Eröffnung Ethnologisches Museum im Humboldt-Forum

Humboldt Forum, Maske aus Afrika, Photo: Christoph Musiol © SHF

Eröffnung Ethnologisches Museum im Humboldt-Forum

 

Von Holger Jacobs

Holger Jacobs

22.09.2021

Zur Eröffnung des Ethnologischen Museums und des Museums für Asiatische Kunst im Humboldt-Forum stellen sich viele Fragen.

Wie schon bei meinem letzten Bericht über das Humboldt-Forum am 28. Juli 2021 öffnet das Museum im neuen/ alten Berliner Schloss in mehreren Etappen.

Heute werden nun die 2. und 3. Etage des Ostflügels mit Artefakten und Kunstgegenständen aus der deutschen Kolonialzeit für das Publikum freigegeben.

Was lange in den Archiven des Ethnologischen Museums in Berlin-Dahlem schlummerte, soll hier nun ein neues Ausstellungsforum bekommen.

Doch in den letzten Jahren mehrten sich die Stimmen, die fragten, wie eigentlich diese Figuren, Masken, Kleider, Stoßzähne aus Elfenbein – ja ganze Boote – in den Besitz Deutschlands, bzw. der Staatlichen Museen zu Berlin gelangten?

Eindeutig ist, dass fast alle diese Gegenstände zur Zeit des Deutschen Kolonialismus von Händlern, Kaufleuten, Soldaten und Reisenden erworben und gesammelt wurden.

Doch sind sie auch rechtmäßig erworben worden?

Humboldt Forum, Ethnologisches Museum, Photo: Holger Jacobs © kultur24.berlin

Humboldt Forum, Ethnologisches Museum, Photo: Holger Jacobs

Der Deutsche Kolonialismus

Nachdem Christoph Kolumbus im Jahr 1492 Amerika entdeckt hatte, brach geradezu ein „Run“ auf alles aus, was exotisch war und in Übersee finanziell lukrativ erschien. Denn der Handel war zu dieser Zeit immer noch der stärkste Motor der Wirtschaft.

Spanien und Portugal als führende Seemächte gründeten die ersten Kolonien, England folgte kurz darauf.

Deutschland kam, auf Grund seiner kleineren Schiffsflotte, erst spät zum Zuge.
Es waren deshalb auch nicht deutsche Soldaten, die den ersten Fuß auf den afrikanischen Kontinent setzten, sondern Kaufleute, die mit den Einheimischen Handel treiben wollten. Und Afrika war noch nicht unter den Europäischen Staaten aufgeteilt worden – noch nicht.

Anlaufpunkt für deutsche Handelsgesellschaften waren in erster Linie das heutige Kamerun, Namibia (Deutsch-Südwestafrika) und Tansania.
Im Jahre 1868 wurde in Kamerun die erste deutsche Handelsvertretung eröffnet.

Es dauerte nur wenige Jahre, bis auch Soldaten hinterhergeschickt wurden, angeblich um die Händler vor Angriffen, welcher Art auch immer, zu schützen.
Die Folge: Im Jahr 1884 proklamierte das Deutsche Reich Südwestafrika zur Deutschen Kolonie, auch wenn es offiziell nur „Schutzbündnis“ hieß.

Deutsche in Südwestafrika, Humboldt Forum, Ethnologisches Museum, Photo: Holger Jacobs

Ähnlich erging es darauf vielen anderen Staaten auf dem afrikanischen Kontinent und in Südostasien.

Auf dem Höhepunkt Ende des 19. Jahrhunderts besaß das Deutsche Reich an die 20 Kolonien über den halben Erdball verteilt:
Teile der heutigen Volksrepublik China, Burundi, Ruanda, Tansania, Namibia, Kamerun, Gabun, Republik Kongo, Zentralafrikanische Republik, Tschad, Nigeria, Togo, Ghana, Papua-Neuguinea, und mehrere Inseln im Westpazifik und Mikronesien.
Durch den Versailler Vertrag 1918 wurden diese Kolonien dann unter den Siegermächten des 2. Weltkriegs aufgeteilt, in erster Linie an Frankreich und England.

Im Winter 1884/ 85 teilten sich auf der Kongokonferenz in Berlin die Europäischen Mächte den afrikanischen Kontinent auf.
Erst weit nach dem 2. Weltkrieg wurden diese Kolonien allmählich selbstständig, Namibia erst im Jahre 1990.

Zu den vielen Waren, die von Afrika Richtung Europa wanderten, waren nicht nur Elfenbein, exotische Tierfälle, Gold und Diamanten, sondern auch Kunsthandwerk der einheimischen Bevölkerung.
Diese waren in den noblen Kreisen der europäischen Elite heiß begehrt und erzielten hohe Preise, besonders afrikanische Masken.
Viele Künstler um die Jahrhundertwende ließen sich davon inspirieren.

Angeblich sollen die Staatlichen Museen zu Berlin an die 500.000 Gegenstände aus Afrika und Asien besitzen. Doch wie sieht es mit der Provenienz aus? Wie und auf welche Weise kamen sie zu uns? Wurden sie rechtmäßig erworben oder wurden sie geraubt?

Ganz wird man dies sicher nie mehr feststellen können, zu lange ist es her und häufig fehlen genaue Unterlagen.

Doch eins steht fest: Deutschland ist verpflichtet dafür zu sorgen, dass zumindest ein Teil wieder zurückgegeben wird, damit es dort ausgestellt werden kann, wo es ursprünglich herkam.
Die ersten Ansätze dafür sind mit Namibia gemacht, 23 Teile (klingt wenig, sind aber bedeutende Werke) sollen bald nach Windhuk überführt und dort ausgestellt werden.

Deutsche in Südwestafrika, Humboldt Forum, Ethnologisches Museum, Photo: Holger Jacobs 

Die Ausstellungen im Humboldtforum

Wenn wir in das 2. Obergeschoß kommen, erwartet uns ein Vorraum mit einigen Informationen auf Videotafeln. Danach geht es in die Räume, die immerhin 75.000 Gegenstände aus der 500.000 Teile zählenden Sammlung zeigen.

Leider sind die Masken, Figuren und Pfeilspitzen in sehr dunklem Licht gehalten  und ziemlich nüchtern auf Regalen hinter Glasscheiben präsentiert, doch ihre Einzigartigkeit und Qualität lässt sich durchaus erahnen.

Im zweiten Raum dann die großen Teile, frei zugänglich, wie der Thron eines afrikanischen Königs, eine riesige Trommel so groß wie ein Boot oder Fruchtbarkeitsfiguren aus Holz, die einst die Türen einer noblen Person einrahmten (siehe Fotoserie).

In einem weiteren Raum, ca.15 Meter hoch, in der Abteilung Ozeanien, das große Auslegerschiff von der Insel Luf im Südpazifik, zusammen mit mehreren anderen, kleineren Booten.
Sehr beeindruckend!

Im 3. Obergeschoß befindet sich das Museum für Asiatische Kunst.
Auch hier sehr viele Teile, fast noch mehr, als im Ethnologischen Museum, aber genauso dunkel und nüchtern präsentiert.

Fazit:
Besonders die afrikanischen Artefakte haben mich fasziniert. Die Präsentation empfinde ich aber als etwas zu langweilig, ohne Empathie. Was vielleicht auch an den gleichmäßig grau gestrichenen Wänden liegt – links grau, rechts grau, oben grau, unten grau – alles grau.
Da kommen bei mir leider keine Emotionen auf.

Humboldt Forum/ Berliner Schloss
Schloßplatz
10117 Berlin
Mo, Mi, Do, So 10:00 – 20:00 Uhr
Fr, Sa: 10:00 – 22:00 Uhr
Di geschlossen
Tickets hier

Meine Bilderserie 23 Fotos der Ausstellung:

Humboldt Forum, Ethnologisches Museum, Photo: Holger Jacobs 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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