Wiedereröffnung Gärtnerplatztheater München

Gärtnerplatztheater @ Karin Jacobs

Wiedereröffnung Gärtnerplatztheater München

 

Von Karin Jacobs-Zander

17.10.17

 english text below

Das Münchner Gärtnerplatztheater ist „Wieder am Platz“

Was für ein schöner Abend war das! Es ist immer ein besonderer Festtag, wenn ein Theater nach langer Pause wieder seine Tore öffnet und das tut , wozu es bestimmt ist: Freude machen!  Das alte, traditionsreiche Haus am Münchner Gärtnerplatz war ganze fünf  Jahre außer Dienst gestellt, musste von innen und außen neu erschaffen werden, was, wie man inzwischen weiß die Nerven aller Beteiligten  und den Geldbeutel der Steuerzahler (121 Millionen Baukosten) mehr in Anspruch nahm, als ursprünglich erwartet. Nun gut , wir kennen das ja… (die Berliner und die Hamburger sollen jetzt nicht laut lachen!) . Immerhin konnte die schmerzliche Phase des Außerhaus-Spielens, die Ensemble und Publikum teils zähneknirschend, teils auch mit Abenteuerlust, immer aber mit geduldiger , hoffnungsvoller Treue  ertrugen, jetzt beendet werden. Alles ist schließlich doch noch fertig und neu und schön geworden.  Adrett  schauen  sie aus, die alten Räume , die neue Bestuhlung, die sauberen glitzernden Kronleuchter , das renovierte und von den großen Vorhängen befreite Foyer. Das Wichtigste aber bleibt der  Öffentlichkeit vorenthalten: Hinter den Kulissen sind große neue Räume für die Proben gebaut worden und auch technisch ist jetzt alles auf dem letzten Stand.

„Wieder am Platz“ hieß die Wiedereröffnungsgala, die eigentlich gar keine sein wollte, wie Intendant Josef Köpplinger , zugegebenermaßen Herzklopfen-gestresst , bei seiner Begrüßung kund tat. Es sollte nicht schnieke , nicht schickie-mickie-mäßig werden, kein roter Teppich, kein Champagner zur Begrüßung  für die Ehrengäste, kein Smoking Zwang, keine Abendroben (dennoch konnte ich einige wenige Damen in äußerst schönen langen Outfits bewundern, aber sie waren eine winzige Minderheit). Der Eröffnungsabend sollte widerspiegeln, wie das Gärtnerplatztheater sich selbst sieht und wofür es seit 1865 in der Isarvorstadt steht: ein Musiktheater des Volkes.  „Das Gärtnerplatz“  ist für jeden da,  bedient alle  musikalischen Sparten und genau das war es, was dieser Abend zeigte. Nein, „das Gärtnerplatz“   ist eben  nicht die bescheidene Ausgabe des großen Nationaltheaters mit seinen weltberühmten Stars und seinem ganz unvergleichlich höheren Etat, sondern es ist der Ort, zu dem jeder kommen kann, der Lust hat auf  Mozart oder Brecht, auf Franz Lehár oder Andrew Lloyd Webber, auf Ernstes , Heiteres, Klassisches oder Modernes.

Wiedereröffnung Gärtnerplatztheater München, Foto: Christian Zach

Genau diese unterhaltsame Mischung präsentierte das gesamte Ensemble mit allen Solisten , Chören (Leitung Felix Meybier),  auch dem zauberhaften Kinderchor  unter der Leitung von Verena Sarré , dem Ballett und dem großen Orchester unter seinem Dirigenten Anthony Bramall. Eine  sympathischere Werbung für das Musiktheater und ein besseres Argument gegen jede Schwellenangst vor großen Musik-Tempeln kann man sich nicht vorstellen. „Kommt alle her und seht“ – schienen die Beteiligten hinaus zu rufen und es ist nur zu wünschen, dass der Ruf laut und nachhaltig genug ins Land hallte.

Die aufgeregte Atmosphäre im Publikum erinnerte an ein  Klassentreffen, bei  dem die alten Schulräume nach der Renovierung bestaunt werden dürfen. Der leicht vergrößerte, wenn auch noch immer recht kleine Eingangsbereich war schon eine halbe Stunde vor Beginn zum Bersten gefüllt, jeder schaute nach jedem, Freunde suchten sich oder erkannten sich zufällig, es wurde umarmt und gebusselt, dass es eine Freude war. Zwischendurch blitzten die Fotoapparate und Handykameras sowohl zum privaten Familienfoto als auch von professioneller Seite auf der Jagd nach prominenten Gesichtern, die im allgemeinen Getümmel aber kaum erkannt wurden. Die Kessler-Zwillinge hatten sich aus Grünwald in die Stadt gewagt, Lambert Hamel, der wunderbare Schauspieler schaute scheu und ein wenig erstaunt in die Menge um ihn herum. Einige Minister und Ex-Minister aus Bayern wurden von dem erkälteten Bayerischen Kultusminister Dr. Ludwig Spaenle begrüßt , unter ihnen auch Barbara Stamm, die Präsidentin des Bayerischen Landtags. Höchst geehrt fühlten sich alle Anwesenden  durch die Gegenwart  von Franz Herzog von Bayern, der die Wittelsbacher vertrat und der ehrfurchtsvoll mit „Königliche Hoheit“ begrüßt wurde (was mein hanseatisches Gemüt noch immer mit Staunen erfüllt).

Wiedereröffnung Gärtnerplatztheater München, Foto: Christian Zach

Man konnte den Eindruck bekommen, dass das Theater eine große Kraftanstrengung für diesen Abend unternommen hatte, aber angeblich gab es nur drei  Proben, was schon äußerst erstaunlich ist. Ohne die geringste Panne spulte sich Programmpunkt für Programmpunkt ab, verbunden jeweils durch die wunderbar unprätentiösen Überleitungen der österreichischen Sängerin, Schauspielerin und Kabarettistin Sigrid Hauser , die gegen Ende des Abends das Publikum  mit dem Lied „Crazy World“ aus dem Musical Victor/ Victoria tief berührte.

Mit einer rasanten Ensembleleistung von „There´s No Bussiness Like Show Business“ aus dem Musical Annie „Get Your Gun“ ging der Abend nach einem bunten  Querschnitt durch die Welt des Musiktheaters von Figaro über  die Lustige Witwe bis Anatevka,  schließlich  über in einen jubelnden Schlussapplaus. Jeder im Publikum spürte, dass der Intendant das Motto, das ungedruckt über dem Abend lag, in  seiner Ansprache richtig beschrieben hatte: Es ging um Liebe. Und so blieb das Gefühl, dass hier ein Theater zeigt, dass es nicht mehr, aber auch nicht weniger sein will,  als der Ort, an dem alle Beteiligten ihr Bestes geben, um die Liebe des Publikums zu ihrem „Volksoperntheater“ zurück zu schenken durch ihre Liebe zur Musik in vielen Facetten und Varianten.

„Wenn die Musik der Liebe Nahrung ist, spielt weiter“ – möchte man mit Shakespeare zurückrufen.
Eine neue Ära des Gärtnerplatztheaters in München beginnt.
Am Donnerstag, den 19. Oktober 2017, fängt der normale Spielbetrieb an mit der Premiere von „Die lustige Witwe“ von Franz Lehár.

Staatstheater am Gärtnerplatz
Gärtnerplatz 3
81539 München

15 Photos: Wiedereröffnung Gärtnerplatztheater München, Foto: Christian Zach

 

 english text

A joyous opera festival of love
The „Münchner Gärtnerplatztheater“ is „Wieder am Platz“

What a beautiful evening! It is always a special feeling for a theater after a long pause to reopen its doors and do what it is intended for: to make joy and give love! The old and traditional house at the Münchner Gärtnerplatz had been put out of service for five years, had to be recreated internally and externally, which, as one now knows, the nerves of all the parties involved and the taxpayer’s moneybag (121 million Euros building costs) than originally expected. Well, we know that yes … (the Berliners and the Hamburgers should not laugh now!). Everything is finally finished and new and beautiful. The old rooms, the new seatings, the clean glittering chandeliers, the renovated foyer freed from the big curtains. The most important thing, however, remains with the public: Behind the scenes, large new rooms have been built for the rehearsals and everything is technically up to date.
„Wieder am Platz“ (back to our home) was the reopening-gala, which really didn’t want to be one, like director Josef Köpplinger said at his greetings. It should not be snooty, not „chickie-mickie“ (bling-bling), no red carpet, no champagne to greet the guests, no tuxedo, no evening gowns (nevertheless, I could admire a few ladies in extremely nice long outfits, but they were a tiny minority). The opening evening was intended to reflect how the Gärtnerplatz theater sees itself and for which it has been standing in the Isarvorstadt since 1865: a musical theater for the people. „The Gärtnerplatz“ is there for everyone, serves all musical genres and that was what this evening showed. No, „the gardening place“ is not just the modest edition of the great state opera Nationaltheater in Munich, with its world – famous stars and its incomparably higher budget, but it is the place to which everyone can come who has a passion for Mozart or Brecht, Franz Lehár or Andrew Lloyd Webber, for serious, cheerful, classic or modern.
The whole ensemble presented this entertaining mixture with all the soloists, chorus (conductor Felix Meybier), the enchanting children’s chorus under the direction of Verena Sarré, the ballet and the great orchestra under his conductor Anthony Bramall. A more sympathetic publicity for the music theater and a better argument against any swelling in front of large music temples can not be imagined. „Come and see,“ the participants seemed to call out.
The excited atmosphere in the audience reminded me of a class meeting in which the old school rooms can be admired after the renovation. The slightly enlarged but still quite small entrance area was filled to bursting before the start, everybody looked for each one, friends searched or recognized themselves by chance. In the meantime, the photo-camera and mobile phone cameras flashed both to the private family photo and the Paparazzi on the hunt for prominent faces, which were in general turmoil but barely recognized. The Kessler twins had ventured into town from Grünwald, Lambert Hamel, the wonderful actor looked timidly and a little astonished at the crowd around him.

Some ministers and ex-ministers from Bavaria were greeted by the Bavarian Minister of Culture Ludwig Spaenle, among them Barbara Stamm, the President of the Bavarian State Parliament. Everyone present was greatly honored by the presence of Franz Herzog von Bayern, who represented the Wittelsbacher, and who was greeted reverently with „Royal Highness“ (which continues to bewilder my Hanseatic spirit).
One could get the impression that the theater had made a great effort for this evening, but there were supposedly only three rehearsals, which is already very amazing. Without the slightest breakdown, program point for program point was spun, connected in each case by the wonderfully unpretentious transitions of the Austrian singer, actress and cabaret artist Sigrid Hauser, who at the end of the evening deeply touched the audience with the song „Crazy World“ from the musical Victor / Victoria,
The evening after a colorful cross-section through the world of the musical theater of Figaro over the funny widow to Anatevka, finally ended up in a jubilant one with a rapid ensemble performance of „There’s No Bussiness Like Show Business“ from the musical Annie „Get Your Gun“ final applause. Everyone in the audience felt that the director had correctly described the motto, which was unpublished over the evening, in his speech: „It was about love“. And so the feeling that all participants give their best to return the love of the audience to their „Volksopertheater“ her love for music in many facets and variants.
„If the music of love is food, continue playing“ – one would like to recall with Shakespeare.
A new era of the Gärtnerplatz theater in Munich begins.
On Thursday, October 19, 2017, the normal play starts with the premiere of „Die lustige Witwe“ by Franz Lehár.

State theater at the Gärtnerplatz
Frankenthaler Strasse 23
81539 Munich, Germany

Author: Karin Jacobs-Zander

Karin Jacobs-Zander, Dramaturgin und Autorin der Bücher „Lebenslotsen“ und „Wo München am schönsten ist“ aus dem Ellert & Richter Verlag, lebt in München als freie Journalistin

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