Max Beckmann und Berlin

© Max Beckmann "Selbstbildnis mit Sektglas", 1919

Max Beckmann und Berlin

Wertung: 🙂 🙂 🙂 🙂  (vier von fünf)

Von Holger Jacobs

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22.11.2015

Liebe Kulturfreunde,

Ein weiteres Highlight in der Berliner Museumslandschaft wurde am letzten Donnerstag eröffnet: Die Ausstellung „MAX BECKMANN UND BERLIN“ in der Berlinischen Galerie. Bilderschauen dieses großen deutschen Malers der Vorkriegszeit gibt es immer wieder und jedes Mal ist der Betrachter fasziniert von der Kraft der Bilder und der exzellenten Zeichnungen.

Ein Aspekt, und nicht der unwesentlichste, ist die Tatsache, dass Beckmann viele Jahre in Berlin verbracht hat, sowohl vor dem 1. Weltkrieg als auch danach. Die deutsche Hauptstadt und das Leben in ihr hat ihn sehr geprägt, besonders zu sehen in seinen beiden Serien „DIE HÖLLE“ von 1919 und „BERLINER REISE“ von 1922.

Max Beckmann wurde 1884 in Leipzig geboren und ging in Braunschweig auf die Schule. Wegen schlechter Leistungen musste er auf ein Internat, aus welchem er aber 1999 floh. Im Jahr darauf bestand er die Aufnahmeprüfung auf der Kunstschule in Weimar.

Nach erfolgreichem Abschluss ging er 1903 nach Paris. Nach seiner Rückkehr ließ er sich 1905 in Berlin nieder. Hier entstand sein erstes großes Werk: „Junge Männer am Meer“, wofür er den „Villa Romana-Preis“ bekam und dafür 6 Monate in derselbigen in Florenz verweilen durfte. Es folgte die Aufnahme in die Berliner Secession.

Sein Stil war figurativ, zwischen Impressionismus und Neoklassizismus gelegen, den aufkommenden Expressionismus und Abstraktion lehnte er ab. Wie auch Max Liebermann und Lovis Corinth suchte er nach neuen Wegen in der Malerei ohne das Gegenständliche zu verlassen. Die Ausstellung zeigt als Vergleich Arbeiten von Eduard Munch („Portrait Harry Kessler“ von 1906), Ernst-Ludwig Kirchner („Mädchenakt“ von 1909) und Franz Marc („Mädchen mit Katze“ von 1912).

Der große Einschnitt in seinem Leben kam durch den 1. Weltkrieg. Er ging als Sanitäter an die Front und erlitt 1915 einen Nervenzusammenbruch. Aus der Armee entlassen, ließ er sich mit seiner Frau Minna in Frankfurt nieder. In dieser Zeit entstanden hauptsächlich Zeichnungen und Grafiken, die von der Grausamkeit seiner Kriegszeit beeinflusst waren. Nach Berlin kam er immer wieder auf seinen Reisen, so entstand auch 1922 der Zyklus „Berliner Reise“ mit einer schonungslosen Offenlegung der gesellschaftlichen Verhältnisse im Berlin der 20er Jahre. Sein Stil wurde auch in der Malerei immer radikaler. Waren die Arbeiten in der Vorkriegszeit noch lieblich und heiter, wurden sie danach zynischer und härter. Kubistische Einflüsse machten sich bemerkbar. 1925 bekam er eine Professur an der Städel Kunstschule in Frankfurt. In Wien lernte er seine zweite Frau, Mathilde Kaulbach, genannt Quappi, kennen. Von ihr hängt das große Gemälde „Quappi mit Papagei“ von 1936 in der Ausstellung. Seine Anerkennung wuchs national und international. 1930 stellte er 6 Bilder auf der Biennale in Venedig aus. Und noch 1932 richtete die Berliner Nationalgalerie für ihn einen eigenen Raum ein.

Als die Nationalsozisalisten 1933 an die Macht kamen war für Beckmann auf einen Schlag alles vorbei. Seine Kunst wurde als entartet bezeichnet und er musste seine Professur in Frankfurt aufgeben. Er ging mit seiner Frau 1934 nach Berlin. In dieser Zeit entstand das rätselhafte Bild „Der Leiermann“, ebenfalls in der Ausstellung zu sehen. Eine Mäzenin von Beckmann, Lilly von Schnitzler (Ehefrau des IG-Farben Vorstands von Schnitzler), hatte es gekauft. Wenn deren Nazi-Freunde zu Besuch kamen, wurde vor dem Bild ein Vorhang vorgezogen. Arbeiten von Beckmann waren auch in der berühmten Ausstellung der „Entarteten Kunst“ ausgestellt, die von Hitler 1937 persönlich in der Münchner Kunsthalle eröffnet wurde.Sie ging durch ganz Deutschland und wurde mit 2 Millionen Besuchern die erfolgreichste Kunstausstellung aller Zeiten

Max Beckmann floh 1937 im selben Jahr nach Amsterdam und bemühte sich um ein Visum nach Amerika. Als das nicht gelang, blieb er in Holland bis Kriegsende. Erst 1947 konnte er zusammen mit Mathilde in die USA emigrieren und kehrte nie mehr nach Deutschland zurück. Am 27. Dezember 1950 starb er durch einen Herzinfarkt mitten auf einer Strasse in Manhattan.

„Max Beckmann und Berlin“

20.11.2015 – 15.02.2016

Berlinische Galerie

Alte Jakobstrasse 124 – 128

Mi – Mo 10 – 18 Uhr, Di geschlossen

Zwei Gemälde von Max Beckmann, links "Junge Männer am Meer" von 1906, rechts "Badende Jungen" von 1900, im Vordergrund eine Bronze von Ernesto de Fiori "Jüngling" von 1911, Ausstellung Max Beckmann, Berlinische Galerie 2015 © Holger Jacobs

Zwei Gemälde von Max Beckmann, links „Junge Männer am Meer“ von 1906, rechts „Badende Jungen“ von 1900, im Vordergrund eine Bronze von Ernesto de Fiori „Jüngling“ von 1911, Ausstellung Max Beckmann, Berlinische Galerie 2015 © Holger Jacobs

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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