclub aus der Zeit nach dem 2. Weltkrieg, als Berlin noch in vier Besatzungszonen aufgeteilt war – in die amerikanische, britische, französische und russische Zone.
Was hat dieser Werdegang mit Kunst zu tun? Viel und wenig.
Wenig, weil über die Jahrzehnte neben Beruf und Mutterdasein nicht so viel Zeit für die Kreativität übrig blieb.
Viel, weil die finanzielle Sicherheit durch den Erfolg in den wirtschaftlichen Berufen eine ganz ungezwungene Herangehensweise an die Entwicklung der eigenen Kunst möglich machte.
Die Bilder
Beim Betrachten der Werke fällt zunächst die Abstraktion auf.
Sieht man näher hin, erkennt der Betrachter eine unruhige Struktur, hervorgebracht durch dick aufgetragenen Acryl auf Leinwand, vermischt mit Edelmetallen. Gold und Silber blitzen hervor und geben den Bildern etwas Strahlendes.
Mit Hilfe eines Leuchtstabes lassen sich noch weitere Farb-Schattierungen erkennen.
MARIE-LOUISE HILDEBRAND gibt selber an sich bei ihrer künstlerischen Arbeit durch die Farben der Natur inspirieren zu lassen.
Sei es das Braun des Waldbodens, das Grün der Blätter oder das Blau des Himmels über einem See – all das findet sich in ihren Werken.
Die Ausstellung
Das Palais Am Stadthaus gegenüber dem Rathaus von Potsdam ist ein kleines architektonisches Juwel und als Ausstellungsort ideal.
Erbaut 1874 vom Hofbaumeister Reinhold Persius gehörte das Gebäude bis in die 1930er Jahre einer jüdischen Familie. In der Zeit der DDR wurde es als Standesamt genutzt. Nach der politischen Wende erwarb 1996 das Anwesen die Immobilienkauffrau IRA SCHWARZ, nachdem sie die jüdischen Erben nach einer aufwendigen Recherche ausfindig machen konnte.
Wie in Berlin kommt auch in Potsdam keiner an die Geschichte der letzten 100 Jahre vorbei…
Um wieder auf den Anfang meines Artikels zurückzukommen möchte ich gerne ein weiteres Detail erwähnen, welches mir auf meinem Weg von Berlin-Mitte nach Potsdam auffiel:
Im Gegensatz zur unhöflichen und unfreundlichen Art der Berliner strahlte mir bei der Vernissage jeder der Gäste entgegen.
Es entstanden lebhafte Gespräche mit Menschen, die ich vorher in meinem Leben noch nie gesehen hatte.
Ob das der Einfluss der strahlenden Bilder war oder die Freundlichkeit der Bürger von Potsdam?
Vielleicht beides.
Ausstellung Marie-Louise Hildebrand „Reflections“
Bis Sonntag, dem 7. Dezember 2025
täglich Mo – So 15 – 19 Uhr
Palais Am Stadthaus
Friedrich-Ebert-Straße 37,
14469 Potsdam
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and videographer.






















