Die neuen Filme im Kino 47. Woche

"Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2", Jennifer Lawrence © StudioCanel Murray Close

Die neuen Filme im Kino 47. Woche

Von Holger Jacobs

Holger-love1-100a

19.11.2015

Heute empfehle ich zwei Spiel – und einen Dokumentarfilm.

DIE TRIBUTE VON PANEM – MOCKINGJAY Teil 2“ – Fantasy, Action – USA – 2015

 

Regie: Francis Lawrence

Cast: Jennifer Lawrence, Josh Hutcherson, Liam Hemsworth, Julianne Moore, Donald Sutherland.

 

Heute kommt der letzte Teil der Roman-Trilogie „The Hunger Games“ von Suzanne Collins in die Kinos. Aus dem dritten Teil „Mockingjay“ (deutscher Buchtitel „Flammender Zorn“, im Film ist heißt es „Spotttölpel“), 2010 erschienen, machte die Filmproduktionsfirma gleich zwei Teile (übrigens genauso wie beim letzten Buch von „Harry Potter“), um mehr Einnahmen zu generieren. Mit Erfolg. Schon die Buchreihe (Bei uns als „Die Tribute von Panem“ übersetzt) war in den USA auf der Bestsellerliste ganz oben und gilt nach der „Harry Potter“ Serie als erfolgreichste Kinderbuchreihe aller Zeiten.

 

Am 4. November 2015 hatte „Mockingjay Teil 2“ ausgerechnet in Berlin Weltpremiere. Alle wichtigen Darsteller waren gekommen, natürlich die Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence sowie Donald Sutherland als ihr Erzfeind Präsident „Snow“, Julianne Moore als die neue Präsidentin „Alma Coin“, Liam Hemsworth als „Gale“ und Josh Hutcherson als „Peeta“. Die Wahl fiel auf Berlin, weil viele Szenen in Berlin und Umgebung gedreht wurden. So sieht man den Distrikt 13 als den ehemaligen Flughafen Tempelhof und die Underground-Szenen wurden in der Unterführung beim ZOB Busbahnhof bei der Messe-Berlin gedreht. Schön schräger 70er Jahre Stil. Auch das hässliche CCH Kongresszentrum soll wohl als Kulisse gedient haben. Die Szenen, bei denen die Rebellen auf das Capitol des bösen Präsidenten vordringen, sind dann in einem Pariser Vorort gedreht worden, den ich mal selber wegen seiner Architektur besucht habe. Es sind die „Nouvelles villes“, die im postmodernen Stil in den 80er Jahren erbaut wurden und eine Verbesserung gegenüber den gräulichen 70er Betonburgen sein sollten. Wen es interessiert: Architekt war Ricardo Boffil.

 

Zur Handlung:

Der Film setzt übergangslos an dem vorherigen Teil an. Peeta ist aus dem Kapitol befreit worden, leidet aber noch an seiner Drogen- und Psychobehandlung und glaubt immer noch, Katniss töten zu müssen. Derweil planen die Rebellen den Großangriff auf die Machthaber des Kapitols. Dazu ist eine letzte Verteidigungsanlage der Armee zu erstürmen, aber nur mit gleichzeitigen hohen Verlusten der eigenen Bevölkerung. Katniss ist dagegen, die Anführerin der Rebellen, Alma Coin, dafür. Der Angriff findet statt und Katniss kann nur mit Mühe das Schlimmste verhindern. Beim weiteren Sturm auf das Capitol wird sie zusammen mit einer kleinen Gruppe losgeschickt, immer begleitet von einem Fernsehteam, der die Erfolge der Rebellen dokumentieren soll. Sogar der gestörte Peeta wird der Gruppe an die Seite gestellt. Auf ihrem Weg müssen die Rebellen furchtbaren Minen ausweichen, die sie in Stücke zu reißen drohen. Im allgemeinen Chaos setzt sich Katniss schließlich ab und marschiert allein gegen die letzte Bastion des Diktators, eine riesige Schlossanlage. Vor dessen Tor versammeln sich immer mehr Menschen und Katniss sieht dort auch ihre Schwester Prim. Auf einmal regnet es Bomben an kleinen Fallschirmen hinunter, die die meisten von ihnen töten, einschließlich Prim. Als sich Katniss schwer verletzt im Krankenhaus wieder erholt, erfährt sie, dass der Bombenhagel von der Führung der Rebellen selbst veranlasst wurde, nur um die eigenen Leute noch stärker zu motivieren. Als Präsident Snow verhaftet wird, will ihn Katniss selbst am Hinrichtungstag töten. Doch als sie schon mit ihrem Pfeil auf Snow zielt, schießt sie letztlich auf die gerade als neue Präsidentin eingeführte Coin, um den Tod ihrer Schwester Prim zu rächen. Katniss wird daraufhin in ihren alten Distrikt verbannt. – Der Epilog zeigt Katniss viele Jahre später vereint mit Peeta und zwei gemeinsamen Kinder in einer glücklichen Zukunft.

 

Neben der ganzen wie immer gut gemachten Action und einer starken Hauptdarstellerin ragt hier ein Aspekt besonders heraus: Wie selbst Rebellen (die vermeintlich Guten) mit derselben Grausamkeit kämpfen und handeln, wie die, die sie ablösen wollen. Die neue Präsidentin Coin (hervorragend Julianne Moore) setzt bei ihrer Machteroberung dieselben perfiden Mittel ein wie ihr Gegner Snow. Und auch der alte Freund von Katniss, Gale (Liam Hemsworth), spielt dieses Spiel mit. Für Katniss ein eindeutiges Zeichen ihn zum Teufel zu jagen und sich für Peeta zu entscheiden.

 

Fazit: Ob man nun Fantasy mag oder nicht ist eigentlich egal. Der Film ist gut gemachte Unterhaltung mit vielen Hinweisen auf unser reales Leben und vor allem auf unsere realen Handlungsweisen. Im Guten wie im Schlechten. Deshalb: Meine Empfehlung!

"Tribute von Panem - Mockingjay Teil 2", © Studiocanal Deutschland

„Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2“, © Studiocanal Deutschland

 

ICH UND EARL UND DAS MÄDCHEN“ – Tragikkomödie – USA – 2015

 

Regie: Alfonso Gomez-Rejon

Cast: Thomas Mann (er heißt wirklich so!), RJ Cyler, Olivia Cooke

 

Wenn ein Film auf dem Sundance Film Festival den großen Preis der Jury und dazu noch den Publikumspreis gewinnt, dann muss man schon aufhorchen. Wer es noch nicht wusste: Dieses Festival ist nach dem berühmten Western „Butch Cassidy and Sundance Kid“ benannt, mit dem Paul Newman und Robert Redford weltberühmt wurden. Redford war auch der Mitbegründer und längjährige Präsident. Es ist ein Festival für independent Filme außerhalb Hollywoods und hat große Bedeutung für junge aufstrebende Regisseure. So wurden hier Jim Jarmusch, Quentin Taratino, die Coen-Brüder und viele andere entdeckt. Es findet jedes Jahr Ende Januar in Salt Lake City am Rande der Rocky Mountains statt.

 

Und nun zum Film: eine schöne kleine Geschichte von jungen Menschen auf dem Weg zum erwachsen werden, was auch gerne als Coming-of-Age bezeichnet wird. Es dreht sich um drei Personen. Greg (Thomas Mann), ein eher zurückgezogener 17-jähriger, der am liebsten allein ist oder mit seinem Freund Earl rumhängt, mit dem er ein Hobby teilt: Filme drehen. Die Mutter bittet ihn eines Tages sich um seine Mitschülerin Rachel (Olivia Cooke) zu kümmern, die an Leukämie erkrankt ist. Zunächst nur widerwillig, geht er bald immer öfters zu dem Mädchen, dass gar nicht den Anschein macht, als sei es krank. So vergehen die Tage, bis es auf einmal Ernst wird. Meine 2. Empfehlung für diese Woche!

"Ich und Earl und das Mädchen", © Twenty Century Fox 2015

„Ich und Earl und das Mädchen“, © Twenty Century Fox 2015

 

PACO DE LUCIA – AUF TOUR“ – Doku – Spanien – 2015

 

Regie: Curro Sanchez

Mit Paco di Lucia und vielen seiner Musikerkollegen

 

In meiner Jugend gab es eine handvoll Gitarristen, die man zu den Besten ihrer Art zählte: Jimmy Page (*1944) von den Led Zeppelin (hört Euch noch einmal „Stairway to Heaven“ an, dann wisst Ihr, was ich meine), Ritchie Blackmore (*1945) von Deep Purple, Al di Meola (*1954), John McLaughlin (*1942) und eben Paco di Lucia (*1947).

Sein Sohn Curro Sanchez hat jetzt über seinen 2014 verstorbenen Vater einen bewegenden Film gemacht, der für Fans ein absolutes Muss ist. Herausragend in seinem Spiel, besonders bei Flamenco-Melodien – ein Vollblut-Spanier eben.

 

Wenn ich gerade all diese berühmten Namen so vor mir sehe, bei denen man sicher noch Jimi Hendrix, Eric Clapton und Carlos Santana hinzufügen könnte, fällt mir auf, dass es sich dabei ausschließlich um alte Herren handelt. Manche, wie Paco di Lucia, sind bereits gestorben.

 

Aber warum kennen wir heute aus unserer jetzigen Generation überhaupt keinen wesentlichen Gitarristen mehr?

 

Nun, es liegt wohl daran, dass es früher Musikgruppen gab, deren instrumentales Spiel sehr prägend war für ihre Musik. Denken wir an das Stück „Smoke on the Water“ von Deep Purple, bei dem das Instrument und sein Klang, welches hier die Titelmelodie spielt, entscheidend sind. Die Aufteilung einer Rockband in Schlagzeug, Bass-Gitarre, Lied-Gitarre und Sänger war der Standard, um überhaupt Rock-Musik spielen zu können. Genauso wie ein Streich-Quartett in der klassischen Musik zwei Violinen, eine Bratsche und ein Cello benötigt.

 

Und heute? Heute kann man jedes Instrument digital-elektronisch erzeugen, weshalb die bekanntesten Pop- und Rock-Musiker nicht mehr Bands sind, sondern DJ’s. Sie können alleine eine mehrköpfige Band in 100-erten von Klangfarben darstellen und mixen dabei Musik-Stile, Instrumente, Melodien, Töne und Rhythmen wie es ihnen beliebt. So wird ein virtuos spielender Gitarrist nicht mehr gebraucht. Höchstens noch als Background-Spieler bei einem Madonna-Konzert.

 

Schade, eigentlich.

"Paco di Lucia"

„Paco di Lucia“

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

Cookies help us deliver our services. By using our services, you agree to our use of cookies.