Berlinale 2025 – „Like a Complete Unkown“
Von Holger Jacobs
17.02.2025
Eine beeindruckende Filmbiographie über den Sänger Bob Dylan
Gleich am zweiten Tag der 75. Internationalen Filmfestspiele von Berlin wurde das Highlight des Festivals präsentiert:
„A Complet Unknown“ von JAMES MANGOLD, welcher bereits 8-fach für den Oscar 2025 nominiert ist.
Der US-amerikanische Regisseur ist kein Unbekannter, hat er doch so wunderbare Filme wie „Durchgeknallt“ („Girl, interrupted“) 1999 mit Angelina Jolie (Oscar als beste Nebendarstellerin) und Winona Ryder gedreht.
Auch das Biopic „Walk the Line“ über das Leben des Country-Sängers JOHNNY CASH geht auf sein Konto.
Mit „Walk the Line“ hatte JAMES MANGOLD quasi den Grundstein gelegt für „A Complete Unkown“ über das Leben von BOB DYLAN.
Beide, JOHNNY CASH und BOB DYLAN, sind sich auch im realen Leben begegnet und standen gemeinsam auf der Bühne.
Man könnte fast von einer Forstsetzung sprechen.
Bob Dylan
Als der Singer und Songwriter BOB DYLAN den Nobelpreis für Literatur im Jahre 2016 zuerkannt bekam, war die Überraschung groß.
Ein Sänger? Nobelpreis für Literatur?
Er selbst sagte später, dass seine Songtexte ihm zwar sehr wichtig seien, sie aber nur in Verbindung mit seiner Musik Sinn machen würden.
Entsprechend kam er auch nicht zur Preisverleihung.
Nichtsdestotrotz haben seine Texte eine ganz besondere Qualität, die sich deutlich unterscheidet von Texten anderer Musiker.
DYLANS Texte haben etwas Lyrisches und wirken manchmal wie vertonte Gedichte.
Anders als andere Sänger war ihm der Inhalt des Gesungenen immer genauso wichtig, wie die Musik selbst.
Er wollte damit für ihn wichtige Botschaften vermitteln, wie Erinnerungen aus seiner Kindheit, Ereignisse aus seinem Leben, gesellschaftliche und politische Ereignisse (er trat z.B. zusammen mit seiner damaligen Freundin JOAN BAEZ bei dem Civil Rights March to Washington auf, bei der MARTIN LUTHER KING seine berühmte Rede „I Have a Dream“ hielt).
BOB DYLAN hat überdies sein Leben lang mit musikalischen Stilrichtungen experimentiert.
Angefangen bei Folk- und Bluessongs ging es später in den Rock.
Seine musikalische Bandbreite ging soweit, dass er sogar Filmmusik komponierte (Oscar für den Besten Filmsong „Things have Changed“ für den Film „The Wonderboys“), oder einen Song für einen Werbespot für die Unterwäschemarke Victoria Secret aufnahm.
Während DYLAN in seinen Anfängen zunächst Coversongs von Kompositionen anderer Musiker spielte (z.B. von Woody Guthrie), sind es später seine eigenen Kompositionen, die von anderen Musikern ‚gecovert‘ wurden.
Manche dieser Songs sind sogar erst durch die Interpretation anderer Sänger berühmt geworden, wie z.B. „Mr. Tambourine Man“ von The Byrds, „Blow’in in the Wind“ von den Hollies oder „Knock’in on Heavens Door“ von Guns n‘ Roses.
BOB DYLAN wurde 1941 als Robert Zimmerman mit jüdischen Wurzeln geboren.
Später konvertierte er zum Christentum.
Er lebt und arbeitet heute in Malibu.
Sein bislang letztes Konzert gab er am 14. November 2024 in der Londoner Royal Albert Hall.
Handlung und Kritik
Gleich die Anfangsszene zeigt eine weite Landschaft irgendwo in den USA, so, wie wir es von vielen US-amerikanischen Produktionen kennen.
Es ist ein Synonym für dieses riesige Land mit seinen weiten Landschaften und diesen vielen außergewöhnlichen Menschen.
In diesem Film von JAMES MANGOLD lernen wir einen von diesen außergewöhnlichen Persönlichkeiten kennen: Bob Dylan (TIMOTHÈE CHALAMET).
Der Film beginnt, als der 19-jährige Dylan sein langjähriges Musiker-Idol Woody Guthrie (SCOOT McNAIRY) in einem schäbigen Krankenhaus in New Jersey besucht, in dem dieser wegen einer Nervenlähmung das Bett hüten muss.
Dort trifft er auch auf Guthries besten Freund, Pete Seeger (EDWARD NORTON), ebenfalls Folkmusiker.
Da Guthrie nicht mehr sprechen kann, fängt DYLAN an zu singen und Guthrie als auch Seeger sind sofort begeistert.
Seeger nimmt den jungen Mann bei sich auf und führt ihn in die Musikszene ein.
Jede Nacht geht es in einen anderen Musikclub in New York.
Dylans zu Hause ist das Chelsea Hotel in Greenwich Village.
Dabei lernt er auch die damals schon sehr bekannte Sängerin Joan Baez (MONICA BARBARO) kennen, mit der er später eine Affäre haben wird, obwohl er schon eine Beziehung mit der Studentin Sylvie Russo (ELLE FANNING) hat. Das Verhältnis zu diesen beiden Frauen wird ein größeres Kapitel des Films einnehmen.
Ansonsten geht es natürlich um Musik und um den unaufhaltsamen Aufstieg Bob Dylans zu einem der wichtigsten Folk- und Rocksänger der 60er Jahre.
Der Film endet dann recht dramatisch:
Beim Newport Folk Festival 1965 spielt BOB DYLAN zum ersten Mal mit einer E-Gitarre und in Begleitung einer Band, was bei Fans von Folk-Musik verpönt war.
Denn nur Akustik-Gitarren wurden akzeptiert. Dylan wird zum ersten Mal auf offener Bühne ausgebuht.
Am Schluss spielt er dann doch noch zwei Lieder Solo mit klassischer Gitarre, aber seine Zukunft wird die E-Gitarre und die Rockmusik.
Mir hat der Film sehr gut gefallen, auch wenn ich kein großer Fan von der Musik von BOB DYLAN bin (bis auf ein paar Songs).
Der Film hat die Stimmung dieser Zeit sehr gut eingefangen und besonders das Spiel des neuen Hollywood Superstars, TIMOTHÉE CHALAMET (*1995) ist beeindruckend. Abgesehen von seiner unglaublichen Ähnlichkeit zu dem echten BOB DYLAN.
Gerade die Gefühlskälte gegenüber seinen Liebhaberinnen wird gut herausgearbeitet, was bei dem echten BOB DYLAN wohl nichts anderes bedeutete, als dass für ihn eigentlich nur die Musik und der Erfolg zählte.
Wie bei so vielen sogenannten „Genies“.
EDWARD NORTON ist als Pete Seeger kaum wiederzuerkennen.
Besonders hat mich die US-amerikanische Schauspielerin MONICA BARBARRO (*1990, „Top Gun: Maverick“) begeistert. Sie hat ein tolles Gesicht und einen so wunderschönen Gesichtsausdruck – einfach zum niederknien.
Fazit: Eine Empfehlung für die ganze Familie und für alle Musik-Fans!
Bilderserie mit 10 Fotos aus „A Complete Unknown“:
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
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Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and videographer.