Tosca – Puccini – an der Staatsoper Berlin

von Holger Jacobs (Text und Fotos)

4.9.2014. Gleich zu Beginn fällt eine Besonderheit auf: Das Geschehen auf der Bühne wird synchron auf einer großen Leinwand über den Köpfen der Szenerie durch eine Hintergrundprojektion gezeigt, aber dieses Mal nicht – wie sonst üblich – als Video, sondern als aneinander gereihte gemalte Bilder, die ein bißchen wie ein Comicstrip wirken. Nicht weniger als 2 Jahre brauchte Bühnenbildnerin Kristine Jurjane um die gesamte Geschichte in gemalten Bilder zu erzählen. Vorausgegangen war eine intensive Recherche an Originalschauplätzen in Rom und Photo Shootings mit Schauspielern in Riga.

Giacomo Puccini komponierte die Oper in den Jahren 1898 und 1999. Er hatte wenige Jahre zuvor von dem Theaterstück „La Tosca“ in Paris gehört, welches in der Titelrolle mit der großartigen Schauspielerin Sarah Bernhardt besetzt, große Erfolge feierte. Er beauftragte seinen Verleger Ricordi sich um die Rechte an dem Stück zu bemühen und konnte sich erfolgreich auch gegen seinen großen Konkurrenten der damaligen Zeit, Verdi, durchsetzen. Uraufführung war am 14. Januar 1900 im Teatro Constanzi in Rom. Auch wenn der Erfolg zunächst etwas verhalten war, so gehört „Tosca“ heute zu den 5 meistgespielten Opern weltweit.

Die Geschichte spielt vor historischem Hintergrund. Napoleon hatte 1798 das römische Heer besiegt und war in Rom einmarschiert, wobei er die Römische Republik gründete. Kurz darauf wurden seine Truppen aber wieder vertrieben, bis er am 16. Juni 1800 endgültig die Römer schlagen konnte.

Die Handlung spielt genau zu dieser Zeit, ist aber fiktiv. Ein Anhänger Napoleons, Cesare Angelotti, versteckt sich vor der franzosenfeindlichen Administration in Rom bei seinem Freund Caravadossi in einer Kirche, welcher dieser als Maler gerade restaurieren soll. Caravadossi liebt die Sängerin Tosca, die auch von dem bösen Polizeichef Scarpia begehrt wird. Als Scarpia Caravadossi verhaften und foltern läßt, um den Aufenthaltsort von Angelotti zu erfahren, geht Tosca darauf ein, Scarpia zu Willen zu sein, wenn dieser Caravadossis Leben verschont. Nach dem erzwungenem Liebesakt ersticht Tosca aus Wut und Scham Scarpia. Doch der hatte zuvor seinen Soldaten angewiesen, nicht wie ausgemacht, Platzpatronen für die fingierte Erschießung von Caravadossi zu verwenden, sondern doch echte Patronen zu benutzen. Als Tosca den Verrat bemerkt ist es zu spät und Caravadossi stirbt vor ihren Augen. Daraufhin stürzt sie sich von der Mauer der Engelsburg in den Tod.

Alvis Hermanis, der litauische Regisseur, hat zusammen mit seiner Bühnenbildnerin Dank der Hintergrundprojektion eine attraktive Optik gefunden, die auch der Geschichte  mehr Spannung verleiht. Leider können die realen Akteure aus Fleisch und Blut mit der Attraktivität derer auf der Leinwand nicht konkurrieren. Auch verwundert die in den Epochen unterschiedliche Kostümierung: Auf der Leinwand frühes, auf der Bühne spätes 19. Jahrhundert. Michael Volle, der den Scarpia spielt, ist erst vor kurzem zum Opernsänger des Jahres gewählt worden und konnte auch hier überzeugen. Fabio Sartori als Caravadossi war stimmlich souverän, Anja Kampe als Tosca schien im Fortissimo etwas überfordert. Daniel Barenboim, der hier zum ersten Mal die „Tosca“ dirigierte, ließ seine Staatskapelle mit großer Vehemenz auftreten, präzise im Ton und schwungvoll in den Tempi.

Nächste Vorstellungen am 6., 12., 16., 19., 22. und 25. Oktober 2014, 19.30 Uhr.

 

Sein alter Freund Angelotti bittet ihn um Hilfe, da er von dem Polizeichef Scarpia verfolgt wird

30 Fotos: Sein alter Freund Angelotti bittet ihn um Hilfe, da er von dem Polizeichef Scarpia verfolgt wird

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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