Berlinale 2017 – Ein Lobgesang auf die Liebe

On Body and Soul © Berlinale 2017

Berlinale 2017 – Ein Lobgesang auf die Liebe

 

Von Holger Jacobs

19.2.2017

Liebe Kulturfreunde,

die 67. Berlinale ist vorbei und alle sind zufrieden. Denn ausnahmsweise ist die Preisvergabe dieses Mal so treffend ausgefallen, dass alle damit einverstanden sind: die Jury, die Kritiker, die Filmjournalisten und das Publikum.

Schon sehr früh führte der ungarische Beitrag „On Body and Soul“ der Regisseurin Ildiko Enyedi, obgleich er schon als 2. Film nach dem Eröffnungsfilm „Django“ ins Rennen musste. Das heißt, noch weitere 16 Filme musste sich die Jury anschauen und durfte ihn dabei nicht vergessen – und er wurde nicht vergessen!

On Body and Soul © Berlinale 2017

Manch andere Filme zogen zwischenzeitlich an ihm vorbei, wie der lange sehr hoch gehaltene Transgender Film „Una Mujar Fantastica“ (Silberner Bär für das beste Drehbuch) über die Liebe einer Transsexuellen Frau zu einem älteren Mann.

Una Mujar Fantastica © Berlinale 2017

Oder der hintersinnige finnische Beitrag „The Other Side of Hope“ (Silberner Bär für die beste Regie) von Altmeister Aki Kaurismäki über einen syrischen Flüchtling in Finnland und seiner Freundschaft zu einem alten Querkopf.

The Other Side of Hope © Berlinale 2017

Oder der französische Beitrag „Felicité“ (Silberner Bär für den Großen Preis der Jury) über eine afrikanische Sängerin in Kinshasa, deren Schicksal gleichbedeutend ist mit dem Schicksal des gesamten Kontinents.

Felicité © Berlinale 2017

Besonders erfreulich: Endlich mal hat kein politischer Film den Goldenen Bären gewonnen, sondern ein LIEBESFILM. Das war auch wieder nötig nach all den schwierigen sozio-politischen Dramen der vergangenen Jahre. Gerade in diesen Zeiten, in denen wir von politischen Dramen in der Realität bombardiert werden ist es wichtig, in der Dunkelheit des Kinos einmal in eine andere Welt einzutauchen zu können. Deshalb:

Es lebe das Kino!

Ein zauberhaftes asiatisches Wesen, die junge koreanische Schauspielerin Kim Minhee, gewann den Darstellerpreis („On the Beach at Night Alone“), ebenfalls in einem Liebesfilm,

6 Bilder: On the Beach at Night Alone © Berlinale 2017

und der Österreicher Georg Friedrich bekam den Preis für die beste schauspielerische Leistung für seine Rolle in „Helle Nächte“, ein Film über das schwierige Zusammentreffen eines Vaters mit seinem Sohn.

6 Bilder: Helle Nächte © Berlinale 2017

Und noch ein Liebesfilm bekam einen Preis: „Ana Mon Amour“ aus Rumänien war ebenfalls als einer der Top-Kandidaten geführt worden. Er bekam den Silbernen Bären als Preis für eine besondere künstlerische Leistung.

4 Bilder: Ana Mon Amour © Berlinale 2017

 

Was bleibt nach 10 Tagen Filmfestival?

Weniger Stars als sonst, die große Zahl von 400 Filme, die sich sowieso keiner alle anschauen kann, wie immer starke Beteiligung der Berliner Bevölkerung, überwiegend gute Filme im Wettbewerb und ein Lobgesang auf die Liebe als stärkste emotionale Kraft dieser Welt!

Was wollen wir mehr?

Zum Schluss: keine Preisverleihung ohne Peinlichkeiten:

„Und was machen wir jetzt?“ fragte der fast 70-jährige Festivalleiter Dieter Kosslick nach der Vergabe des Goldenen Bären. Er wirkte zeitweise verwirrt und unkonzentriert. Zum Glück war die wie immer resolute Moderatorin Anke Engelke rechtzeitig zur Stelle . Sein Vertrag läuft noch bis 2019. Nach der Volksbühne und dem Berliner Ensemble scheint auch hier ein Generationswechsel notwendig.

Und hier die wichtigsten Preise:

Goldener Bär: „On Body and Soul“ (Testről és lélekről) von Ildikó Enyedi

Silberner Bär – Großer Preis der Jury: „Félicité“ von Alain GomisAlfred-Bauer-Preis: Agnieszka Holland (Pokot)

Silberner Bär – Beste Regie: Aki Kaurismäki („The Other Side of Hope“)

Silberner Bär – Beste Darstellerin: Kim Min-hee („On the Beach at Night alone“) Bamui Haebyeon-eoseo Honja)

Silberner Bär – Bester Darsteller: Georg Friedrich („Helle Nächte“)

Silberner Bär – Bestes Drehbuch: Sebastián Lelio und Gonzalo Maza („Una mujer fantástica“)

Silberner Bär – Herausragende künstlerische Leistung: Dana Bunescu („Ana, mon amour“)

 

Bester Dokumentarfilm: Istiyad Ashbah („Ghost Hunting“) von Raed Andoni

 

Bester Erstlingsfilm: Estiu 1993 („Summer 1993“) von Carla Simón

Goldener Bär © Berlinale 2017

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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