Kultur Tipps München Mai 2016

München Mai 2016 © Christoph Dethleffsen

Kultur Tipps München Mai 2016

 

Von Karin Jacobs-Zander

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5.5.2016

Der Mai steht für das kulturelle München ganz im Zeichen der gespannten Erwartung auf die Neuinszenierung der Bayerischen Staatsoper von Richard Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“ . Premiere ist am Montag, den 16. Mai um 16 Uhr. Spieldauer 4 ½ Stunden. Unter der musikalischen Leitung von Kirill Petrenko und in der Regie von David Bösch sind in den Hauptrollen zu erleben: Jonas Kaufmann als Walther von Stolzing, Sara Jakubiak als Eva, Wolfgang Koch als Hans Sachs, Markus Eiche als Beckmesser und Christof Fischesser als Veit Pogner.
Für internationale Aufmerksamkeit sorgt vor allem Jonas Kaufman, weltweit gefeierter Tenor, der mit Leib und Seele Münchner geblieben ist und in dem Haus, das er als seine künstlerische Heimat bezeichnet, sein szenisches Debut in einer der größten und schönsten Tenorrollen Richard Wagners – den Walther von Stolzing –   gibt, nachdem er diese Partie vor vielen Jahren schon einmal konzertant gesungen hat.
Es geht um Liebe – natürlich. Aber es geht auch und vor allem um die Kunst. Der Junker Walther von Stolzing , schwer verliebt in Eva, schert sich nicht im geringsten um die Tradition der Meister und hat einzig sein Liebesglück im Sinn, als er sich daran macht, ein sehr persönliches, emotionsgeladenes Lied in einem Wettstreit vorzutragen, um so die Hand seiner Eva zu erringen. Er legt sich mit seinem Gefühl und seiner Stimme schwer ins Zeug, singt ein herrliches Lied und versteht die Welt nicht mehr, als er bei den regeltreuen Meistern auf allgemeine Ablehnung stößt. Auf der anderen Seite steht der von allen verehrte Hans Sachs , den Wagner als Vertreter eines konservativen, streng am Überlieferten   orientierten Kunstverständnisses zeichnet. In seiner Begegnung mit dem jungen Walther von Stolzing gelingt dem Dichter sein eigentliches Meisterstück. Mit Verständnis, Offenheit und Autorität lehrt er Stolzing, seine vorwärtsdrängende subjektivistische Kunst in eine Form zu gießen, die von allen verstanden und akzeptiert wird. Kunst für alle! Und dennoch ist Sachs‘ Bestreben gefährlich: Seine Botschaft :“Was deutsch und echt wüßt‘ keiner mehr, lebt’s nicht in deutscher Meister Ehr‘.“ – das wäre dann bürgerliche Spießigkeit, dumpfer Populismus und Nationalismus. Doch dagegen – so hoffen wir – steht die ungebrochene freiheitliche Kraft des Walther von Stolzing!

Jonas Kaufmann, Probe Meistersinger © Bayerische Staatsoper

Jonas Kaufmann, Probe Meistersinger © Bayerische Staatsoper

 

Lassen wir nach der großen Oper auch das Sprechtheater zu Wort kommen: In den Münchner Kammerspielen steht eine Inszenierung auf dem Spielplan , die viel mit unserer Gegenwart zu tun hat, auch wenn das Buch , auf dem das Stück beruht , schon vor 20 Jahren in den USA geschrieben wurde. Stefan Pucher inszeniert „Amérika“ nach einem Roman von T.C. Boyle.
Premiere am Donnerstag, 12. Mai um 19.30 Uhr. Menschliche Urängste, eingebildete Bedrohungen und hysterische Abschottung in der Begegnung mit Fremden, sind die Themen dieser Dramatisierung. Sie zeigt, was es bedeutet, wenn die Lebensrealitäten einer Gesellschaft ins Wanken geraten und Vernunft außer Kraft gesetzt wird.

"Amerika" von T.C. Boyle an den Münchner Kammerspielen © Arno Declair

„Amerika“ von T.C. Boyle an den Münchner Kammerspielen © Arno Declair

 

Durchaus nicht nur für die ganz jungen Zuschauer, sondern für alle, die Shakespeare einmal anders erleben wollen , als in einer der großen Inszenierungen sei der Weg nach Schwabing empfohlen. Schauburg – Theater der Jugend am Elisabethplatz zeigt „Liebeslichterloh“ eine musikalische Liebes- Collage unter Verwendung von Texten aus Shakespeares „Romeo und Julia“in einer Fassung von Peer Boysen in der Übersetzung von Frank Günther. Gespielt wird am 12. und 13. Mai 2016.

 

Unbedingt erwähnt werden soll ein Gastspiel in der Philharmonie im Gasteig am 8. Mai um 20 Uhr. : Andris Nelsons dirigiert das Boston Symphony Orchestra, die Solistin des Abends ist seine Ehefrau , die bekannte und gerade in München sehr beliebte Sopranistin Kristine Opolais. Gespielt wird ein Programm mit Werken von Schostakowitsch , Rachmaninow, Tschaikowski u.a.

Kristine Opolais © Kristine Opolais

Kristine Opolais © Kristine Opolais

Für die Interessierten zeitgenössischer Musik hat die bayerische Metropole vom 28. Mai bis zum 9. Juni Auf- und Anregendes zu bieten: Die 15. Münchner Biennale. Seit ihrer Premiere im Jahr 1988 hat sie sich zu einem der bekanntesten Festivals für neues Musiktheater entwickelt , das durch ein weltweites Alleinstellungsmerkmal auf sich aufmerksam macht: hier werden nur Uraufführungen gespielt. Eröffnet wird es am 28. 5. gleich mit mehreren Premieren an verschiedenen Orten.. Unter anderem läuft in der „Muffathalle“ „Sweat oft the Sun“ , ein Kompositionsauftrag er Stadt München, wie auch „Is this then that and now what“ im Carl-Orff-Saal im Gasteig.

15. Biennale München © Biennale München

15. Biennale München © Biennale München

 

Nicht in der Stadt München , aber nahe dabei, in Tutzing am Starnberger See veranstaltet die hoch renommierte Evangelische Akademie Tutzing vom 9. bis 10. Mai eine Tagung , die jeden angehen sollte: „Arbeitsalltag 4.0“. Am Ende des ersten Tages, am 9. Mai um 21.30 Uhr gibt es einen musikalischen Ausklang mit dem Komponisten Michael Wassermann: in der Rotunde stellt er dem Publikum ein Computer assistiertes Musikwerk vor. Auch dieses Konzert zeigt einen spannenden Aspekt zeitgenössischer Kompositionskunst.

Evangelische Akademie Tutzing © Evangelische Akademie Tutzing

Evangelische Akademie Tutzing © Evangelische Akademie Tutzing

 

Das Haus der Kunst setzt seine Reihe mit Arbeiten aus der Samlung Goetz fort. Ab dem 13. Mai 2016 bis zum 8. Januar 2017 ist die Ausstellung „No Place Like Home“ zu sehen mit Fotos und Videos verschiedener Künstler zum Thema Häuslichkeit. Bildet sie Schutz, ist sie Rückzugsort oder auch Ort schlimmer Vergehen oder Verbrechen? Anbei der Videostill von „Eighteen“ von Teresa Hubbard und Alexander Birchler.

Teresa Hubbard und Alexander Birchler "Eighteen", 2013, Videostill, courtesy Haus der Kunst

Teresa Hubbard und Alexander Birchler „Eighteen“, 2013, Videostill, courtesy Haus der Kunst

 

Ab dem 31. Mai zeigt das Museum Brandhorst neue Arbeiten von Cy Twombly, von dem das Haus bereits eine ansehnliche Zahl in ihrem Besitz hat. Das gesamte Oberstock wird dafür neu gestaltet. Besonders interessant sind dabei seine letzten Arbeiten kurz vor seinem Tod 2011. Entstanden sind sie in seinem Haus in Gaeta, ca. 2 Autostunden von Rom entfernt. Außerdem sind 18 Skulpturen zu bewundern. Das Museum Brandhorst besitzt mit über 200 Werken die größte Cy Twombly Sammlung in Europa.

Cy Twombly Untitled "Camino Real", 2011 © Cy Twombly Museum Brandhorst

Cy Twombly Untitled „Camino Real“, 2011 © Cy Twombly Museum Brandhorst

 

Author: Karin Jacobs-Zander

Karin Jacobs-Zander, Dramaturgin und Autorin der Bücher „Lebenslotsen“ und „Wo München am schönsten ist“ aus dem Ellert & Richter Verlag, lebt in München als freie Journalistin

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