Nächstenliebe in Zeiten des Krieges
Von Holger Jacobs
16.12.2016
Liebe Kulturfreunde,
hört einer das Wort Nächstenliebe zur Weihnachtszeit, so ist derjenige geneigt, diesem Wort kaum noch Bedeutung zu schenken. Unser christliches Fest erscheint in diesen Tagen nur noch als riesiger Konsumrausch. Findet der Gewillte denn in all dieser funkelnden Glitzerwelt noch den Gedanken an den, der seine Hilfe benötigt? Ist es utopisch zu denken ein St. Martin würde heute noch seinen letzten Mantel mit einem Bedürftigen teilen?
Und doch…
Selbstverständliches zu einer selbstverständlichen Zeit auszusprechen, heißt noch lange nicht, dass das Selbstverständliche auch wirklich selbstverständlich ist – wie wir gerade in der Flüchtlingsdebatte erleben.
Da kommen innerhalb eines Jahres eine Million Menschen zu uns, die vor Folter, Hunger und Tod fliehen und in völliger Erschöpfung vor uns niederfallen. Und dennoch werden sie bei weitem nicht von uns allen freundlich empfangen. Im Gegenteil.
Sowohl im christlichen wie im jüdischen Glauben ist die Aufforderung zur Nächstenliebe eines der wichtigsten Gebot Gottes an uns Menschen. Jesus von Nazareth stellte sie ganz bewusst in den Mittelpunkt seines Schaffens.
Christian Ankowitsch, österreichischer Autor und Moderator einer Literatursendung auf ORF, hatte gestern Abend im VW Forum Unter den Linden in Berlin drei Gäste zum Thema Nächstenliebe geladen. Gekommen waren Beate Wedekind, ehemalige Chefredakteurin der Bunten, der Neurochirurg Prof. Dr. Hannes Haberl und Christoph Mann, Leiter einer Flüchtlingsunterkunft.

Gesprächsrunde im VW-Forum vom 15.12.2016. V.l.n.r. Prof. Dr. Hannes Haber, Beate Wedekind, Christoph Mann und Christian Ankowitsch © Holger Jacobs
Alle drei erzählten bestimmte Erlebnisse aus ihrem Leben, die zum Thema des Abends passten. Christoph Mann hatte eine erfolgreiche Karriere als Buchhändler verlassen, um eine spezielle Flüchtlingshilfe für Homo- Bi- und Transsexuelle in Berlin aufzubauen. Beate Wedekind erzählte von ihrem Engagement in der Karlheinz-Böhm-Stiftung in Äthiopien und Prof. Haberl berichtete von dem hoffnungslosen Fall eines an Hirntumor erkrankten vietnamesischen Kindes, deren Eltern, extra aus Vietnam angereist, er wochenlang in einem Gang seines Krankenhauses campieren ließ, da die Familie kein Geld für Hotel oder Pension hatte.
Besonders spannend aber empfanden wohl alle Zuhörer die Passage, als Beate Wedekind von ihrem Treffen vor 40 Jahren mit Osama Bin Laden erzählte: Sie war als junge Studentin nach Indien gereist und erlebte dort auf einem luxuriösem Kreuzfahrtschiff per Zufall, wie Osama als junger reicher Schnösel eines reichen saudischen Elternhauses mit Gleichgesinnten auf dem Deck des Luxusdampfers die Sau raus ließ. Ein Revoluzzer wurde er wohl erst später…
Die Veranstaltung war trotz des vorweihnachtlichen Trubels gut besucht. Selbst einige bekannte Gesichter der Berliner Szene waren gekommen.

v.l.n.r. Schauspielerin Rabeah Rahimi, Unternehmerin Tamara Schenk, Event-Managerin Iris Bellm © Holger Jacobs
Am Ende der Bilderserie findet Ihr auch einige automobile Neuerscheinungen des VW Konzerns, die in die elektrische Mobilität der Zukunft weisen sollen – bei dem attraktivem Design könnte das durchaus ein Erfolg werden.
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and videographer.