Die neuen Filme 13.10.2022 – Triangle of Sadness

Triangle of Sadness © Alamode-Film

Die neuen Filme 13.10.2022 – Triangle of Sadness

 

Von Holger Jacobs

13.10.2022

 

„TRIANGLE OF SADNESS“ von Ruben Östlund mit Woody Harrelson, Charlbi Dean Kriek, Harris Dickinson, Zlatko Buric, Iris Berben und Sunnyi Melles

Als ich am Montag, den 10. Oktober, abends zur Berlin-Premiere von „Triangle of Sadness“ ging, strahlte der Vollmond über mir und die Luft roch nach heruntergefallenen Blättern.

Im wunderschönen, alten Delphi Filmpalast an der Kantstrasse in Berlin-Charlottenburg waren bei meiner Ankunft schon viele Filmfans, Fachpublikum und Freunde der Schauspieler und Produzenten gekommen. Hier traf ich auch Iris Berben zusammen mit ihrem Freund Heiko Kiesow wieder, die ich erst wenige Tage zuvor bei der Preisverleihung des „Bold Woman Award 2022“ in der Französischen Botschaft getroffen hatte.

Filmpremiere „Triangle of Sadness“, Delphi Kino, Berlin, Photo: Holger Jacobs

IRIS BERBEN spielt in „Triangle of Sadness“ eine Frau, die einen Schlaganfall erlitten hat und auf Grund dessen nur eingeschränkt bewegungsfähig ist. Auch das Sprachzentrum hat gelitten, so dass ihre einzige Kommunikationsmöglichkeit der Satz „in den Wolken“ ist.

Der schwedische Regisseur RUBEN ÖSTLUND (*1974) gewann mit seinem Film „Triangle of Sadness“ in diesem Jahre die Goldene Palme in Cannes, wo er bereits 2017 mit „The Square“ triumphieren konnte. Seine Themen handeln immer wieder über Geschlechterrollen und der Frage, wo wir Männer und Frauen heute eigentlich stehen.

„Triangle of Sadness“ Filmpremiere in Berlin, Delphi Kino, 10.10.2022 – Foto: Sebastian Gabsch

Gleich die Anfangsszene von „Triangle of Sadness“ spielt in einem teuren Restaurant in Paris, wo ein Pärchen sich am Ende streitet, wer nun eigentlich die Rechnung bezahlen soll.

Sie, das gefragte Model Yaya (gespielt von Charbli Dean Kriek), hatte eigentlich bei ihrem letzten Dinner mit ihrem Freund Carl (gespielt von Harris Dickinson) beiläufig erwähnt: „und das nächste Mal zahle ich“.
Doch nun, als die Rechnung vom Kellner auf den Tisch gelegt wird, sagt sie nur: „Vielen Dank, mein Schatz“, was von seiner Seite nicht anders interpretiert werden kann, als dass er sie mal wieder einladen soll. Darüber regt er sich auf. Zurecht, wie ich finde, denn auch ich habe diese Situation schön öfter erlebt.

Die Emanzipation hört häufig dann auf, wenn es ums Geld geht.
Da hat gefälligst der Mann immer noch der Mann zu sein, im ganz klassischen Sinne – was nichts anderes heißen soll, als das er die Dame selbstverständlich einzuladen hat. Und das selbst dann, wenn, wie hier, die Frau als gefragtes Model mehr verdient als er.
Interessant dabei ihre Verteidigungsposition:
„Wenn ich schwanger werde und nicht mehr arbeiten kann, brauche ich einen Mann, der genügend Geld verdient, um uns drei ernähren zu können.“
Und dagegen ist nur schwer etwas zu sagen.
Also bleiben wir in unseren Geschlechterrollen auch im Jahre 2022 noch gefangen?

Filmpremiere „Triangle of Sadness“, Delphi Kino, Berlin, Photo: Holger Jacobs

RUBEN ÖSTLAND gibt darauf keine Antwort, bringt aber in der nächsten Szene schon wieder ein neues Gesellschaftsthema:
Die Verteilung des Geldes und was das mit dem Einzelnen macht.

Auf einer Jacht (für die Dreharbeiten hatte man sich die alte Luxusjacht von Aristoteles Onassis, die „Christina O.“, von ihrem heutigen Besitzer ausgeliehen) kommen für eine kostspielige Kreuzfahrt mehrere Superreiche zusammen, die ihr Vermögen auf sehr unterschiedliche Weise gemacht haben.
Ein älteres britisches Ehepaar z.B. verkauft Handgranaten und Landminen in die ganze Welt, überwiegend an Schurkenstaaten; der Oligarch Dmitri (gespielt von ZLATKO BURIC, bekannt aus dem Endzeitfilm „2012“ von Roland Emmerich, indem er ebenfalls einen Oligarchen spielt) verkauft weltweit Dünger für die Landwirtschaft, was er als „I sell shit“ bezeichnet.
Und unser Pärchen Yaya und Carl, die auf Grund ihrer vielen Instagram-Follower zu der Fahrt eingeladen wurden.

Filmpremiere „Triangle of Sadness“, Delphi Kino, Berlin, Photo: Holger Jacobs

Eine überaus interessante Figur ist auch der Kapitän Thomas (gespielt von WOODY HARRELSON), der eigentlich immer nur betrunken ist. In seinen wenigen hellen Momenten liefert er sich als überzeugter Kommunist brillante Wortgefechte mit dem russischen Kapitalisten Dmitri, the „Shit-seller“.

Während eines Captain-Dinners kommt es zu einem großen Sturm, der alle seekrank werden lässt und alle zu einer großen Kotz-Orgie zwingt.

Als auch noch Piraten das Schiff angreifen und Bomben werfen wird die Jacht zerstört. Die Überlebenden retten sich auf eine einsame Insel.
Dort wird die philippinische Putzfrau Abigail (DOLLY DE LEON) plötzlich zur Heldin, denn sie ist die Einzige, die Feuer machen und fischen kann.
Das viele Geld der Superreichen hat keine Bedeutung mehr.

Im Großen und Ganzen eine sehr gut gemachte Komödie mit viel Wortwitz. Dennoch ist mir der Film etwas zu klischeehaft, vieles kennt man bereits aus anderen Filmen und Komödien. Und der Kotzanfall von vielen Menschen gleichzeitig (sie dauert gefühlte 30 Minuten) ist ästhetisch auch nicht so mein Fall.

Fazit: Lustig gemacht mit einigen Plattitüden. Auf jeden Fall unterhaltsam.

Bilderserie mit 5 Fotos aus „TRINGLE OF SADNESS“:

Charlbi Dean Kriek, Harris Dickinson, „Triangle of Sadness © Alamode-Film

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

Cookies help us deliver our services. By using our services, you agree to our use of cookies.