Ariadne auf Naxos – Staatsoper Berlin

Ariadne auf Naxos Staatsoper Berlin © Holger Jacobs

Ariadne auf Naxos – Staatsoper Berlin 2015

Wertung: 🙂 🙂 🙂 🙂   (vier von fünf)

Von Holger Jacobs

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16.06.2015. Kurz vor der Sommerpause legen sich alle drei staatlichen Opernhäuser in Berlin noch einmal richtig ins Zeug und präsentieren eine letzte Premiere. Den Anfang machte die Staatsoper am Sonntag den 14. Juni 2015 mit Richard Strauss. Regisseur Hans Neuenfels hat dabei eine saubere und schnörkellose Arbeit hingelegt und erntet dafür zu Recht viel Beifall.

Hintergrund

Die Geschichte um Ariadne, Tochter des König Minos von Kreta, geht weit in die griechische Mytologie des 7. Jahrhunderts v.Ch. zurück. Schon Homer und Hesiod beschrieben sie, später findet sie sich auch in der römischen Dichtung bei Ovid. In der Neuzeit findet man sie bei Monteverdi im 17. Jahrhundert, bei Georg Friedrich Händel und Joseph Haydn im 18. Jahrhundert und als Gedicht bei Nietsche (Klage der Ariadne, 1892) im 19. Jahrhundert. Anfang des 20. Jahrhunderts nimmt sich Hugo von Hofmannsthal der Geschichte an. Er arbeitet als Librettist bereits seit mehreren Jahren eng mit dem Opernkomponisten Richard Strauss zusammen und schlägt ihm 1911 eine Oper vor, die komische und ernste Teile miteinander verbinden soll. Als Einleitung schwebt ihm das Molière-Stück „Bürger als Edelmann“ vor, im zweiten Teil dann die Geschichte um Ariadne auf Naxos. Nach anfänglichem Zögern willigt Strauss ein und am 25.10.1912 kommt es in Stuttgart zur Uraufführung. Aber der Erfolg bleibt aus und Hofmannsthal und Strauss arbeiten an einer neuen Fassung. Am 4. Oktober 1916 kommt es in der Wiener Hofoper (während des 2. Weltkriegs) zur Aufführung der 2. Fassung, dieses Mal mit Erfolg. Der Molière wurde entfernt und durch ein Vorspiel ersetzt, dass sich im Hause eines „Neureichen“ abspielt. Der Teil mit Ariadne auf Naxos wurde vergrößert und bildet jetzt das Kernstück der Aufführung. Seither gehört diese Komposition von Strauss zum festen Repertoire vieler Opernhäuser unserer Zeit.

Ariadne auf Naxos Zerbinetta (Brenda Rae) und Ariadne (Camilla Nylund) © Holger Jacobs

Ariadne auf Naxos Zerbinetta (Brenda Rae) und Ariadne (Camilla Nylund) © Holger Jacobs

Handlung

Vorspiel: In dem Haus eines reichen Bürgers soll ein großes Fest gefeiert werden zu dem ein Opernkomponist und eine Schauspieltruppe eingeladen werden, künstlerisch und musikalisch etwas beizusteuern. Der Komponist (Marina Prudenskaya)hat eine Tragödie über die Geschichte der Ariadne auf Naxos geschrieben und die Komödianten wollen etwas lustig-frivoles bieten. Der Haushofmeister (Elisabeth Trissenaar) des Herrn kommt und verkündet, dass beide Stücke hintereinander gezeigt werden sollen. Darüber regt sich der Komponist furchtbar auf, denkt er doch, dass die Wirkung seiner Tragödie verloren gehen könnte. Den Schauspielern wiederum ist es egal und mokieren sich über den eifrigen Komponisten. In das allgemeine Tohuwabohu kommt abermals der Haushofmeister herein und verkündet, dass nun nach Weisung des Herrn beide Stücke sogar gleichzeitig gegeben werden müssten und diese auch nur 1 Stunde dauern dürften, da danach ein Feuerwerk beginnen wird. Nun bricht das Chaos unter den Kunstschaffenden aus und der Opern-Komponist weigert sich kategorisch bei dieser Posse mitzumachen. Erst als der Musiklehrer (Roman Trekel) ihn darauf hinweist, dass er schließlich viel Geld für seine Arbeit bekommt und er sich außerdem in die reizende Tänzerin der Schauspieltruppe, Zerbinetta (Brenda Rae), verliebt, willigt er ein. Das Spiel kann beginnen:

Oper: Ariadne hatte sich in den Kämpfer Theseus verliebt und ihm geholfen, den Minotaurus auf Kreta zu besiegen. Jetzt aber hat er sie verlassen und auf der einsamen Insel Naxos zurückgelassen. Völlig allein sehnt sie sich den Tod herbei. Zerbinetta kommt hinzu und versucht sie aufzuheitern mit der berühmten Arie „Großmächtige Prinzessin“. Doch diese lässt sich nicht aus ihrer trübsinnigen Stimmung bringen. Erst als der Gott Bacchus vom Himmel herabkommt und um sie wirbt, schöpft sie neuen Lebensmut. Eigentlich endet hier die Oper fröhlich, Neuenfels allerdings lässt die Ariadne trotzdem sterben und zwar in den Armen des Komponisten… – Als Nachtrag wäre hier noch zu erwähnen, dass der Komponist von einer Frau in einer sogenannten Hosenrolle gespielt, bzw. gesungen wird. Und dies ist nicht ein Regieeinfall von Neuenfels, sondern wurde schon von Strauss in der 2. Fassung 1916 genau so angelegt.

Der Komponist (Marina Prudenskaya) und Zerbinetta (Brenda Rae) kommen sich näher. Ariadne auf Naxos © Holger Jacobs

Der Komponist (Marina Prudenskaya) und Zerbinetta (Brenda Rae) kommen sich näher. Ariadne auf Naxos © Holger Jacobs

Kritik

Wie schon in der Einleitung erwähnt, hat Hans Neuenfels hier wirklich gute Arbeit geleistet. Alles wirkt stimmig, die Personenregie, die Bühne (Katrin Lea Tag), die Kostüme (Andrea Schmidt-Futterer). Und das Orchester klingt gut geführt von Ingo Metzmacher. Wie immer tritt die Ehefrau von Neuenfels, Elisabeth Trissenaar, auf, hier allerdings sinnvoll in der von Strauss als Sprechrolle angelegten Haushofmeister. Ganz herausragend ist Marina Prudenskaya als Komponist, jede Sekunde ihres Gesangs ist ein Erlebnis. Fast so gut ist Brenda Rae als Zerbinetta, ihre Koloratur-Arien gelingen ohne Anstrengung und stimmlich überzeugend. Auch optisch kann sie gefallen, mit ihrem roten Kleid besonders attraktiv in Szene gesetzt. Dagegen fallen Camilla Nylund als Ariadne und Roberto Sacca als Bacchus etwas ab. Alles in allem ein sehr gelungener Abschluss der Saison 2014/ 2015 für die Staatsoper im Schillertheater.

Zerbinetta (Brenda Rae) spielt die Verführerin. Ariadne auf Naxos © Holger Jacobs

Zerbinetta (Brenda Rae) spielt die Verführerin. Ariadne auf Naxos © Holger Jacobs

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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