Was bleibt von Barack Obama?

Obama am 24.7.2008 in Berlin © Holger Jacobs

Was bleibt von Barack Obama?

 

Von Holger Jacobs

22.1.2017

Liebe Kulturfreunde,

Acht Jahre einer außergewöhnlichen Ära gehen in den Vereinigten Staaten zu Ende. Was bleibt von dem 44. Präsidenten der USA, der zu beliebtesten Führern seines Landes zählte?

Das erste Mal, dass ich mit Barack Obama in Berührung kam, war im Juli 2008. Der bis dahin völlig unbekannte Senator von Illinois hatte gerade die US Vorwahlen zur Präsidentschaft seiner Demokratischen Partei gewonnen. Und nun sollte er nach Deutschland kommen. Ein völliger Hype brach aus, ohne dass es dafür eigentlich einen besonderen Grund gab. Denn viel wusste man über diesen sympathisch lächelnden Mann nicht, dessen Vater aus Afrika stammte.

Barack Obama bei seiner legendären Rede an der Siegessäule in Berlin am 24.7.2008 © Holger Jacobs

Und nun kam er nach Deutschland. Gerüchten zu Folge wollte er vor dem Brandenburger Tor eine Rede halten, doch die damalige Bundeskanzlerin soll es ihm verboten haben. Ob sich das wirklich so abgespielt hat weiß ich nicht. Klar ist nur, dass später Merkel und Obama ziemlich beste Freunde wurden und damit die Deutsche Bundeskanzlerin die engste Vertraute von Obama in der globalisierten Welt avancierte. Der Höhepunkt dieser Freundschaft ist sicher der G7 Gipfel auf Schloss Elmau 2015 gewesen. Diese Bilder mit den beiden auf der Wiese vor dem Schlosshaben wir alle noch im Kopf.

Es wurde dann schließlich für Obamas Rede die Siegessäule ausgewählt.

Barack Obama bei seiner legendären Rede an der Siegessäule in Berlin am 24.7.2008 © Holger Jacobs

Auch keine schlechte Wahl. Doch was überraschte war die große Anteilnahme. Mehr als 200.000 Menschen sind damals, am 24. Juli 2008, auf dem großen Stern und auf der Straße des 17. Juni zusammengekommen. Seit der berühmten Rede John F. Kennedys vor dem Schöneberger Rathaus am 26. Juni 1963 waren nicht mehr so viele Menschen zu einem Auftritt eines amerikanischen Politikers gekommen. Und Obama war zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal zum Präsidenten gewählt worden…

Barack Obama bei seiner legendären Rede an der Siegessäule in Berlin am 24.7.2008 © Holger Jacobs

Ich hatte mich von diesem Hype anstecken lassen und wollte unbedingt auf die Pressetribüne. Der Zufall wollte es, dass eine Freundin von mir, Caroline von Reden, Touristenführerin der amerikanischen Delegation war und die Möglichkeit hatte, mich als Journalist zu akkreditieren. Von meinem erhöhten Standpunkt aus hatte ich einen tollen Blick auf die gesamte Szenerie, so dass mir unvergessliche Fotos von Obama vor der riesigen Menschenmenge gelungen sind (siehe Titelfoto). Und schon damals erklärte er in seiner Grundsatzrede, was ihm wichtig war: Keine Atomwaffen im Iran, Hilfe für das kriegsgebeutelte Land Irak, Absicherung des Friedens in Afghanistan, Kampf dem Terror und Förderung des Klima Schutzes.

Wenige Monate später gewann er die US-Wahlen und bekam zusätzlich noch den Friedensnobelpreis.

Barack Obama bei seiner Amtseinführung am 20.1.2009

Barack Obama bei seiner Amtseinführung am 20.1.2009

Was hat er umsetzen können und was nicht?

2009 war Amerika nach dem elenden Irakkrieg und der furchtbaren Finanzkrise wirtschaftlich schwer angeschlagen. Über 10 % Arbeitslosigkeit, der Staat pleite, viele Fabriken, gerade in der ehemaligen Automobilstadt Detroit, wurden geschlossen, selbst General Motors war kurz vor dem Aus.

Angela Merkel und Barack Obama beim G7 Gipfel auf Schloss Elmau im Juni 2015

 

Was ist die positive Bilanz?

– Der Down Jones ging von 10.000 Punkten 2008 auf 20.000 Punkten Anfang 2017 fast um das Doppelte in die Höhe.

– Dem Automobilbauer GM wurde mit einem Milliardenkredit über die Krise geholfen, mittlerweile verkaufen sie wieder fast 10 Millionen Fahrzeuge pro Jahr. Und zurzeit sind wieder 230.000 Arbeiter bei GM beschäftigt.

– In acht Jahren wurden ca. 15 Millionen neue Jobs geschaffen, die Arbeitslosenzahlen haben sich von 10.% auf 5 % um die Hälfte verringert.

– Mit dem Iran wurde ein Anti-Atom Abkommen unterzeichnet, welches den Verzicht des Iran auf Atomwaffen garantiert.

– Im Irak wurde erfolgreich der IS bekämpft.

– Der für die Anschläge vom 11. September 2001 auf das World Trade Center verantwortliche Terrorist, Osama Bin Laden, konnte gefunden und eliminiert werden.

– Eine Gesundheitsreform für eine allgemeine Krankenversicherung konnte trotz Widerstands im Senat und Repräsentantenhaus durchgesetzt werden und garantiert bis heute ca. 20 Millionen Menschen mit geringem Einkommen eine Gesundheitsversorgung.

– Verschiedene Initiativen zum Klimaschutz wurden begonnen, so sind die USA einer von vielen Unterzeichner der Pariser UN-Klimakonferenz 2015 (nachdem sie den Vorgänger, das Kyoto-Protokoll von 1997, nicht unterzeichnet hatten). Einer seiner letzten Amtshandlungen bestand darin, große Teile der Antarktis zur Naturschutzzone zu erklären, weshalb dort zukünftig Erdölbohrungen unmöglich geworden sind.

– Aussöhnung mit dem Erzfeind Kuba. Austausch von Diplomaten nach 65 Jahren. Ende der diplomatischen Eiszeit und der Handelsblockade.

Barack Obama bei Raul Castro in Havanna auf Kuba am 21.3.2016

 

Was bleibt auf der Negativseite?

– Das Gefangenenlager Guantanamo sollte geschlossen werden – er konnte sich dafür nicht in den beiden Häusern des Parlaments durchsetzen.

– Keine Einschränkung des Waffenrechts – er konnte sich dafür nicht in den beiden Häusern des Parlaments durchsetzen.

– Die Aussöhnung zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen in den USA konnte nicht weiter voran gebracht werden. Im Gegenteil. In seiner Amtszeit sind viele rassistisch motivierte Gewalttaten geschehen, besonders häufig verübt von weißen Polizisten an schwarzen Amerikanern.

– Ausweitung des Drohnenkrieges. Dabei Inkaufnahme vieler unschuldiger Zivilisten.

– In Syrien hat er allzu leichtfertig das Feld den Terroristen, Diktator Assad und den russischen Truppen überlassen. Hier wäre vielleicht mehr Durchsetzungskraft wünschenswert gewesen zu einer Zeit, wo es noch möglich war. Zum Beispiel mit einer Flugverbotszone.

– Der NSA Abhörskandal. Edward Snowden enthüllte 2013 wie massiv der US-Geheimdienst sowohl befreundete Politiker wie auch sein eigenes Volk ausspionieren ließ. Die Bombe platze ausgerechnet während des Besuches von Obama bei Merkel in Berlin im Juni 2013 – mehr als peinlich!

Ich selbst beim Besuch von Barack Obama 2013 in Berlin

 

Am Schluss noch zwei persönliche Anekdoten, die sowohl den scheidenden wie auch den zukünftigen US-Präsidenten betreffen:

Am Abend des 24. Juli 2008, nach seiner Rede an der Siegessäule, ging Obama mit seiner gesamten Entourage in das Restaurant Borchardt zum Essen. Freunde von mir, die ebenfalls dort waren, wollten ihn beim Verlassen des Restaurants kurz die Hand schütteln, weil sie, wie Obama selbst, auf der Columbia-University in New York studiert hatten. Doch kurz bevor es an der Eingangstür zur erhofften Begegnung kam, schnellte plötzlich wie aus dem Nichts kommend ein Mann hervor und hielt wild fuchtelnd die neuste Ausgabe der BILD-ZEITUNG dem zukünftigen Präsidenten unter die Nase. Auf der Titelseite war ein Foto, welches Obama im Fitness-Raum des Hotel Ritz beim Sport zeigte, heimlich aufgenommen von einer BILD-Journalistin. Obamas Gesicht versteinerte sich und angewidert verließ er das Lokal. Der vorlaute Mann war Kai Diekmann gewesen, seiner Zeit Chefredakteur der BILD Zeitung. Diekmann bekam daraufhin nie mehr einen Interview-Termin mit Obama.

Dafür interviewte Kai Diekmann schon vor dessen Amtseinführung letzte Woche den zukünftigen Präsidenten, Donald Trump…

Restaurant Borchardt in Berlin-Mitte © Holger Jacobs

Die zweite Anekdote betrifft genau den Letztgenannten:

Im Jahre 1991 war ich als Korrespondent und Fotograf bei den internationalen Filmfestspielen in Cannes. Als ich mit meiner Frau einmal abends in Antibes essen ging, schlenderten wir noch anschließend durch den angrenzenden Yachthafen. Dort lag ein riesiges Schiff, welches mehr einem Ozeandampfer als einer Yacht glich. Es trug den Namen „TRUMP PRINCESS“. Als wir einen der Liegeplatzbesitzer darauf ansprachen, meinte er, dieses Boot würde hier zum Verkauf angeboten. Es gehöre wohl einem amerikanischen Industriellen, der pleite wäre und verkaufen müsse.

Der Name des Besitzers: Donald J. Trump.

Die Yacht „Trump Princess“ wurde 1980 vom Saudischen Milliardär Adnan Kashoggi für 100 Millionen Dollar gebaut und 1988 an Donald Trump verkauft © Wikipedia England

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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