Die neuen Filme im Kino 16. Woche

Die Kommune © Prokino Filmverleih

Die neuen Filme im Kino 16. Woche

 

Von Holger Jacobs

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23.04.2016

Liebe Kulturfreunde,

nur für einen Film kann ich diese Woche eine Empfehlung abgeben:

Weder kann ich mich besonders für „THE BOSS“ (eine Börsen-Insider-Geschichte) mit der natürlich immer tollen Melissa McCarthy begeistern, noch für den völlig überladenen Fantasy-Streifen „GODS OF EGYPT“ mit dem Jamie Lannister („Games og Thrones“) Darsteller Nikolaj Coster-Waldau. Auch „DER SCHAMANE UND DIE SCHLANGE“ ist sicher nicht schlecht, aber nach den vielen Dokus über die Regenwälder am Amazonas und der Gefährdung der letzten indigenen Stämme in diesem Gebiet,, bin ich des Themas etwas müde.

DIE KOMMUNE“ – Drama – Dänemark – 2016

Regie: Thomas Winterberg

Cast: Trine Dyrholm, Ulrich Thomsen, Helene Reingaard Neumann

Filmverleih: Prokino Filmverleih

Vielleicht könnt Ihr Euch noch an die diesjährige Berlinale erinnern, als Trine Dyrholm den Silbernen Bären für ihre Rolle in dem Film „Die Kommune“ bekam. Und natürlich ist in diesem Film nicht nur sie gut sondern auch alle anderen.

Worum geht es?

In den siebziger Jahren versuchte man in vielen Bereichen der Gesellschaft neue Lebensformen auszuprobieren. Sei es im Umgang miteinander, in der Liebe, im Zusammenleben. Eine jüngere Generation wollte den Mief der Vergangenheit abstreifen und neue Grenzen ausloten. Das ging von der Mode über die Musik bis zur Sexualität. Es war ein Zeitalter des Aufbruchs. Und das war gut so. Eines der neuen Lebensweisen war das Zusammensein in einer Kommune. In Deutschland wurde die so genannte „Kommune 1“ (1967 – 1969) mit u.a. Rainer Langhans und dem Fotomodel Uschi Obermaier berühmt. Sie befand sich in der Stephanstrasse 60 in Berlin-Moabit. Durch einen Bericht im Magazin Stern mit einer Fotoserie von Werner Bokelberg mit einer halbnackten Uschi Obermaier brach ein wahrer Hype aus.

Der Film „Die Kommune“ von Thomas Winterberg („Das Fest“) spielt genau in dieser Zeit und erzählt die Geschichte von Erik (Ulrich Thomson) und seiner Frau Anna (Trine Dyrholm). Nachdem Erik ein großes Haus in bester Lage in Kopenhagen erbt, entschließen sich beide, dort nicht alleine einzuziehen, sondern sich das Zusammenleben mit anderen zu teilen. Selbst der Hausbesitz wird per Urkunde untereinander verteilt. Zunächst geht alles gut und das Miteinander ist relativ harmonisch. Das Problem beginnt, als Erik, typisch midlife crises, sich in eine jüngere Studentin verliebt und die auch in ihn. Wo so etwas normalerweise verheimlicht würde und in der Regel dann auch irgendwann wieder vorbei ist, wird hier das Eheproblem von Erik und Anna in der Kommune offen zur Diskussion gestellt. Und das geht soweit, dass die Geliebte von Erik auch noch mit in die Kommune einzieht. Wie sich jeder denken kann geht das nicht gut. Und wie im sonstigen Leben leidet die verlassene Ehefrau am meisten. Doch hier, zusätzlich noch mitten auf die Bühne gestellt, ist es für sie noch schlimmer.

Ein guter Film über eine wichtige Zeit unserer jüngeren Geschichte. Auch wenn viele dieser Experimente der 60-er und 70-er Jahre gescheitert sind so ist es doch gut, dass sie stattgefunden haben. Denn nur so kann sich eine Gesellschaft weiterentwickeln.

Rainer Langhans und Uschi Obermaier in der legendären Kommune 1 Ende 1969 in einer Aufnahme von Werner Bokelberg für den Stern. Von mir nachbearbeitet für meine Serie "Mediaworld" 2004

Rainer Langhans und Uschi Obermaier in der legendären Kommune 1 Ende 1969 in einer Aufnahme von Werner Bokelberg für den Stern. Von mir nachbearbeitet für meine Serie „Mediaworld“ 2004

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and videographer.

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