Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin

Hochschule ERNST BUSCH Berlin © kultur24.berlin

Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin

Von Holger Jacobs

19.10.2024

Höhepunkt der Ausbildung an einer der bekanntesten Schauspielschulen im deutschsprachigen Raum

Ist eine Schauspielausbildung heute noch wichtig?

Nicht nur meiner Meinung nach ist es für angehende Schauspielerinnen und Schauspieler immer noch enorm wichtig eine fundierte Ausbildung zu absolvieren.
Sowohl, um die Technik zu erlernen, wir aber auch um Kontakte zu knüpfen.
Das heißt aber nicht, dass es nicht auch ohne klassische Ausbildung geht.

Keine Ausbildung:
Besonders in den USA gibt es viele, die mehr durch Zufall zur Schauspielerei kamen und dennoch international berühmt wurden.
JENNIFER LAWRENCE z.B. wurde als 14-jährige auf der Straße in New York durch einen Talente-Scout entdeckt und hatte ihre erste Fernsehrolle mit 16 Jahren. Mit 21 gewann sie bereits einen Oscar für ihre Hauptrolle in „Winter’s Bone“.
Auch LEONARDO DICAPRIO begann ohne Ausbildung und fing mit 14 in Werbespots an.
Und selbst BRAD PITT hat nie eine Schauspielschule besucht, aber als er mit 28 Jahren den jungen Liebhaber  von GEENA DAVIS in dem Film „Thelma & Louise“  spielte, bekamen bei seinem Anblick Frauen auf der ganzen Welt feuchte Augen.

Brad Pitt + Geena Davis in „Thelma & Louis“, 1991 © Capelight Pictures

Ist das jetzt der typische American Way of Life, vom Tellerwäscher zum Millionär?
Sagen wir mal so: In der Neuen Welt werden Menschen mit Talenten auch akzeptiert und engagiert, wenn sie keine klassische Ausbildung, egal auf welchem Gebiet, genossen haben.
Hier in der Alten Welt wird mehr auf den gradlinigen Werdegang geachtet.
So bekam ich von meinem Vater erst dann seinen Segen, Fotograf zu werden, als ich ihm zusicherte zuerst eine fundierte Ausbildung in der Fotokunst zu machen, die ich dann auch an der Staatlichen Fachanstalt für Fotografie in München absolvierte.
Aber selbst in Deutschland gibt es berühmte Schauspieler ohne entsprechende Ausbildung:
So war z.B. ELYAS M’BAREK noch Schüler, als er bereits für das Kino entdeckt wurde.
Und DANIEL BRÜHL kam mit 10 Jahren über einen Vorlesewettbewerb zum Hörfunk des WDR in Köln und somit zum Fernsehen und Film.

Mit Ausbildung:
Einen eher klassischen Werdegang hatten dagegen der heutige Superstar LARS EIDINGER mit seinem Schauspielstudium an der ERNST BUSCH (übrigens zeitgleich mit NINA HOSS, FRITZI HABERLANDT und MARK WASCHKE, alle Jahrgang 1999).

Lars Eidinger, Berlinale 2024-CC-Elena Ternovaja

Und CHRISTOPH WALTZ mit seiner Ausbildung am MAX REINHARDT Seminar in Wien, der später zwei Oscars in Hollywood gewann.

Christoph Waltz, 2017-CC-Manfred Werner/ Wikimedia

Apropos Schauspielschulen:
Als drittwichtigste im deutschsprachigen Raum neben ERNST BUSCH und MAX REINHARDT sollte noch die OTTO-FALCKENBERG Schule in München erwähnt werden, aus der so bekannte Schauspieler wie AXEL MILBERG, KATJA RIEMANN, MAREN EGGERT und TOBIAS MORETTI hervorgingen.
Letzteren fotografierte ich als damaliger Fotoschüler für ein Portrait-Projekt an der Otto-Falckenberg-Schauspielschule Anfang der 80er Jahre (siehe Foto).

Tobias Moretti, ph: Holger Jacobs

Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch

Die bekannteste Schauspielschule im norddeutschen Raum ist sicherlich die ERNSRT BUSCH in Berlin.
Sie ging nach dem 2. Weltkrieg aus der noch von MAX REINHARDT 1905 gegründeten Schauspielschule des Deutschen Theaters hervor.
Bis in die 2010er Jahre über mehrere Standorte in Ost-Berlin verteilt, wurde 2012 vom Berliner Senat ein Neubau in den ehemaligen Opernwerkstätten an der Zinnowitzer Straße in Berlin-Mitte beschlossen, der 2018 fertiggestellt wurde und nun alle Disziplinen (Schauspiel, Puppenspiel, Regie, Dramaturgie, Choreographie und Bühnentanz) an einem Ort vereint.

Ernst Busch Berlin, ph: Holger Jacobs

Ernst Busch Berlin, ph: Holger Jacobs

Absolvent*innen Vorsprechen 2025

Der Zufall wollte es, dass ich diesen Sommer einen neuen Mitbewohner bekam, DOMINIKUS WEILEDER, der zurzeit an der ERNST BUSCH studiert.
Ihr habt DOMINIKUS am letzten Sonntag im „Polizeifunk 110 – Wasserwege“ in der ARD in der Rolle des „Daniel Beck“ bewundern können.
Er lud mich zum Absolvent*innen-Vorsprechen seiner Abschlussklasse 2025 (offizielles Studienende ist im März 2025) ein.
21 Schauspielschüler zeigten in dem schuleigenen Theatersaal innerhalb von fünf Stunden 40 kleine Performances.
Terminbedingt konnte ich nicht bis zum Schluss bleiben, aber bei 27 von den 40 war ich dabei.
Die Fotos davon könnt Ihr in der Bilderserie am Ende des Artikels sehen.
Die Stücke wurden mit ihren jeweiligen Dozenten erarbeitet.
Wobei sowohl klassische Rollen („Medea“, „Macbeth“„Die Perser“), wie zeitgenössische oder ganz freie Arbeiten möglich waren.
Dabei haben mir die Darstellungen der beiden letzteren am besten gefallen.
Schlicht deshalb, weil sie der heutigen Zeit am nächsten sind und damit wohl auch den Mitte 20-jährigen Studenten am verständlichsten.

Besonders in Erinnerung geblieben sind mir folgende Performances:
„Cafe Populaire“ von der Autorin NORA ABDEL-MAKSOUD (*1983). Im Jahre 2018 als Auftragsarbeit für das Neumarkt Theater in Zürich entstanden (Hermann-Sudemann-Preis 2019), handelt von der fiktiven Person Svenja, die eigentlich ein Gut-Mensch sein will, aber von ihrem Alter-Ego Don immer wieder zu rassistischen und anti-sozialen Äußerungen gedrängt wird.
Denn wie auch im wahren Leben vermutet wird, gibt es eine große Mehrheit von Bürgern, die nach außen hin sich bei sozialen Themen zwar opportunistisch geben (Klima, Ausländer, Juden), in Wirklichkeit aber Ausländer hassen und einen geheimen Antisemitismus pflegen.
Ein Ausschnitt davon wurde überzeugend gespielt von den beiden Studentinnen FLAVIA LEFÈVRE (Svenja) und LEA-MARIE POHL (Don). Fotos im der Bilderserie.

Auch interessant „Top Dogs“ von Urs Widmer über die Situation eines Arbeitslosen, interpretiert vom Studenten MAXIM KURZE.
In „Habibi“ singt Schüler AARON BLANCK über das Leben in Berlin-Kreuzberg, welches doch so hipp sein soll, er aber hasst.
Einfach hinreißend war LEVI WESSEL in dem Ausschnitt des Theaterstücks „Schlachten“ von Luc Perceval und Tom Lanoye, einer Zusammenfassung der Königsdramen von Shakespeare.
Hier ging es um den „Dirty Rich Modderfucker der Dritte“.
Eine besondere Anerkennung gilt Student MAXIM KURZE für seine Interpretation des Leicester in „Maria Stuart“ von Friedrich Schiller – Ein DJ beschwert sich über die Zurückweisung einer gewissen Maria Stuart…
Hier mein Video:

Fazit:
Mir wurde an diesem Tag in der ERNST BUSCH eine spannende Mischung von alten und neuen Stücken, von unterschiedlichen Schauspielcharakteren und verschiedenen Interpretationen geboten.
Es wird interessant sein zu sehen, wo die Reise für die 21 Studenten dieser Abschussklasse hingehen wird.
Vielleicht werde ich den einen oder anderen eines Tages auf der Bühne oder auf der Leinwand wiedersehen.
Das würde mich freuen!

Bilderserie mit 18 Fotos der Absolvent*innen:

„Café Populaire“, LEA-MARIE POHL, Ernst Busch, ph: Holger Jacobs

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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