Berlinale 2018 – Daniel Brühl – Rosamund Pike

Berlinale 2018 - Daniel Brühl - Rosamund Pike © Holger Jacobs

Berlinale 2018 – Daniel Brühl – Rosamund Pike

 

Von Dr. Friederike Danne

21.02.2018

Der Film „7 Tage in Entebbe“ über die spektakuläre Flugzeugentführung 1976 durch zwei Palästinenser und zwei Deutsche Terroristen im Wettbewerb der Berlinale 2018.

Dieser im Wettbewerb ausser Konkurrenz laufende Film des brasilianischen Regisseurs Jose´Padilha rekonstruiert die Entführung einer Air France Maschine im Juni 1976.

Am 27. Juni 1976 wird die Air France Maschine 139 auf dem Weg von Tel Aviv nach Paris von mehreren Terroristen gekidnappt, davon zwei Mitglieder der PFLP (Volksfront zur Befreiung Palästinas) sowie zwei Deutsche Linksextreme, darunter Wilfried Böse dargestellt von Daniel Brühl und Brigitte Kuhlmann, gespielt von Rosamund Pike (spricht im Film Englisch mit Deutschen Akzent). Die Entführer wollen politische Häftlinge freipressen, unter anderem Ulrike Meinhoff und 50 Palästinenser, und  zwingen den Flieger zur Landung in Entebbe, wo sie vom ugandischen Diktator Idi Amin unterstützt werden. Dort halten sie ihre Geiseln 7 Tage in Gefangenschaft bis israelische Spezialeinsatzkräfte in einer militärischen Geheimoperation die Aktion beenden, die allermeisten Geisel lebend befreien  und alle Entführer liquidieren.

5 Photos: Rosamund Pike, Pressekonferenz für „7 Tage in Entebbe“ von Jose Padilha, Foto: Holger Jacobs

Der Film beleuchtet sehr spannend und differenziert insbesondere zwei Aspekte:
Die Verbrüderung deutscher Linksextremisten mit PFLP Anhängern gegen Israel und damit gegen Juden und andererseits die Gewissenskonflikte der politisch Verantwortlichen in Israel im Umgang mit terroristischer Erpressung. Dabei wird der Zuschauer hautnah herangeführt an die Auseinandersetzungen innerhalb der Israelischen Regierung, in wie weit man mit den Palästinensern verhandeln sollte. Verteidigungsminister Shimon Peres (Eddie Marsan) steht hier dem Premierminister Yitzhak Rabin (Lior Ashkenazi) gegenüber. Rabin schaffte es dann Anfang der 90er Jahre ein Abkommen zu unterzeichnen, dass den Palästinensern die Autonomie über ihre Gebiete im Westjordanland und im Gazastreifen garantierte. Das so genannte „Oslo-Abkommen“. Es ist bis heute der einzige gültige Vertrag, der zwischen den verfeindeten Konfliktparteien der Israelis und den Palästinensern besteht. Yitzhak Rabin und Jassir Arafat bekamen für diese Initiative 1994 den Friedensnobelpreis. Doch radikale und rechtskonservative Kräfte nahmen in Israel zu und so kam es zu dem Anschlag gegen Rabin durch fanatische Israelis am 4. November 1995, bei dem er tödlich verletzt wurde.

Unser Video von der Pressekonferenz auf KULTUR24 TV:

Daniel Brühl spielt den Anführer der RAF-nahen Revolutionären Zellen. Er verkörpert hervorragend die Gewissensnöte eines deutschen linken Revoluzzers, der sich plötzlich von seinen palästinensischen Gesinnungsgenossen gezwungen sieht, jüdische Passagiere zu selektieren.  Der eindringlichste Dialog des Films findet zwischen ihm und seinem palästinensischen Kolaborateur statt.
Dieser palästinensische Terrorist fragt ihn nämlich, warum der Deutsche das tut, was er tut und nicht friedlich in seiner reichen Heimat ein ruhiges Leben führt, wo er doch die Wahl hat, im Gegensatz zu ihm, dem Palästinenser, der gezwungenermassen um seine Heimat kämpfen muss, die ihm von aus Deutschland vertriebenen Juden weggenommen wurde. I love my home country and you hate yours, sagt er und fasst damit das grundlegende Dilemma des deutschen linksextremen Terrorismus zusammen.

„7 Tage Entebbe“ ist ein sehenswerter Film über Terrorismus, Angst, Gewalt und Gewissen.

5 Photos: Daniel Brühl und Rosamund Pike, „7 Tage in Entebbe“, © Entertainment One

Author: Friederike Danne

Dr. Friederike Danne arbeitet als Kinderärztin im Krankenhaus Charité in Berlin.

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