Love hurts in Tinder Times

Love hurts in Tinder Times © Holger Jacobs

Love hurts in Tinder Times

 

Von Anna Müller

13.2.2017

„Love hurts in Tinder Times“ – eine musikalische Heranführung an die Generation Beziehungsunfähiger.

Mit hohen Erwartungen startete ich in den Abend an der Schaubühne. Nachdem ich schon Tage vorher daran scheiterte eine zweite Theaterkarte für eine Freundin zu bekommen, da das Stück bis Ende März ausverkauft ist, war ich natürlich entsprechend gespannt was mich an diesem Abend erwartete.

Verwundert und gleichzeitig erfreut hat mich sofort die breite Altersspanne im Publikum. Hatte ich doch gedacht, dass ich ausschließlich mit Studenten und jungen Entrepreneurs im Studio an der Schaubühne sitze. Dennoch gab es genauso viele Menschen aus der Generation der Echtzeitkommunikation wie aus derjenigen, die heutzutage lieber tindern. Und gleich habe ich mir die Frage gestellt, ob einige der Zuschauer wohl mit der Erwartung gekommen sind, hier etwas über dieses „Tindern“ zu erfahren.

Doch es geht nicht wirklich ums Tindern…

Das Stück fängt poppig an und geht philosophisch angehaucht weiter. Patrick Wengenroth, der gleichzeitig Autor und Regisseur von „Love Hurts in Tinder Times“ ist, singt in High Heels und Spitzenkleid die größten 80er Popsongs, während sein Ensemble nachdenklich über die Bedeutung von Liebe in der heutigen Zeit sinniert.

Der „Tatort“ – Star Mark Waschke und seine Schauspielkollegen Andreas Schröders und Lise Risom-Olsen beschmieren sich über lange Zeit ihre nackten Körper in alter Body-Paint Manier und rollen dabei in witzig-erotischer Stimmung aufeinander herum.

Anschließend lässt sich ein durchaus interessantes Gespräch über Dreiecksbeziehungen und Eifersucht nicht vermeiden und schließlich wechseln sie sich mit verschiedenen Soloauftritten ab. Da werden dann die größten Schnulzen gesungen oder eben sehr persönliche Erfahrungen mit der Liebe erzählt und mit den Paaren im Publikum ausgetauscht.

Obwohl die im Titel genannte Dating App Tinder im Stück selbst gar nicht mehr vorkommt, wird doch klar was gemeint ist:
Unsere neue Generation der absoluten Freiheit in der Liebe und die ewige Frage:

Macht uns das so glücklich? Wollen wir wirklich die Polyamorie?

Die Autorin Morning Glory Zell-Ravenheart definierte 1999 Polyamorie folgendermaßen:
”Die Praxis, der Zustand oder die Fähigkeit, mehr als eine liebevolle sexuelle Beziehung zur gleichen Zeit zu führen, mit vollem Wissen und Einverständnis der beteiligten Partner.”

Mit Humor und an mancher Stelle durchaus mit Tiefgang, schafft es Patrick Wengenroth mit seinem Ensemble ein breites Spektrum an Themen zur Liebe zur Diskussion zu stellen.
Patrick Wengenroth und sein Ensemble verstehen das Handwerk der leichten Unterhaltung. Es ist ein Stück wie es zum Studio der Schaubühne perfekt passt. Nicht zu lang, ein bisschen poppig und nicht zu nachdenklich.

Schaubühne am Lehniner Platz
Kurfürstendamm 153
10709 Berlin

Nächste Vorstellungen: 21., 22. und 23. März 2017

40 Bilder: Mark Waschke in „Love hurts in Tinder Times“, Schaubühne Berlin © Holger Jacobs

 

Author: Anna Müller

Literaturstudentin auf der Europa Universität Viadrina in Frankfurt/ Oder

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