Operettengala in Baden-Baden

Festspielhaus Baden-Baden - Thomas Hampson - Annette Dasch

Operettengala in Baden-Baden

 

Von Karin Zander

13.2.2018

english text below

Operetten-Gala  der Sonderklasse im Festspielhaus Baden-Baden mit Thomas Hampson, Annette  Dasch und Piotr Beczala

Ein lustvolles Fest der Gesangskunst, ein Galaabend der Sinnlichkeit, ein Genuss für Ohren und Augen: ja, das alles und noch viel mehr kann Operette sein, wenn sie , wie im ausverkauften Festspielhaus Baden-Baden,  von herausragenden Drei-Sterne-Künstlern auf höchstem Niveau serviert wird.  Mit einem rasanten Feuerwerk der beliebtestes Stücke u.a. von Franz  Lehar, Emmerich Kalmán, Robert Stolz und Johann Strauss hielten Annette Dasch, Thomas Hampson, Piotr Beszala und nicht zu vergessen, die  farbenfroh und temperamentvoll spielende  Philharmonie Baden-Baden unter dem Dirigenten PAVEL BALEFF das Publikum in Atem.

ANNETTE  DASCH war ein Augen-und Ohrenschmaus mit ihrer (nur manchmal ein wenig zu sehr an ihre dramatischen Opernpartien erinnernde) klangschöne Sopranstimme und ihrer Schauspielbegabung, die sie in den Duetten und Terzetten mit ihren Kollegen unter Beweis stellte. Am eindrucksvollsten aber erschien sie mir als Solo-Interpretin  von Liedern wie „Liebe, du Himmel auf Erden“ von Lehar, deren Emotionalität ihr besonders lagen und die sie mit großer Ausdrucksstärke vortrug.

Ihr Kollege PIOTR  BECZALA , der seit vielen Jahren zu den wenigen Tenören der Gegenwart  gehört, die an allen  bedeutenden Opernhäusern der Welt in Hauptrollen zu erleben sind,  ließ es sich nicht nehmen, in den berühmten  Operettten-Partien  mit der vollen Klangschönheit seiner Stimme, angereichert durch eine gute Portion Wiener Schmäh, aufzutrumpfen. „Gern hab ich die Frau’n geküsst“ (Lehar)  – man glaubte es dem Sänger und die Damen im Publikum schmolzen  generationsübergreifend dahin und verloren sich in süßen Träumen.

Der Star des Abends aber war THOMAS  HAMPSON . In ihm erlebte man den Meister aller Klassen, den Bariton- Weltstar, der es sich leisten kann , nur das zu singen, was er liebt und der sich souverän allen Versuchen, ihn in künstlerische Schubladen einzuordnen, widersetzt. Wer ihn als Rodrigo in „Don Carlo“  oder als Scarpia in „Tosca“,  als Liebhaber von Mahler-Liedern  oder als Interpreten von amerikanischen Songs  erlebt hat – er kennt immer nur einige der unzähligen Seiten von Thomas Hampsons Gesangskunst und  Gesangslust. Eine wohl einzigartige Karriere liegt schon hinter dem  mit umwerfendem Charme  begeisternden Ausnahmekünstler und  immer weiter geht seine Entdeckungsreise im  für ihn grenzenlosen Land der Musik . Er nimmt sich die Freiheit, die er braucht und genau das überträgt sich auf das Publikum und lässt es ein Stück weit freier atmen.  Operette ist genau das Genre, in dem Hampson mit scheinbar selbstverständlicher Leichtigkeit  von Sprech-zu Gesangsstimme, von temperamentvoller Emotionalität zu zarter Sanftheit wechseln kann.

Sein vollkommenes Aufgehen in der Musik, seine beeindruckende  Souveränität und seine in jedem Augenblick perfekte Stimmführung machten seine Auftritte zum Erlebnis. Seinen „Komm, Zigan“ (Kalmán) wird wohl niemand vergessen, der in Baden-Baden dabei war. Zum ersten Mal sang Hampson  auch Stücke aus der „Fledermaus“ von Johann Strauss und man fragt sich : warum erst jetzt?  Nach den köstlichen Appetithäppchen möchte man seinen Eisenstein einen ganzen Abend lang erleben! Unbedingt!

Ja, es war ein Konzert, das nachhallt, weil es Lebensfreude pur vermittelte und weil es große Sänger zusammen brachte, die die Kunst beherrschen, das Schwere leicht erscheinen zu lassen und dem Leichten  mit Lust und Liebe einen Sinn zu geben. Man hätte noch stundenlang weiter genießen können und wie schön wäre es, so ein Konzert  als DVD mit nach Hause zu nehmen . Bei dem anschließenden Empfang für die Freunde der Festspiele (als Schirmherr war auch der neue Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble mit seiner Frau anwesend) sagte mir Thomas Hampson, dass keine Aufzeichnung geplant sei und das sei doch gar nicht so falsch, denn schließlich müsse man das Schöne nicht immer festhalten wollen, sondern es gerade in seiner  Einzigartigkeit zu schätzen wissen. Leicht gesagt, aber er hat wohl recht: Der Zauber dieses Abends wird in Erinnerung bleiben!

Noch zweimal wird dieses Konzert sein Publikum begeistern: am 15. Februar in Budapest und am 18. Februar in Köln.

5 Photos: Thomas Hampson, Annette Dasch und Piotr Beczala, „Operettengala“, Foto: Michael Bode

english text

Operetta gala of a special class in the Festspielhaus Baden-Baden
with Thomas Hampson, Annette Dasch and Piotr Beczala

A joyful festival of singing, a gala evening of sensuality, a treat for ears and eyes: yes, all this and much more can be operetta, if, as in the sold-out Festspielhaus Baden-Baden, by outstanding three-star artists on the highest level is served. With a rapid fireworks of the most popular pieces u.a. by Franz Lehar, Emmerich Kalmán, Robert Stolz and Johann Strauss, Annette Dasch, Thomas Hampson, Piotr Beszala and, not forgetting, the colorful and spirited Philharmonie Baden-Baden under the direction of PAVEL BALEFF kept the audience in suspense.
ANNETTE DASCH was a feast for the eyes and ears with her (sometimes only a little too much reminiscent of her dramatic operatic parts) beautiful soprano voice and her acting talent, which she demonstrated in duets and trios with her colleagues. Most impressively, she appeared to me as a solo interpreter of songs like „Love, Heaven on Earth“ by Lehar, whose emotionality was special to her and which she recited with great expressiveness.
Her colleague PIOTR BECZALA, who has for many years been one of the few tenors of the present to perform in leading roles in all the major opera houses in the world, did not want to miss it, enriched in the famous operetta roles with the full sonority of his voice by a good dose of Viennese humor, aufzutrumpfen. „I gladly kissed the woman“ (Lehar) – it was believed that the singer and the ladies in the audience melted across generations and lost themselves in sweet dreams.
The star of the evening was THOMAS HAMPSON. In it, one experienced the master of all classes, the baritone world star, who can afford to sing only what he loves and who confidently defies all attempts to classify him in artistic drawer. Anyone who has experienced him as Rodrigo in „Don Carlo“ or as Scarpia in „Tosca“, as a lover of Mahler songs or as an interpreter of American songs – he only knows some of the innumerable pages of Thomas Hampson’s vocal art and vocal pleasure. A unique career lies behind the exquisite artist, which thrills with stunning charm, and his journey of discovery continues in his boundless country of music. He takes the freedom he needs and that’s exactly what the audience uses and lets them breathe a bit more freely. Operetta is exactly the genre in which Hampson can switch from speech to voice, from spirited emotionality to tender gentleness, with seemingly obvious ease.
His perfect absorption in the music, his impressive sovereignty and his perfect voice every moment made his performances an experience. Nobody will forget his „Komm, Zigan“ (Kalmán), who was in Baden-Baden. For the first time, Hampson also sang pieces from the „bat“ by Johann Strauss and one wonders: why only now? After the delicious appetizers you want to experience his Eisenstein for an entire evening! Absolutely!
Yes, it was a concert that reverberates because it conveyed pure joie de vivre and because it brought together great singers who mastered the art of letting the heaviness seem light and making sense of lightness with lust and love. It would have been possible to continue enjoying for hours and how nice would it be to take such a concert home on DVD. At the subsequent reception for the Friends of the Festival (as patron was also the new Bundestag President Wolfgang Schäuble with his wife present) told me Thomas Hampson, that no record was planned and that was not so wrong, because after all, you do not have the beautiful always want to hold fast, but appreciate it in its uniqueness. Easy to say, but he is right: The magic of this evening will be remembered!
The concert will thrill the audience twice more: on February 15 in Budapest and on February 18 in Cologne.

Author: Karin Jacobs-Zander

Karin Jacobs-Zander, Dramaturgin und Autorin der Bücher „Lebenslotsen“ und „Wo München am schönsten ist“ aus dem Ellert & Richter Verlag, lebt in München als freie Journalistin

Cookies help us deliver our services. By using our services, you agree to our use of cookies.