Die OSCARS 2021 – Glamour trotz Corona

Oscar 2021 - Amanda Seyfried © The Academy/ kultur24.berlin

Die OSCARS 2021 – erste Chinesin gewinnt den Regie-Oscar

 

Von Holger Jacobs

26.04.2021

Eine außergewöhnliche Oscarverleihung in fast intimer Atmosphäre mit vielen schönen Momenten.

Die letzt-jährige Oscarverleihung am 9. Februar 2020 ging noch kurz vor dem weltweiten Lockdown über die Bühne.
Die Corona-Pandemie war noch nicht als solche erkannt worden und Hollywood feierte wie eh und je in seinem Dolby Theater in Los Angeles mit über 3000 Gästen dicht gedrängt 5 Stunden lang. Ob es dabei bereits zu Ansteckungen gekommen ist, ist nicht überliefert.

Union Station, Los Angeles CC Wikimedia

Ein Jahr später hat sich die Welt verändert. Fast 500 Millionen Menschen haben sich in den letzten 14 Monaten an dem Corona-Virus infiziert, fast 3 Millionen sind daran gestorben. Allein in den USA haben 600.000 Menschen die Pandemie nicht überlebt, so viele, wie die Vereinigten Staaten im ganzen 2. Weltkrieg an Soldaten verloren haben.

Union Station, waiting hall cc Wikimedia

Kann man dann überhaupt eine solche Party feiern?

Ja, man muss sogar, wenn das Leben weitergehen soll. Gerade Kunst und Kultur haben ganz besonders an dem Lockdown gelitten.
Gibt es doch Millionen von Schauspielern und Musikern, die seit Monaten keine Auftritte mehr haben. Würden wir nicht wenigstens die wenigen Schauspieler feiern, die trotz Corona das Glück hatten in den letzten Monaten ein Engagement zu bekommen, würden wir wohl alle Hoffnungen verlieren.

Union Station, THE OSCARS 2021 © The Academy

Dennoch war die diesjährige Oscarverleihung von der Corona-Pandemie bestimmt. Gefeiert wurde nicht im riesigen Dolby-Theater in L.A., sondern in der Union Station, dem Hauptbahnhof von Los Angeles. Dieser 1939 erbaute Bahnhof besitzt noch den Glanz früherer Bauwerke und beinhaltet u.a. einen großen Wartesaal, der für die Verleihung umgebaut wurde.

The presenters, THE OSCARS 2021 © The Academy

Insgesamt waren statt der sonst üblichen 3000 Gäste nur 170 eingeladen. Nur die Nominierten mit ihren Familien oder engen Freunden.
Dekoriert im Stil des Art Deco, saßen die Mitwirkenden in kleinen ovalen Sitzgruppen und warteten auf ihre Auftritte. Die Regie des Abends hatte Oscar-Preisträger Steven Soderberg („Ocean’s Eleven“, „Traffic“) übernommen. Weder gab es live Musikeinlagen noch andere Auftritte jeglicher Art. Was die Veranstaltung auch auf 3 Stunden statt der üblichen 5 Stunden verkürzte.

The presenters, THE OSCARS 2021 © The Academy

Wie immer präsentierten die Gewinner des letzten Jahres die diesjährigen Sieger. Besonders humorvoll wurde es, als die Gewinnerin der besten Nebenrolle, Yoon Yeo-jeong, von dem letztjährigen Oscar-Gewinner Brad Pitt verkündet wurde. Als diese dann auf die Bühne kam, wendete sie sich direkt an den berühmten Hollywood-Schauspieler und rief entzückt, wie sie sich freuen würde, ihn endlich mal persönlich kennenzulernen. Warum er denn nicht mal während der Dreharbeiten bei ihrem Set aufgetaucht wäre? Er hätte doch schließlich den Film („Minari“) produziert.
Schallendes Gelächter aller Anwesenden…

Brad Pitt © Instagram/ The Academy

Überhaupt war die Stimmung trotz aller Widrigkeiten extrem entspannt und relaxt. Es schien mehr einer Familienfeier zu gleichen, als einem Wettkampf mit höchsten Einsätzen. Ähnlich, wie schon bei der vor kurzem stattgefundenen Grammy-Verleihung (kultur24 hatte berichtet). Viele freuten sich nach langer Zeit überhaupt mal wieder unter Menschen zu kommen und alte Freunde wiederzusehen.

Leider hatte Dank des Corona-Lockdowns kaum jemand die Filme der 93. Oscarverleihung gesehen. Denn die Kinos sind ja wegen der Corona-Pandemie schon seit Monaten geschlossen. Und nicht jeder (so wie ich) mag sich Filme per Stream auf dem kleinen Bildschirm seines Laptops anschauen.

Trotzdem muss wohl die diesjährige Auswahl besonders gut gewesen sein.

OSCAR nominees 2021

Über jeden dieser nominierten Filme wurden Lobeshymnen verkündet.
Sei es „THE FATHER“ mit Anthony Hopkins (Oscar als bester Hauptdarsteller für seine Rolle als an Alzheimer erkrankter Vater), „MANK“, mit Gary Oldman (nominiert als bester Hauptdarsteller) als Biopic über den berühmten Hollywood-Regisseur und Autoren Joseph Mankiewiecz (Oscar für „All about Eve“, 1950, mit Bette Davies), „PROMISING YOUNG WOMAN“ mit Carey Mulligan (nominiert als beste Hauptdarstellerin), die ihre missbrauchte Freundin rächen will, „THE TRIAL OF THE CHICAGO 7“ mit Sacha Baron Cohen (nominiert als bester Nebendarsteller) über eine aus dem Ruder gelaufene Anti-Vietnamkriegs-Demonstration in Chicago im Jahre 1968, „SOUND OF METAL“ mit Riz Ahmed (nominiert als bester Hauptdarsteller) über einen Schlagzeuger, der sein Gehör verliert, „JUDAS AND THE BLACK MESSIAH“ mit Daniel Kaluuya (Oscar für den besten Nebendarsteller) über einen schwarzen Kleinkriminellen, der die Black-Panther-Bewegung an das FBI verriet, „MINARI“ mit Yoon Yeo-jeong (Oscar für die beste Nebenrolle, siehe oben mit Brad Pitt) und natürlich „NOMADLAND“ von Chloé Zhao mit der unvergleichlichen Francis McDormand (Oscar für die beste Hauptdarstellerin) als wohnungslose Frau, die mit ihrem Van durch Amerika zieht und überall dort anhält, wo sie Arbeit zu finden hofft.

„The Father“ © Tobis Film

„NOMADLAND“ war der große Gewinner des Abends (Oscar für den besten Film) und Regisseurin Chloé Zhao (Beste Regie) natürlich der Star des Abends. Sie ist die erste Chinesin und die erste weibliche „Woman of Color“, die diese Auszeichnung bekam.

„Nomadland“ © Searchlightpictures

Überhaupt sollte dieser OSCAR diverser und weiblicher werden, das war der Anspruch der Academy of Motion Pictures and Science für dieses Jahr. Und wirklich, noch nie gab es so viele farbige Nominierte. Das die Preise für die Hauptdarsteller dann doch eher an „Weiße“ ging wurde durch die Oscars an Chloé Zhao (beste Regie), Daniel Kaluuya (bester Nebendarsteller) und Yoon Yeo-jeong (beste Nebendarstellerin) wieder aufgehoben.

Francis McDormand and Chloé Zhao © Instagram/ The Academy

Der Oscar an den besten Titelsong für einen Film ging an die afro-amerikanische Sängerin H.E.R (Gabriella Wilson), die dieses Jahr auch bei den Grammys für den besten Song („I can’t breath“) ausgezeichnet wurde, kultur24 berichtete. Den Oscar bekam sie zusammen mit ihrer Texterin Tiara Thomas für ihren Song „Fight for You“ in dem Film „Judas and the Black Messiah“.

Singer + songwriter H.E.R. © Instagram/ The Academy

Erwähnt werden muss natürlich auch der OSCAR für den besten ausländischen Film. Er ging an „DER RAUSCH“ von Thomas Vinterberg aus Dänemark mit dem Ausnahme-Schauspieler Mads Mikkelsen. Der Film erzählt die Geschichte dreier Freunde, die ausprobieren wollen, ob das Leben sich nicht besser durch einen permanenten Rausch ertragen läßt.

„Der Rausch“ (Druk), Mads Mikkelsen © TrustNordisk

Fast alle Filme dieser 93. Oscarverleihung handelten von sozialen und politischen Dramen. Und keiner war ein klassischer Hollywood-Blockbuster. Der Film „Nomadland“ wurde sogar von der Regisseurin Chloé Zhao selber finanziert – mit minimalem Budget. Wie sie dafür die bereits einmal Oscar-prämierte Francis Mcdormand als Hauptdarstellerin gewinnen konnte, bleibt wohl ihr Geheimnis.

Sobald die Kinos wieder aufmachen werde ich also in die Vorstellungen rasen und erst einmal eine Überdosis Film zu mir nehmen. Das wird dann „Mein Rausch“ à la Holger Jacobs werden…

Und hier die 23 schönsten Roben des Abends (Titelbild Amanda Seyfried in Armani Privé):

23 pictures: Andra Day („The United States vs Billie Holiday“) in Vera Wang © Instagram/ The Academy

 

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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