31.3.2014. „Die Kannibalen“ von George Tabori.
Als das Stück 1969 am Berliner Schillertheater zur Uraufführung kam und schnell als Skandalstück deklariert wurde, war es dennoch ein Glücksfall für die deutschsprachige Theaterlandschaft: Es brachte den Autor und Regisseur George Tabori wieder zurück nach Europa, welches er Ende der 40er Jahre in Richtung Amerika verlassen hatte. 1914 in Budapest mit jüdischer Herkunft geboren, war er schon 1935 nach England emigriert, wo er 1941 die englische Staatsbürgerschaft erhielt. Sein Vater starb in Auschwitz, seine Mutter überlebte nur durch großes Glück. Das Grauen dieser Zeit versuchte er später durch Ironie und schwarzem Humor in seinen Stücken zu verarbeiten. So auch in „Die Kannibalen“: Eine Gruppe von Gefangenen in einer Baracke des KZ Auschwitz kämpft fürchterlich gegen den Hunger. Als ein Mitgefangener stirbt, keimt die Idee auf, den Leichnam doch lieber als Nahrungsquelle zu nehmen, als ihn zu verscharren. So wird der Pisspot aus der Baracke zweckentfremdet und der Leichnam zerkleinert. Doch während es im Topf heftig köchelt, kommen einigen der Wartenden Zweifel. So entflammt eine reges hin-und-her zwischen Moral und knurrendem Magen. Als ein Aufseher/in (gespielt von Ursula Höpfner-Tabori, der letzten Ehefrau des Autoren) kommt und sieht was geschieht, befiehlt sie den Gefangenen das Gekochte zu verzehren – oder in die „Duschkammer“ zu gehen. Zwei essen, die anderen gehen in den Tod – Regie: Philipp Tiedemann, Kostüme Margit Koppendorfer. Premiere war am 28.3.2014.
- Die Gefangenen in der Baracke in Auschwitz haben fürchterlichen Hunger und träumen von gutem Essen
- Als einer der Gefangenen, Puffi, heimlich gestohlenes Brot isst, wird er von den anderen dabei entdeckt und umgebracht
- Es kommt die Idee auf, Puffi lieber zu verspeisen, als ihn zu beerdigen. Eine heftige Diskussion beginnt
- Letztlich entscheidet man sich fürs Essen…
- Die beiden Überlebenden Hirschler (links, Axel Werner) und Heltai (rechts Thomas Wittmann) diskutieren
- Die Entscheidung ist gefallen, der Leichnam wird zerstückelt.
- Der gläubige Onkel (Martin Seifert) bildet sich ein, dass sogar der liebe Gott ihm für seine Tat verzeiht
- Alle warten darauf, dass „Pfuffi“ endlich fertig gekocht ist
- Während dessen vertreiben sich die anderen die Zeit mit kleinen Aufführungen und Spielchen
- Doch immer wieder keimt Streit auf ob ihrer grausamen Tat
- Die Aufseherin, auch Engel des Todes genannt (Ursula Höpfner-Tabori) erscheint
- Sie befiehlt den nun gekochten „Puffi“ endgültig zu essen, oder in die Dusch (Gas-) Kammer zu gehen
- Alle entscheiden sich für den Tod, außer zwei, den sogenannten Überlebenden…
Author: Holger Jacobs
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Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and videographer.