Meine Nacht im Hotel Adlon Kempinski in Berlin

Hotel Adlon Kempinski Berlin - ph: Holger Jacobs © kultur24.berlin

Meine Nacht im Hotel Adlon Kempinski in Berlin

 

Von Holger Jacobs

10.12.2025

Zur Weihnachtszeit in ein Hotelmärchen am Brandenburger Tor

Über das Hotel Adlon hatte ich bereits im Jahre 2020 berichtet, als nach der ersten Corona-Welle im Winter die Hotels nach dreimonatiger Schließung im Frühjahr vorübergehend wieder öffnen durften.

Diese dunklen Zeiten sind zum Glück lange vorbei und zurzeit erfreut sich das Hotel Adlon größter Beliebtheit mit sehr guten Übernachtungszahlen über das ganze Jahr verteilt. Besonders natürlich zur Hochsaison, wie den Vorweihnachtstagen, an denen viele Touristen aus der ganzen Welt kommen, um die deutschen Weihnachtsmärkte (hier insbesondere der traditionelle Weihnachtsmarkt am Gendarmenmarkt, der vom Hotel aus in 15 Gehminuten zu erreichen ist) zu besuchen.

Die Beliebtheit ist sicher auch auf die einzigartige Lage am Pariser Platz und damit direkt gegenüber dem Brandenburger Tor, zu begründen. Das hat sonst kein Hotel in Berlin zu bieten, nicht das Ritz und auch nicht das Waldorf Astoria.

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Zusätzlich gibt es eine lange Historie, die an sich schon einmalig ist.

Geschichte

Der Gastronom LORENZ ADLON war um die Jahrhundertwende mit mehreren Restaurants und Kaffees in Berlin zu Wohlstand gekommen und plante ein Hotel im gehobenen Stil der damaligen Zeit, welches nicht nur eine simple Übernachtung ermöglichte, sondern auch Restaurant, Kaffee, Bar, Lounge und Ballsaal mit einschloss.
Wie in dem 1893 erbauten Hotel Waldorf-Astoria in New York oder dem 1898 eröffneten Hotel Ritz in Paris.
Die Idee war geboren, jetzt fehlte nur noch die Lage. Zum Glück hatte LORENZ ADLON einen guten Kontakt zum damaligen KAISER WILHELM II., der ihm ein Grundstück am Pariser Platz besorgte. Das sich darauf befindliche Gebäude des königlichen Theaterintendanten Friedrich Wilhelm von Redern, erbaut von Karl Friedrich Schinkel, wurde unter Protest abgerissen, obwohl es unter Denkmalschutz stand.
Bei der Eröffnung des Hotel Adlon im Jahre 1907 war dann aber die Bewunderung groß.
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Die Architekten CARL GAUSE und ROBERT LEIBNITZ hatten die Fassade für die damalige Zeit eher schlicht gehalten mit klassischen, reduzierten Linien.
Anders als heute, gab es damals zwei Gebäudeteile: Das Hotel Adlon und das danebenliegende Palais Arnim. Heute erstreckt sich der Neubau aus dem Jahr 1997 über das gesamte Grundstück bis zur Wilhelmstrasse.

Mythos Hotel Adlon

Die glanzvolle Zeit des Hotel Adlon bis zum 1. Weltkrieg bildet bis heute den Mythos dieses Etablissements. Die erlauchten Gäste dieser Jahre waren das „Who is Who“ der damaligen Zeit:
Vom russischen Zaren über den Maharadscha von Indien, bis zu den reichsten Männern der Welt, wie HENRY FORD und JOHN D. ROCKEFELLER.
Auch nach dem 2. Weltkrieg kamen illustre Gäste, wie CHARLIE CHAPLIN oder MARLENE DIETRICH.

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Die Goldenen Zwanziger wurden besonders im Hotel Adlon durch schillernde Persönlichkeiten und wilde Partys sichtbar.
Im 2. Weltkrieg diente das Hotel als Lazarett und blieb trotz des alliierten Bombenhagels fast unbeschädigt.
Erst nach der Einnahme Berlins durch die Rote Armee am 2. Mai 1945 wurde das Hotel durch einen Brand zerstört.
Nur noch die Grundmauern blieben stehen, welche später durch die DDR-Regierung gesprengt wurden (ähnlich wie auch die Ruinen des Berliner Schlosses).
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Nach der politischen Wende 1989 und der Auflösung der DDR 1990 erwarb die Fundus Gruppe, eine Immobiliengesellschaft des Unternehmers AUGUST JAGDFELD, das Grundstück des ehemaligen Hotel Adlon und ließ dort durch das Architekturbüro Patzschke, Klotz & Partner das neue Hotel Adlon entstehen, welches von außen der alten Fassade ähnelt, aber innen völlig neu konzipiert wurde.
Das Interior Design stammt von ANNA MARIA JAGDFELD.

Meine Nacht im Hotel Adlon

Nach meinen Übernachtungen in den anderen 5 Sterne Hotels in Berlin, wie dem Hotel Waldorf-Astoria und dem Hotel Ritz-Carlton, war ich sehr gespannt, was mich im Hotel Adlon-Kempinski erwarten würde.
Natürlich kenne ich das Hotel am Pariser Platz schon so lange, wie ich in Berlin lebe – seit mittlerweile 21 Jahren.
Und ich hatte auch bereits das Vergnügen hier zu einer Veranstaltung eingeladen zu sein. Es war die Pressekonferenz zur Premiere des Films „Blade Runner 2049“ im Jahre 2017 mit HARRISON FORD und RYAN GOSLING.
Diese PK entwickelte sich damals zu einer der lustigsten, der ich je beigewohnt habe. Die beiden Schauspieler lieferten sich einen Kalauer nach dem anderen…
Und ich erinnere mich, dass ich mit meiner Mutter im August 2004 auf der Terrasse vor dem Haus einen Kaffee zu mir nahm.

Das erste, was mir im Hotel Adlon auffällt, ist die gefühlsmäßige Wärme, die mir gleich in der Lobby entgegenschlägt. Ganz anders als im Waldorf oder im Ritz, wo es eher kühl und professionell zugeht.
Was mir ebenfalls auffällt: Die Lobby, bestehend aus einem hohen Raum, der über zwei Etagen geht, ist voller Menschen, die offensichtlich gar keine Hotelgäste sind, sondern sich hier zu einem Kaffee mit Freunden oder Verwandten treffen.
Offensichtlich wird das Hotel Adlon auch gerne als Treffpunkt genutzt.

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Anschließend führt mich eine Dame des Hauses durch das Hotel und zeigt mir u.a. eine Präsidenten-Suite, in der auch schon Queen Elisabeth II. und Michael Jackson übernachtet haben.
Auffällig ist ein Steinway-Boston-Flügel und die 10 Centimeter dicken Panzerglas-Fenster, die die Sicherheit auch hochrangiger Politiker sicherstellen sollen. Ein Schmankerl ist die private Sauna im Badezimmer.

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Brandenburger Tor Suite

Doch vielmehr interessiert mich natürlich das Hotelzimmer, welches extra für mich reserviert wurde: Die Brandenburger Tor Suite.
Unschwer ist zu erraten, dass es sich hier um ein Hotelzimmer mit Blick auf das Brandenburger Tor handelt, dem Wahrzeichen Berlins.
Damit hat das Hotel Adlon Kempinski ein absolutes Alleinstellungsmerkmal, denn keines der sonstigen Berliner Hotels bietet diesen Anblick.
Besonders schön am Abend zu beobachten, wenn langsam immer weniger Touristen den Pariser Platz bevölkern und das Tor in seiner ganzen Pracht erstrahlt.
Mehr Berlin-Feeling geht nicht!

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Die Suite ist großzügig bemessen und verfügt über eine gemütliche Sofaecke, einen Schreibtisch- und Fernsehbereich und ein 250 Meter breites Bett, in dem man ohne weiteres eine Orgie feiern könnte.
Positiv zu bemerken ist die Einrichtung: eine Mischung aus hochwertiger Eleganz ohne aufdringlich zu wirken.
Alle Stuhl- und Sofaelemente sind in hellen, natürlichen Farben gehalten.
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Sehr gut gefällt mir auch das mahagonifarbene Holz, mit dem die Türen, die Türrahmen, die Schränke und selbst die Kloschüssel bedeckt sind.
Es gibt dem Raum eine sehr warme und freundliche Atmosphäre.
Die Klimatechnik ist einfach und verständlich in einem Schalter an der Wand oder direkt im Nachtschrank neben dem Bett untergebracht.
Diese positive Erfahrung hatte ich mit dem Fernseher nicht. Beim Einschalten öffnete sich ein komplett unübersichtliches Menü mit zig Untermenüs.
Um auf unser deutsches Fernsehprogramm zu kommen, musste ich einen Techniker des Hauses kommen lassen. Und das Telefon am Schreibtisch ging auch nicht, um die Rezeption zu erreichen.
Hier ist auf jeden Fall noch eine Verbesserung möglich.

Dinner in der Brasserie Quarré

Zu meinen Hotel-Rezensionen gehört auch immer ein Besuch des hauseigenen Restaurants.
Das Sternerestaurant Lorenz Adlon hatte leider an dem Tag meiner Anreise geschlossen, aber die beim Publikum beliebte Brasserie Quarré im Hotel Adlon war geöffnet. Sie befindet sich an der Hausecke zum Pariser Platz mit direktem Blick auf das Brandenburger Tor und bietet französisch-deutsche Küche.
Wie immer begleitete mich mein Sohn Alexander Jacobs, um jeweils zwei Meinungen über all die Köstlichkeiten zu bekommen.

Als Vorspeise

Als Aperitif nahm ich einen French 75 Cocktail, der mir aber deutlich zu sauer war. Ein Kir Royal (Champagner mit einem Schuss Crème de Cassis) wäre hier die bessere Wahl gewesen.

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Als Vorspeise nahm ich eine Hummersuppe („Bisque de Hommard“) mit Beilagen, die gut, aber nicht überragend war.
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Meine Begleitung nahm eine etwas ungewöhnliche Speise mit angebratenen Karotten und Salat auf einem Humus-Fond mit Johannesbeeren („Carottes et Groseille“).
Wer mal etwas Ungewöhnliches ausprobieren möchte, der ist hier richtig.
Sehr zu empfehlen.

Als Zwischengang wurde uns ein kleines Risotto mit Hummer in einer fruchtigen Beerensauce serviert. Sehr lecker!
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Vielen Dank an den Koch RICO KÄGEBEIN!

Der Wein

Unser freundlicher Kellner FRANCESCO SARNE, der seine Wurzeln im italienischen Apulien hat, ließ uns vier offene Weine probieren.
Wir entschieden uns für einen 2020er Barolo aus dem italienischen Piemont.

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Und einen 2022er Saint-Emilion vom Weingut Chateau Puy-Razac in der Nähe von Bordeaux.

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Beide Weine, wie wir fanden, absolute Spitze. Mit kräftigem Geschmack, der lange anhält.
Nichts für „Warmduscher“, wenn ich mir den Ausdruck erlauben darf.
Der Barolo war vielleicht sogar noch eine Nuance besser…

Hauptspeise

Hier wollten wir etwas Klassisches, aber in einer Neuinterpretation.
Ich nahm ein Cordon-Bleu (bekommt man in Deutschland leider fast nie) gefüllt mit einem Reblochon-Käse aus dem französischen Savoyen und einem französischen Kochschinken „Le Foué“.
Als Beilage Brokkoli, Katoffelpüre und Trüffelscheiben.
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Geschmacklich erstklassig. Zart und weich das Fleisch, der Käse zerrann beim Aufschneiden. Auf den Trüffel im Cordon-Bleu selbst hätte ich vielleicht verzichtet, da er zu intensiv den Geschmack des Fleisches übertönt.
Der Trüffel-Pilz in Scheiben als Beilage hätte gereicht.
Auch die Bratensauce hätte ich weggelassen. Oder sie nur in einem Kännchen daneben angeboten.

Meine Begleitung nahm den Rehrücken („Selle de Chevreuil“).
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Das Fleisch sehr zart, rosa gebraten, in einer Rotwein-Trüffel-sauce mit Quitten. Auch hier hätte ich den Einsatz des Trüffels etwas reduziert und nur in Scheiben als Beilage präsentiert. So kann jeder selbst entscheiden, wieviel Trüffelgeschmack er auf der Zunge haben möchte.

Danach gönnten wir uns eine Pause in der neu eingerichteten Raucher-Lounge. Hemingway hätte hier seinen Spaß gehabt.

Nachspeise

Auch bei der Nachspeise blieben wir bei Klassikern: Einem Mousse au Chocolat und einer Crème Brulée.

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Die Crème Brulée  kam mit einen Sorbet-Eis mit Mandarinengeschmack.
Die Vanillecreme hatte eine gute Konsistenz mit leichter Kruste, wurde aber kalt serviert.

Das Mousse au Chocolat war dann der Höhepunkt:
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Eine dunkle Schokoladencreme als Oblate geformt mit Himbeeren, Heidelbeeren in einer Himbeersauce. Und – jetzt kommt es – mit einem Schuss Amarone Wein aus der Nähe von Venedig.
Wow! Was für ein  Abschluss.

Die Nacht

Zurück in meiner Suite genoss ich noch einmal den Blick auf das erleuchtete Brandenburger Tor, bis ich mich zur Ruhe bettete. Die Klimaanlage ausgemacht, konnte ich sogar die Fenster einen Spalt breit öffnen, denn die Touris auf dem Platz waren bei dem Dauerregen vor der Tür nur noch selten zu hören.
Einziges Manko beim Schlafen: Die Bettdecke aus Daunen maß ca. 3 x 3 Meter, was den Nachteil hatte, dass ich beim Umdrehen im Schlaf jedes Mal eine drei Meter Bettdecke mit mir herumziehen musste.
Mein Tipp: Bestellt vor dem Einchecken Bettdecken in normalen Größen von 1,50 x 2,00 Metern.
Damit schläft es sich deutlich leichter.

Das Frühstück

Nach einer heißen Dusche im Marmorbad ging es zum Frühstück.
Einen eigentlichen Frühstücksraum gibt es nicht.
Gefrühstückt wird auf der Galerie, die die Lobby im 1.OG umgibt, sowie in den Räumen des Sternerestaurants Lorenz Adlon und in weiteren Räumen, je nachdem, wie viele Gäste zurzeit das Haus beherbergt. Und das müssen zur Vorweihnachtszeit viele sein, denn alle Räume waren belegt.
Ich gehe also zum Frühstücksempfang, nenne meine Zimmernummer und eine freundlicher Dame bringt mich zu einem Tisch am Fenster mit Blick auf das Brandenburger Tor. Auch wenn es draußen ein winterliches Grau vorherrscht ist es dennoch ein erhebendes Gefühl.
Das Frühstück kann auf verschiedene Weise durchgeführt werden: Entweder sie lassen sich durch eine Kellnerin alles bringen, oder sie marschieren selbst durch einen Bereich voller verschiedener Köstlichkeiten, von süß bis salzig.
Ich holte mir selbst ein paar Croissants und Konfitüre und ließ mir Rührei und French Toast (auf Deutsch „Armer Ritter“, Toast in Eiweiß gerührt, danach kurz angebraten und besprüht mit Puderzucker, eingetaucht in Ahornsirup) bringen.

So gestärkt ging es auf einen kurzen Trip in den vor kurzem erst völlig neu gestalteten Wellness- und Pool-Bereich mit drei verschiedenen Saunen und künstlichem Schnee zum Körperabreiben.
Danach könnte man sich gleich wieder in das drei Meter breite Bett legen…

Fazit: Anregung und Relaxen am schönsten Platz von Berlin

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and videographer.

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