„Das weite Land“ – ein gesellschaftskritisches Theaterstück von Arthur Schnitzler. Uraufführung war am 14. Oktober 1911 im Wiener Burgtheater.
Neuinszenierung am Deutschen Theater Berlin.
Wertung: 🙂 🙂 🙂 🙂 (vier von fünf möglichen)
von Holger Jacobs (Text und Fotos)
17.12.2014. Arthur Schnitzler zeichnete vor Hundert Jahren eine Gesellschaftsentwicklung vor, wie wir sie bis heute gut kennen: Liebe und Betrug, Eifersucht und Verrat. Nur das Duellieren gibt es nicht mehr…
Worum geht es?
Friedrich Hofreiter ist ein erfolgreicher Unternehmer und anerkannt in der Gesellschaft. Er ist verheiratet mit Genia, einer attraktiven und intelligenten Frau. Doch seine Libido verlangt nach mehr. Ständig hat er Affären mit anderen Partnern. Kaum hat er die eine hinter sich gelassen, wie z.B. Adele, die Frau des Bankiers Natter, macht er der nächsten den Hof (der jungen Erna). Gleichzeitig reagiert er aber äußerst eifersüchtig auf vermeintliche Affären seiner Gattin, selbst wenn sie völlig unbegründet sind. So hört er, dass der Pianist Korsakow gerade Selbstmord begangen hat aus Liebe zu seiner Frau. Als er Genia zur Rede stellt, versichert sie ihm, dass dieser bei ihr nicht landen konnte. Doch als Hofreiter mit Erna in die Dolomiten zum Liebesurlaub abhaut, nimmt sie sich den jungen Fähnrich Otto von Aigner zum Liebhaber. Als Hofreiter nach seiner Rückkehr davon erfährt, fordert er Aigner zum Duell und tötet ihn. Erst als er zurückkommt und auf die Mutter des Fähnrichs und Genia trifft, merkt er, was er getan hat und beschließt sich der Polizei stellen und Erna zu verlassen.
Der Satz „Die Seele ist ein weites Land“, gesprochen vom Hotedirektor Aigner, gibt das Thema des Stücks: Was treibt den Menschen zu seinen Taten, warum tut er Schlechtes, warum betrügt er selbst seine Nächsten, warum tötet er? Das Sprichwort „Das lässt tief blicken“ kennen wir aus unserem Sprachgebrauch. Dabei ist das „tief blicken“ nichts anderes, als tief in die Seele zu blicken um zu begreifen, warum jemand etwas tut. Ein starker Antrieb des Menschen ist sein Egoismus und dieser strebt nach Anerkennung und Macht. Auch wenn dabei nur Scherben übrig bleiben.
Das Deutsche Theater hat hier einen Klassiker des deutschsprachigen Theaters auf die Bühne gebracht und es gelingt ihm mit seinen besten Ensemble-Mitgliedern, allen voran Ulrich Matthes, Felix Goeser und Maren Eggert, die Geschichte überzeugend zu inszenieren (Regie: Jette Steckel). Die Bühne bildet eine riesige Pyramide aus grauen Sofas (Bühne: Florian Lösche), deren Wucht nahendes Unheil voraussehen lässt. Besonders das oben erwähnte Dreiergespann kann überzeugen und ich persönlich freue mich immer besonders auf Maren Eggert, die ich schon früher immer im Kieler Tatort sehr geliebt habe.
http://www.deutschestheater.de/spielplan/spielplan/das_weite_land/
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
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Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.