Was ihr wollt – Ernst Busch Schauspielschule

"Was ihr wollt"- Lllewellyn Reichmann, Florian Donath, Gaia Vogel © Holger Jacobs

Was ihr wollt – Ernst Busch Schauspielschule

Wertung: 🙂 🙂 🙂    (drei von fünf)

Von Holger Jacobs (Text und Fotos)

26.5.2015. Liebe Kulturfreunde, je nachdem, welche Erlebnisse Ihr in Eurer Schulzeit hattet, denkt Ihr freudig oder ablehnend an diese Zeit zurück. Ich empfand die Jahre eher als unangenehm, konnte ich mich doch nie richtig anpassen, weder an den Schulbetrieb, noch an die Lehrer, noch an meine Mitschüler. Und der Unterrichtsstoff interessierte mich, bis auf ein paar wenige Ausnahmen, überhaupt nicht. Erst nach der Schulzeit fing ich an mich für Politik, Geschichte und Kunst zu interessieren. Ich überstand die 13 Jahre dennoch irgendwie und machte sogar das Abitur – ein Wunder. Wenn ich jetzt also über eine „Schulaufführung“ berichte, mag das etwas verwundern. Doch immerhin handelt es hier bei der Ernst Busch Hochschule für Schauspielkunst neben dem Max-Reinhardt-Seminar in Wien und der Falkenberg Schule in München um eine der renommiertesten Schauspielschulen im deutschsprachigen Raum. Und natürlich darf man nicht vergessen, dass der Student hier hingeht, weil er genau das will, und nicht, wie in einer gewöhnlichen Schule, die Eltern es sind, die einen dazu drängen. Dieser Umstand, dem Wunsch folgend, alles hinter sich zu lassen und dem Abenteuer der Schauspielerei zu folgen, lässt ganz ungeheure Energien frei werden. Und das spürt man, wenn man diesen jungen Schauspielern zusieht.

Mein Kontakt mit der dritten Klasse der Ernst Busch begann im Januar diesen Jahres, als ich zur Premiere von „Fabian“ in die Schaubühne eingeladen wurde. Völlig unbedarft und mich auf alles einlassend ging zur Aufführung und war begeistert. Ich erfuhr, dass Schüler der Ernst Busch zusammen mit einem alt gedienten Regisseur das Stück einstudiert hatten. Wow – was für ein Vergnügen. Bisher habe ich es schon drei Mal gesehen und ich werde es mir sicher noch einmal anschauen. Hier mein Bericht von der Premiere: https://kultur24-berlin.de/fabian-von-erich-kastner-an-der-schaubuhne-berlin/

Und nun eine Inszenierung von den Schülern der dritten Klasse selbst kreiert als Quasi-Prüfung für das Schuljahr 2014/15.

WAS IHR WOLLT von William Shakespeare. Aufgeführt im BAT-Theater, der hauseigenen Bühne der Ernst Busch. Eine heitere Verwechslungskomödie, die zurzeit sowohl im Berliner Ensemble wie auch im Deutschen Theater Berlin zu sehen ist. Also große Konkurrenz. Jedoch muss man sagen, dass den Schülern nur ein Bruchteil des Budgets eines großen Staatstheaters zur Verfügung steht und die Bühne des BAT-Theaters auch nur eingeschränkte technische Funktionen bietet. Trotzdem kann die Inszenierung von Alexander Lang gefallen. Es ist dynamisch, kurzweilig und stringent in Szene gesetzt, ohne Schnörkeleien und übertriebenem Klamauk, wozu andere Regisseure gerne neigen, wenn es um Komödien geht. Wer die „Was ihr wollt“ Inszenierung im DT gesehen hat, der weiß, was ich meine. Doch zurück zur Ernst-Busch: Linn Reusse als Viola/ Cesario macht ihre Sache gut, den Mann in der Frau sieht man bei ihr allerdings weniger, bleibt sie doch immer sehr weiblich in ihrem Äußeren und in ihrem Spiel. Allerdings passt ihr Bruder im Stück, Sebastian (Leonard Scheicher), nach Statur und Ausstrahlung sehr gut zu ihr, so dass die Verwechslung glaubwürdig rüber kommt. Florian Donath als Herzog Orsino ist immer gut, ich kenne ihn schon aus dem Stück „Fabian“. Ebenso Stella Hinrichs als Olivia, die hier Stirn runzelnd versucht, dem Wirrwarr der Gefühle Herr zu werden. Besonders hervorheben möchte ich Sebastian Witt als Tobias von Rülps und Jonathan Kutzner als Junker Christoph. Sie haben als clowneskes Element in „Was ihr wollt“ eine sehr wichtige Rolle, manche Inszenierung steht und fällt mit diesen beiden Figuren. Umso größeres Lob kann ich hier geben. Und ganz besondere Anerkennung an Gregor Schulz als Malvolio. Er meistert die schwierige Balance zwischen Heiterkeit und Absurdität mit Bravour. Sein Monolog in der Mitte des Stücks ist der besondere Kick des Abends.

Alles in allem eine sehr vergnügliche Vorstellung. Wer es noch sehen will, der muss sich beeilen: Aufführungen noch am 26. 27. 28. Und 29. Mai 2015 jeweils um 19.30 Uhr. BAT-Theater, Belforter Strasse 15, Berlin Prenzlauer Berg.

http://www.bat-berlin.de

Linn Reusse als Viola, Florian Donath als Schiffshaputmann Antonio, © Holger Jacobs

22 Bilder, hier: Linn Reusse als Viola, Florian Donath als Schiffshaputmann Antonio, © Holger Jacobs

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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