PREMIERE von „La Rondine“ am 8.3.2015 in der Deutschen Oper Berlin
Wertung: 🙂 🙂 🙂 🙂 (vier von fünf möglichen)
Von Holger Jacobs (Text und Fotos)
11.3.2015 Zwei große Namen geben an diesem Abend den Ton an: der eine ist der Komponist Giacomo Puccini (*1858 – †1924), der andere ist der gefeierte mexikanische Star Tenor Rolando Villazon (*1972), der mittlerweile mehr und mehr Regiearbeiten für die Oper übernimmt. Können die Beiden die Erwartungen erfüllen?
Worum geht es?
Als Puccini den Auftrag für die Oper „La Rondine“ vom Carltheater in Wien bekam, stand Europe kurz vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs. Die Vertonung des Librettos von Guiseppe Adami begann er im September 1914, als der Krieg schon vor über einem Monat ausgebrochen war. Deshalb fand die Uraufführung auch 1917 in Monte Carlo statt, weil sich der gesamte Rest von Europa im Krieg befand. Das aus diesem Grund „La Rondine“ nie den Erfolg hatte, wie andere Opern Puccinis, etwas „Tosca“, „Manon Lescaut“ oder natürlich „La Bohème“, ist nicht geklärt. Jedoch findet man sie heute nur selten auf den Spielplänen der Opernhäuser dieser Welt. Vielleicht liegt es daran, dass „La Rondine“ eine betont heitere Oper ist, die mehr als Operette, denn als Oper wahrgenommen wird. Doch die gefühlsbetonte Musik Puccinis ist auch hier zu finden und überzeugt das verwöhnte Ohr.
Die Handlung:
Die Geschichte spielt in Paris zur Zeit des Belle Epoque. Man hat die Verklemmtheit früherer Zeiten abgestreift und die Gesellschaft vergnügt sich am Abend in frivolen Lokalen mit eleganten Herren und leichten Mädchen (siehe die Bilder des Malers Toulouse-Lautrec). Im Haus des reichen Rambaldo (Stephen Bronk) und seiner Freundin Magda (Aurelia Florian) treffen sich Leute der Pariser Bohème, unter ihnen der beliebte Dichter Prunier (Alvaro Zambrano), Er preist die romantische Liebe in seinen Versen, was bei den anderen Gästen eher Spott auslöst. Man lebe schließlich in einem neuen Zeitalter. Nur Magda stellt sich auf seine Seite und erzählt von einer früheren Begebenheit, als sie einmal in dem bekannten Lokal Bullier einen jungen Studenten kennenlernte und sich in ihn verliebte. Doch aus Vorsicht und Scham hatte sie sich zurückgezogen und sah daraufhin den jungen Mann nie wieder. Währenddessen ist ein neuer Gast, Ruggero (Charles Castronovo) eingetroffen. Der Hausherr empfängt ihn freundlich, kommt er doch mit einem Empfehlungsschreiben eines Freundes. Er ist neu in der Stadt und die anderen Gäste überlegten, wo man am besten die erste Nacht in Paris verbringen sollte. Man entscheidet sich für das Bullier.
Magda, die den neuen Gast nicht bemerkt hatte, möchte zunächst zu Hause bleiben, entschließt sich dann aber doch, inkognito, auch ins Bullier zu gehen. Dort lernt sie durch Zufall Ruggero kennen und beide verlieben sich ineinander, wie in der alten Geschichte von Magda. Beide wollen dem Trubel von Paris entfliehen und besonders Magda ihrem reichen Gönner Rambaldo.
Sie fahren nach Nizza und versuchen dort zu überleben, was nur schwer gelingt. Doch Ruggero möchte sie heiraten und bittet seine Mutter um ihr Einverständnis. Diese schreibt zurück, dass er ihr Einverständnis hat, wenn die Frau an seiner Seite es wert ist. Als Magda die Zeilen ließt, wird sie daran erinnert, wie sie sich als Mätresse von dem reichen Rambaldo hat aushalten lassen. Unter Tränen und mit schwerem Herzen verzichtet sie deshalb auf die Hochzeit mit dem anständigen Ruggero und kehrt in ihr altes Leben nach Paris zurück.
Rezension:
Rolando Villazon ist sicher kein ausgewiesener Opernregisseur, aber er hat bei unzähligen Opern als Sänger auf der Bühne gestanden und weiß, wie Musiktheater funktioniert. Und er weiß es gut. Die Inszenierung in der Deutschen Oper ist absolut gelungen, denn er hält die Waage zwischen traditioneller und moderner Darstellung. Sicher, die Farben und Ausstattung (Bühne: Johannes Leiacker) erscheinen etwas kitschig, passen aber gut zu der Geschichte und dem zeitlichem Hintergrund. Wunderbare Kostüme im Charleston-Look (Brigitte Reiffenstuel) erfreuen das Auge und fügen sich in das Gesamtbild ein. Die Sänger sind auf dem entsprechenden Niveau, auch wenn Villazon zu seinen Glanzzeiten den Ruggero sicher hätte noch besser singen können. Für mich ein absolut gelungener Abend, der Freude macht, sowohl für das Auge wie für das Ohr. Eine Empfehlung für jeden Opernfreund, der Puccini liebt.
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.