The Corner Berlin

Emmanuel de Bayser, The Corner Berlin

11.07.2015. Unsere Autorin Gil Jung hat anlässlich der Fashion Week Berlin einen der Mitbesitzer des sehr feinen und exklusiven Concept-Stores „The Corner“ am Gendarmenmarkt in Berlin getroffen.

Hier ihr Interview:

The Corner Berlin

Von Gil Jung

Gil Jung

Gil Jung

Emmanuel de Bayser ist Miteigentümer des Berliner Concept-Stores „The Corner“ – einer modischen Pilgerstädte, die eine internationale Klientel anzieht. Seit zehn Jahren verfolgt und erlebt der gebürtige Franzose das Modeverhalten der Deutschen.

Monsieur de Bayser, die Deutschen tun sich in Dingen Mode nicht so leicht wie Franzosen oder Italiener. Wir liefern solide ab, aber der große Wurf, die Marke von internationalem Rang, ist nicht dabei. Braucht es eine Fashion Week Berlin?

Emmanuel de Bayser: Es ist wunderbar, dass es die Fashion Week Berlin gibt. Sie ist Teil der Mission, die deutsche Gesellschaft näher an Mode heranzuführen, weil Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern keine Modehistorie hat und Mode nie fester Teil der Kultur war. Aber man kann Berlin nicht mit London oder Paris vergleichen. Wir sind nicht auf dem Niveau, aber wir bemühen uns.

Das klingt wie in einer Personalbeurteilung: „Herr Müller bemühte sich stets Interesse an der Firma zu zeigen..“

EdB: Deutschland hat keinen Saint-Laurent, Dior oder eine Coco Chanel hervorgebracht. Jil Sander war wohl das einzige Label im Luxussegment. Es gibt Boss, die ihre Sache im Retail perfekt machen, aber wir reden von Kreativität und einem tiefen Kennen der Materie. Was ich beobachte, ist, dass das deutsche Modepublikum Fashion-afiner wird. Aber Mode hat in der Gesellschaft noch nicht den Stellenwert hat, den sie verdient. Einer Frau, die sich um Femininität im Erscheinungsbild bemüht, wird immer noch eine gewisse Oberflächlichkeit unterstellt.

Was muss ein Designer mitbringen, um bei Ihnen gelistet zu werden?

EdB: Wir haben uns auf internationale Designer spezialisiert, die eine starke Identität haben und Produkte liefern, die „desirable“ sind, individuell, nicht unbedingt sexy, aber tolerant im Sinne von: dem Kunden die Wahl lassen, was er daraus machen will.

Was würden Sie deutschen Jung-Designern als Ratschlag mit auf den Weg geben?

Verliert das Wirtschaftliche nicht aus dem Auge. Sucht Euch starke Partner und gute Produktionsstätten! Kreativität ist nur ein Part, aber man braucht ein System, um seine Marke zu etablieren. In Frankreich lernt man so etwas in den großen Häusern von Chanel und Co. Was hier am meisten fehlt, ist das Wissen darum, wie das Business in der Tiefe funktioniert. Mode ist kein Museum und kein Theater. Mode ist ein Geschäft.

Was unterscheidet die deutsche Fashionista von der französischen?

Eine Französin weiß genau was sie will und was ihr steht. Eine deutsche Frau ist zögerlicher, aber viel offener für Beratung und will immer wissen, ob sie Dinge waschen kann. Sie ist vielschichtiger. Hamburgerinnen kleiden sich anders, als Kölner oder Münchnerinnen. In Berlin wird viel experimentiert, es fehlt ein bisschen an Geschäftssinn und Potential. Aber wir wissen ja: Not mach kreativ und erfinderisch – in sofern sind meine Hoffnungen hoch, dass der Weg, den die Mercedes-Benz Fashion Week Berlin einschlägt, genau der richtige ist.

Designer, die in The Corner verkauft werden:

Azzedine Alaia, Alexander Macqueen, Balmain, Balenciaga, Céline, Chloé, Christian Louboutin, Givenchy, Dries van Noten, Isabel Marant, Kenzo, Manolo Blahnik, Maison Margiela, Saint Laurent, Stella MacCartney, Victoria Beckham und – gerade hereingekommen – die Apple Watch!

THE CORNER, Französische Strasse 40, 10117 Berlin, Tel. +49 30 20 670 940, mail@thecornerberlin.de

Öffnungszeiten: Mo – Fr 10.30 – 19.30 Uhr, Sa 10 – 19 Uhr

The Corner Berlin © Holger Jacobs

The Corner Berlin © Holger Jacobs

Author: Gil Jung

Journalistin und Public Relation Managerin, schrieb viele Jahre für die Lifeystyle-Seite der Welt am Sonntag

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