Die neuen Filme im Kino 26. Woche

"Nur wir drei gemeinsam" © NFP Filmverleih

Die neuen Filme im Kino 26. Woche

 

Von Holger Jacobs

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2.7.2016

Meine Empfehlungen für diese Woche zeigen drei Filme aus drei verschiedenen Länder: Israel-Palästina, Kroatien und Iran.

 

„90 MINUTEN – BEI ABPFIFF FRIEDEN“ – Komödie – DE/ Israel – 2015
Regie: Eyal Halfon
Cast: Detlev Buck, Norman Issa, Moshe Ivgy
Filmverleih: Camino Filmverleih

Der Konflikt zwischen Israelis und Palästina ist so alt wie der Staat Israel existiert, nämlich seit 1948.
Wie kam es zu dem Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern?

Anders als man denken sollte, ist der Konflikt zwischen Juden und Arabern erst in jüngerer Geschichte entstanden. Die schlimmste Phase erlebte Israel zur Zeit der römischen Besatzung ab 63 v. Chr. Im großen Aufstand der Juden 70 n. Chr. wurde Jerusalem und der Tempel Salomons völlig zerstört. Und ein weiterer Aufstand wurde 135 so grausam niedergeschlagen, dass die Juden massenhaft das Land verließen und die so genannte Diaspora begann. Für die ursprüngliche Vertreibung sind also nicht die Araber sondern die Römer Schuld. Das Land wurde daraufhin von verschiedenen benachbarten Stämmen übernommen und eine Islamisierung begann. Seit dem 16. Jahrhundert gehörte Palästina zum Osmanischen Reich.

Als Ende des 19. Jahrhunderts in Osteuropa sich die Situation der Juden immer weiter verschlechterte und in Russland 1881 und 1882 Progrome stattfanden, kam es von jüdischer Seite zu der Idee, in das damals recht dünn besiedelte Syrien und Palästina auszuwandern. 1897 wurde dafür durch Theodor Hertzl die Zionistische Weltorganisation gegründet. Bis zum ersten Weltkrieg kamen mehrere Tausend Juden nach Palästina. 1909 wurde die Stadt Tel Aviv gegründet. Im ersten Weltkrieg kämpfte das Osmanische Reich an der Seite der Deutschen und wurde 1917 von den Engländern besiegt.

Der gerade neu entstandene Völkerbund, Vorläufer der UNO, übertrug England das Mandat für Palästina. Gleichzeitig wurde England durch die Balfour Deklaration damit beauftragt eine „Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina“ einzurichten. Am 29. November 1947 bestätigte die UN-Vollversammlung mit einer 2/3 Mehrheit die Teilung Palästinas in einen jüdischen und einen arabischen Staat.

Als am 14. Mai 1948 das englische Mandat endete, proklamierten die jüdischen Bewohner Palästinas sofort den unabhängigen Staat Israel. Einen Tag später erklärten die Nachbarstaaten Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien Israel den Krieg. Der erste einer Reihe von fürchterlichen kriegerischen Auseinandersetzungen begann, zum Glück immer mit einem guten Ausgang für Israel. Doch das Nebeneinander von Juden und Arabern auf einem gemeinsamen Staatsgebiet ist bis heute nicht gelöst.

Regisseur Eyal Halfon nahm sich des Themas an und entschied, dass mit rationalen Argumenten keine Lösung zu finden ist. Also dachte er sich eine (vielleicht auch angeregt durch die Fussball EM) humorvolle Persiflage aus: Das Land wird demjenigen gegeben, der in einem Fussballspiel gewinnt. Ziemlich schräg und toll umgesetzt. Absolut sehenswert!

"90 Minuten - bei Abpfiff Frieden" © Camino Filmverleih

4 Bilder: „90 Minuten – bei Abpfiff Frieden“ © Camino Filmverleih

 

„NUR WIR DREI GEMEINSAM – Nous trois ou rien“ – Tragikkomödie – Frankreich 2014
Regie: Kheiron
Cast: Kheiron, Gerard Darmon, Leila Bekhti
Filmverleih: NFP

Ein Film nach einer wahren Geschichte: Regisseure Kheiron erzählt die Erinnerungen seiner Familie und spielt auch gleich die Rolle seines Vaters.

Es beginnt mit dem Ende des Schah-Regimes im Iran Ende der 70-er Jahre. Kaum ist die Familie um Vater Hibat und Ehefrau Fereshteh und ihrem gemeinsamen Sohn von dem Terrorregime des Schah von Persien befreit, kommen die Mullahs um Ayatollah Khomeini mit ihren Gotteskriegern und Dschihadisten und der Terror geht weiter. Also entschließt sich die Familie zur Flucht.

Aber in ihrem Exil in Frankreich ist es sehr schwer Fuß zu fassen und der Neuanfang gelingt nur indem sie alle drei eng zusammenhalten. Kheiron schafft es in dem Film die Balance zu halten zwischen Dramatik und Komödie und rutscht nie ins kitschige ab. Ein kleines Juwel, welcher viel Aktualität hat auf Grund der großen Flüchtlingswelle. Kheiron ist in Frankreich ein großer Fernsehstar durch seine eigene Comedy-Sendung.

"Nur wir drei gemeinsam" © NFP Filmverleih

7 Bilder: „Nur wir drei gemeinsam“ © NFP Filmverleih

 

„MITTAGSSONE“ – Drama – Serbien, Kroatien, Slowenien – 2015
Regie: Dalibor Matanic
Cast: Tihana Lazovic, Goran Markovic
Filmverleih: Deja Vu Filmverleih

Der Film erzählt die Geschichte von unterschiedlichen Leuten aus demselben Dorf in Kroatien im Abstand von 3 Jahrzehnten: 1991 erlebt ein Paar den schwelenden Konflikt zwischen Serben und Kroaten kurz vor Ausbruch des Bürgerkrieges. 2001 kommt eine Frau mir ihrer Mutter in das vom Krieg zerstörte Dorf zurück und ist schwer traumatisiert. Und 2011 befindet sich ein Pärchen in einer Lebenskrise und der Krieg scheint schon wieder vergessen zu sein.

Ein guter Film über ein schwarzes Kapitel der 90-er Jahre. Durch die Auflösung der Sowjetunion zerfiel das ehemals riesige Imperium. Dazu gehörte auch das so genannte Jugoslawien, welches aus den früheren Balkanstaaten Kroatien, Bosnien-Herzegovina, Serbien und Slovenien bestand. General Tito, der als Partisan gegen Hitlers Truppen im 2. Weltkrieg gekämpft hatte, vereinte nach dem Krieg die kleinen Balkanstaaten zu einem ansehnlichem Staatenbund. Doch kaum war der äußere Druck vorbei, wollte jeder dieser kleinen Länder wieder unabhängig sein, zumal schon immer große ethnische und religiöse Unterschiede zwischen diesen Ländern bestand.

Doch Serbien mit der ehemaligen Hauptstadt Jugoslawiens, Belgrad, wollte seine Macht nicht aufgeben und überfiel mit paramilitärischen Truppen die Nachbarstaaten. Schlimme Massaker wurden an der Zivilbevölkerung verübt. In Erinnerung bleiben besonders das Massaker an 8000 Männern und Knaben in der Stadt Srebrenica in Bosnien im Juli 1995.

Und die vierjährige serbische Einkesselung von Sarajewo mit Heckenschützen, die als Sniper von den umliegenden Bergen wahlos auf die Bevölkerung zielte. Erst durch das energische Eingreifen von NATO-Truppen im Sommer 1995 mussten sich die Serben zurückziehen und einen Waffenstillstand aushandeln. Der Vertrag von Daytona in den USA beendete am 14. Dezember 1995 den Jugoslawischen Bürgerkrieg. Tausende von Toten und vielen Greueltaten an der Zivilbevölkerung und Vergewaltigungen an Frauen waren zu beklagen. US-Schauspielerin Angelina Jolie machte über dieses Thema den Film „In the Land of Milk and Honey“.

"Mittagssone" © Deja Vu Filmverleih

„Mittagssonne“ © Deja Vu Filmverleih

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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