Die neuen Filme im Kino – Joker 2: Folie à Deux
Von Holger Jacobs
09.10..2024
for english translation click here
Wertung: 😉 😉 😉 (drei von fünf)
Eine Lady Gaga macht allein noch kein gutes Musical und erst Recht keinen guten Film
Um es gleich vorneweg zu sagen:
So schlecht, wie viele Kritiker diesen Film beschrieben haben, ist er nicht!
Und doch ist es war, dass der erste Teil, schlicht „Joker“ genannt, besser war.
Der Regisseur TODD PHILLIPS („Hangover 1, 2 und 3“) hatte mit seinem ersten „Joker“ (kultur24 berichtete) ein Meisterwerk abgeliefert, welches zurecht bei dem Filmfestival in Venedig 2019 den Goldenen Löwen gewann und dem Hauptdarsteller JOAQUIN PHOENIX später einen Oscar bescherte.
Der Joker ist eine Figur aus der Batman Comic-Serie, der der ärgste Widersacher der menschlichen Fledermaus ist und diesen immer wieder herausfordert.
Das abgrundtief Böse zu spielen ist besonders für Schauspieler eine große Herausforderung, kann man sich doch damit bei guter Leistung besonders profilieren.
Und nicht selten führt es sogar zu dem Gewinn eines Oscars in Hollywood.
So geschehen für die Schauspielerin CHARLIZE THERON (*1975) für ihre Rolle in „Monster“ im Jahre 2004, oder für HEATH LEDGER, der ebenfalls für eine „Joker“- Darstellung in dem Film „Batman – The Dark Knight“ 2009 einen Oscar bekam (posthum, weil er kurz vor der Oscarverleihung Suizid beging).
Also war es nur verständlich, dass auch JOAQUIN PHOENIX als neuer „Joker“ unter TODD PHILLIPS 2019 alles reinwarf und letztlich damit Erfolg hatte. Angeblich hatte er sogar 26 Kilo abgenommen, um das Elend des „Jokers“ auch körperlich darstellen zu können.
Der erste „Joker“ von 2019 gewann nicht nur viele Preise, sondern spielte auch unglaubliche 1,1 Milliarden Dollar ein.
Für einen Film, der in den USA ein R-Rating (erst ab 17 Jahre) bekam ein sehr ungewöhnlicher Erfolg.
Was lag also näher, einen 2. Teil zu drehen, wieder mit derselben Besetzung.
Und das Studio Warner Bros. gab grünes Licht und einen Freifahrtschein, ohne sich noch genauer um die Produktion zu kümmern. Schließlich wurden dann aber 200 Millionen Dollar ausgegeben, ohne dass dabei ein wirklich guter Film entstanden wäre.
Handlung
Nach seinen Morden an drei Personen in einer U-Bahn, einer Freundin und eines Fernsehmoderators, sitzt der Joker (JOAQUIN PHOENIX), dessen richtiger Name eigentlich Arthur Fleck ist, in dem Gefängnis Arkham für psychisch gestörte Gewaltverbrecher und wartet auf seinen Prozess.
Beim Besuch einer Gesangstherapiestunde lernt er die weibliche Mitgefangene Lee (Lady Gaga) kennen.
Beide verlieben sich ineinander und schaffen es sich trotz der Umstände immer wieder im Gefängnis zu sehen.
Währenddessen versucht Jokers Anwältin Stewart (KATHERINE KEENER) ihn darauf zu trainieren, dass er angeblich eine gespaltene Persönlichkeit hätte, um auf Unzurechnungsfähigkeit zu plädieren.
Als der Prozess beginnt, entlässt Arthur Fleck seine Anwältin und verteidigt sich selbst.
Während seines Schlussplädoyers, bei dem er eigentlich alle Argumente für seine Schizophrenie hervorbringen müsste, klagt er sich stattdessen selber an und gesteht ein Mörder zu sein.
Lee, mittlerweile aus der Anstalt entlassen, hatte jeden Prozesstag mit Spannung verfolgt.
Als sie dann Arthur Fleck alias Joker verletzlich und gestehend im Gerichtssaal sieht, verlässt sie demonstrativ den Raum.
Der Joker wird abgeführt. Ihn erwartet der elektrische Stuhl.
Zurück in der Anstalt, wird er von einem Mithäftling erstochen.
Kritik
Schon gleich das Intro des Films, bestehend aus einem Zeichentrickfilm, ist dermaßen schlecht, dass ich gleich in den ersten Minuten Angst hatte, der ganze Film würde auf diesem Niveau so weitergehen.
Die zweite Einstellung zeigt dann den Joker/ Arthur Fleck (JOAQUIN PHOENIX) hinter dem Gefängniswärter Jackie (hervorragend: BRENDAN GLEESON) hergehen, um in einen Aufenthaltsraum mit anderen Häftlingen zu gelangen.
Dabei sieht der Zuschauer Jokers ausgemergelten Körper, der so verunstaltet und deformiert ist, dass ich hier den Einsatz einer künstlichen, digitalen Veränderung vermute.
Auch der gesamte Gesichtsausdruck von PHOENIX ist dermaßen deprimierend, dass es einem schwer fällt, den einstigen, starken Clown wiederzuentdecken, der vor laufender Kamera einen Moderator erschossen hat.
Der Joker/ Arthur Fleck ist zu einem einzigen Jammerlappen heruntergekommen.
Mit Eintritt von Lee (LADY GAGA) in die Szenerie hebt sich das Niveau des Films.
Jedoch erscheint es komplett unwahrscheinlich, dass es in so einer Haftanstalt für psychisch kranke Gewaltverbrecher überhaupt zu einem Kontakt mit weiblichen Gefangenen kommt.
Erst Recht ist es unwahrscheinlich, dass die beiden sich ausgerechnet in dem Kellerloch treffen, in dem der Joker wegen aufsässigen Verhaltens eingesperrt wird.
Und noch unwahrscheinlicher ist es, dass die beiden dort in diesem Kellerverlies auch noch miteinander schlafen.
Es gibt noch weitere Ungereimtheiten und Unwahrscheinlichkeiten, so dass nach und nach der ganze Film seine Glaubwürdigkeit verliert.
Es muss leider gesagt werden: Das Drehbuch ist eine Katastrophe!
Natürlich sind auch die Tanz- und Gesangseinlagen, die Joker und Lee im Laufe des Films vollführen, in diesen Situationen komplett absurd.
Dennoch sind genau diese eine der Lichtblicke des gesamten Films, da sie gut gedreht und choreographiert sind.
Sobald der Mordprozess gegen Arthur Fleck/ Joker beginnt wird der Film wieder spannender und die Übernahme seiner eigenen Verteidigung im Kostüm des Jokers (roter Anzug, grüne Haare und riesiger, rot geschminkter Mund) ist einfach Klasse. Eine wirklich gute Idee.
Der Schluss ist dann wieder ziemlich ernüchternd.
Dass der Joker sein Ende dadurch findet, dass er durch irgendeinen unbedeutenden Mithäftling erstochen wird, ist wenig heldenhaft und eines Jokers eigentlich nicht würdig.
Fazit: Ein Regisseur, der zu viel wollte und es wegen eines miserablen Drehbuchs nicht umsetzten konnte. LADY GAGA und JOAQUIN PHOENIX beim Tanzen und Singen zuzusehen macht allerdings viel Spaß.
Bilderserie mit 7 Fotos aus dem Film „Joker 2: Folie à Deux“:
English translation
The new films in the cinema – Joker 2: Folie à Deux
By Holger Jacobs
Rating: 🙂 🙂 🙂 (three out of five)
A Lady Gaga by her own does not make a good musical and certainly not a good film
To say it right away: It is not as bad as many critics have described this film!
And yet it is true that the first part, simply called „Joker“, was better.
Director TODD PHILLIPS („Hangover 1, 2 and 3“) delivered a masterpiece with his first „Joker“ (kultur24 reported), which rightly won the Golden Lion at the Venice Film Festival in 2019 and later brought the lead actor JOAQUIN PHOENIX an Oscar.
The Joker is a character from the Batman comic series who is the worst adversary of the human bat and who constantly challenges him. Playing the abysmally evil is a big challenge, especially for actors, because it can make a name for yourself if you do it well.
And it often even leads to winning an Oscar in Hollywood.
This happened to actress CHARLIZE THERON (*1975) for her role in „Monster“ in 2004, or to HEATH LEDGER, who also received an Oscar for his portrayal of the „Joker“ in the film „Batman – The Dark Knight“ in 2009 (posthumously, because he committed suicide shortly before the Oscar ceremony).
So it was only understandable that JOAQUIN PHOENIX also threw everything into it as the new „Joker“ under TODD PHILLIPS in 2019 and was ultimately successful.
He allegedly even lost 26 kilos in order to be able to physically portray the misery of the „Joker“.
The first „Joker“ in 2019 not only won many awards, but also grossed an incredible $1.1 billion.
A very unusual success for a film that received an R rating in the USA (only for those over 17).
So what was more obvious than to make a second part, again with the same cast.
And the Warner Bros. studio gave the green light and a free pass without looking into the production any further.
In the end, however, 200 million dollars were spent without producing a really good movie.
Story
After murdering three people on a subway, a girlfriend and a TV presenter, the Joker (JOAQUIN PHOENIX), whose real name is Arthur Fleck, is in Arkham prison for mentally disturbed violent criminals and is awaiting his trial.
When he attends a singing therapy session, he meets fellow inmate Lee (Lady Gaga).
They fall in love and manage to see each other again and again despite the circumstances.
Meanwhile, Joker’s lawyer Stewart (KATHERINE KEENER) tries to train him to claim that he has a split personality in order to plead insanity.
When the trial begins, Arthur Fleck dismisses his lawyer and defends himself.
During his closing argument, in which he should actually present all the arguments for his schizophrenia, he instead accuses himself and admits to being a murderer.
Lee, now released from the institution, had followed every day of the trial with excitement.
When she sees Arthur Fleck, aka Joker, vulnerable and confessing in the courtroom, she demonstratively leaves the room.
The Joker is taken away. The electric chair awaits him.
Back in the institution, he is stabbed to death by a fellow inmate.
Critics
The intro to the film, consisting of a cartoon, is so bad that I was afraid in the first few minutes that the whole film would continue at this level.
The second shot then shows the Joker/Arthur Fleck (JOAQUIN PHOENIX) walking behind prison guard Jackie (excellent: BRENDAN GLEESON) to get to a common room with other prisoners. The viewer sees Joker’s emaciated body, which is so disfigured and deformed that I suspect that an artificial, digital change has been used here.
PHOENIX’s entire facial expression is also so depressing that it is difficult to rediscover the once strong clown who shot a presenter on camera.
The Joker/Arthur Fleck has degenerated into a complete whiner.
The level of the film rises when Lee (LADY GAGA) enters the scene. However, it seems completely unlikely that there would be any contact with female prisoners in a prison for mentally ill violent criminals. It is even more unlikely that the two would meet in the basement where the Joker is locked up for rebellious behavior.
And it is even more unlikely that the two would sleep together in this basement dungeon.
There are other inconsistencies and improbabilities, so that the whole film gradually loses its credibility.
Unfortunately, it has to be said: the script is a disaster!
Of course, the dance and singing routines that Joker and Lee perform over the course of the film are completely absurd in these situations.
Nevertheless, these are one of the bright spots of the entire film, as they are well shot and choreographed.
As soon as the murder trial against Arthur Fleck/Joker begins, the film becomes more exciting again and taking over his own defense in the Joker’s costume (red suit, green hair and huge, red-painted mouth) is simply great. A really good idea.
The ending is pretty sobering.
The fact that the Joker meets his end by being stabbed by some insignificant fellow inmate is not very heroic and not really worthy of a Joker.
Conclusion: A director who wanted too much and couldn’t achieve it because of a terrible script.
Watching LADY GAGA and JOAQUIN PHOENIX dance and sing is a lot of fun, though.
Picture series of 7 photos from „Joker 2: Folie à Deux“:
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.