Ein politisches Statement – Die Berlinale 2016
Von Holger Jacobs
21.2.2016
Gestern Abend gingen die 66. Internationalen Filmfestspiele mit einer großen Gala und der Bekanntgabe der Goldenen und Silbernen Bären zu Ende.
Das Drama „Fuoccuommare“ über die Flüchtlingssituation auf der italienischen Insel Lampedusa wurde mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet und somit zum großen Gewinner des Abends. Das konnte nur ein politisches Statement sein. Natürlich hatte Dieter Kosslick und sein Team u.a. die Filme nach den Ereignissen des letzten Jahres ausgewählt. Und seit Frühjahr und Sommer 2015 ist der nicht enden wollende Flüchtlingsstrom aus Nordafrika und aus dem Nahen Osten das politisch beherrschende Thema in Europa. Neben diesem Siegerfilm des Wettbewerbs gab es noch weitere Filme mit ähnlichem Thema.
Neben der Flüchtlingssituation von Millionen von Menschen ging es auch um persönliche Schicksale ganz anderer Natur. Wie Isabelle Huppert in „l‘ Avenir“ über eine Frau, die sich von ihrem bisherigen Leben befreien will. Für die Regisseurin dieses Films, Mia Hansen-Love, gab es den Preis für die beste Regie. Und dann spielt Trine Dryholm in dem Film „Kollektivet“ eine Frau, die es nicht mehr erträgt, in der selben Kommune mit ihrem Noch-Ehemann und gleichzeitig mit dessen neuer Geliebter zu leben. Aber die Kommune verlassen will sie auch nicht. Für diese Interpretation gab es einstimmig den Silbernen Bären als beste Schauspielerin. Oder Majd Mastoura in dem tunesischen Film „Inhebbek Hedi„, der sich aus den Fängen der Tradition seines Landes befreien möchte und der es, trotz des Arabischen Frühlings in seinem Land, nicht schafft. Auch dafür gab es den Darstellerpreis Silberner Bär.
Insgesamt wurden 3500 Filme in 9 Tagen gezeigt, darunter der achtstündige Film „Helle Sa Hiwagang Hapis“ von Lav Diaz, der dafür den Alfred Bauer Preis bekam. 337.000 Karten wurden verkauft, womit ein neuer Rekord erzielt wurde. Ein erfolgreiches Festival geht zu Ende. Freuen wir uns auf das nächste Jahr.
PREISE DER INTERNATIONALEN JURY
Jurymitglieder: Meryl Streep (Jury-Präsidentin), Lars Eidinger, Nick James, Brigitte Lacombe, Clive Owen, Alba Rohrwacher und Małgorzata Szumowska
GOLDENER BÄR FÜR DEN BESTEN FILM (für den Produzenten)
Fuocoammare
Fire at Sea
von Gianfranco Rosi
SILBERNER BÄR GROSSER PREIS DER JURY
Smrt u Sarajevu / Mort à Sarajevo Death in Sarajevo
von Danis Tanović
SILBERNER BÄR ALFRED-BAUER-PREIS für einen Spielfilm, der neue Perspektiven eröffnet
Hele Sa Hiwagang Hapis
A Lullaby to the Sorrowful Mystery von Lav Diaz
SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE REGIE Mia Hansen-Løve für
L‘ avenir (Things to Come)
SILBERNER BÄR FÜR DIE BESTE DARSTELLERIN
Trine Dyrholm in
Kollektivet (Die Kommune) von Thomas Vinterberg
SILBERNER BÄR FÜR DEN BESTEN DARSTELLER
Majd Mastoura in
Inhebbek Hedi (Hedi) von Mohamed Ben Attia
SILBENER BÄR FÜR DAS BESTE DREHBUCH
Tomasz Wasilewski für Zjednoczone stany miłości (United States of Love) von Tomasz Wasilewski
See you next year from 9. – 19. February 2017
Author: Holger Jacobs
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Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.