Cindy Sherman – me collectors room
ART WEEK BERLIN
Von Holger Jacobs
15.9.2015
Liebe Kulturfreunde,
das private Museum des Sammlers Thomas Olbricht, der „me collectors room“, zeigt zur ART WEEK in Berlin die Fotografin und Ausnahmekünstlerin Cindy Sherman. Unter den vielen Ausstellungen in dieser Woche habe ich mir diese herausgepickt, weil Cindy Sherman aus vielerlei Gründen einer der wichtigsten Künstlerinnen unserer Zeit ist. Beginnen wir mit den Fakten: Nimmt man die reinen Verkaufszahlen auf den Kunstauktionen der letzten 10 Jahre steht sie mit erzielten Einnahmen von über 100 Millionen Dollar an 7. Stelle der sich am besten verkaufenden weiblichen Künstlerinnen:
- Joan Mitchell $286,117,725
2. Yayoi Kusama $215,702,079
3. Georgia O’Keeffe $129,445,340
4. Louise Bourgeois $118,020,052
5. Natalia Sergeevna Goncharova $109,386,465
6. Agnes Martin $109,085,447
7. Cindy Sherman $106,562,956
8. Tamara de Lempicka $97,748,009
9. Irma Stern $92,359,264
10. Barbara Hepworth $82,597,323
Aber es gibt auch viele weitere Gründe für ihre hohe künstlerische Bedeutung:
Lange bevor das „Selfie“ als Massenphänomen der heutigen Zeit entdeckt wurde, begann sie schon vor 40 Jahren während ihres Kunststudiums sich selbst als Hauptmotiv für ihre Bilder zu nehmen. Allerdings immer in anderen Verkleidungen und Maskierungen, so dass sie selbst als Cindy Sherman fast nie zu erkennen ist. In diesen Selbstinszenierungen versucht sie bestimmte gesellschaftliche Phänomene aufzuzeigen. Sei es die reichen Frauen der Hamptons, einer Villengegend nördlich von New York, oder die Masken von „Clowns“, hinter denen sich menschliche Abgründe verbergen. Aber auch die Sexualität der Frau wird gezeigt in den sogenannten „Sex Pictures“ , dann der Körper in den „Disaster“ Bildern oder das Frauenbild in der Geschichte in den sogenannten „History Pictures“. Immer wieder findet sie neue Themen, die sie mit sich selbst als Model inszeniert. In dieser Konsequenz sicher ein einmaliger Fall.
Das Museum of Modern Art in New York kaufte 1995 für 1 Million Dollar jeweils einen Abzug der gesamten Serie der sogenannten „Film Stills“. In diesen frühen Arbeiten (1977–80) zeigt sie sich als Frau in verschieden Rollen aus Filmen der 40er und 50er Jahre. Die Idee ist brilliant, wird doch in Filmen immer der Geschmack und die Einstellung der Gesellschaft einer Epoche wieder gespiegelt.
Im ZEITMAGAZIN der Ausgabe vom 17.9.2015 ist gerade eine große Reportage über Cindy Sherman zu lesen.
Der Bedeutung des Künstlers angemessen wird die Ausstellung noch bis zum 10. April 2016 zu sehen sein.
me collectors room
Auguststrasse 68
10117 Berlin
Öffnungszeiten: Di – So 12 – 18 Uhr

23 Bilder: Kunstsammler Thomas Olbricht neben einer großen Arbeit der Fotokünstlerin Cindy Sherman, „Untitled # 551“ aus dem Jahre 2010, © Holger Jacobs
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.