9. Berlin Biennale für Zeitgenössische Kunst
Wertung: 🙂 🙂 🙂 🙂 (vier von fünf)
Von Holger Jacobs
7.6.2016
Liebe Kulturfreunde,
am vergangenen Wochenende startete wieder einmal ein Mega-Kunstereignis in Berlin: Die Berlin Biennale.
In einer Stadt, in der man von einem Kultur-Groß-Ereignis zum nächsten stolpert scheint auch dieses nur eines von vielen zu sein. Doch weit gefehlt. Die Berlin Biennale wird von Mal zu Mal größer und bedeutender und wird vielleicht eines Tages kulturpolitisch auf derselben Stufe stehen wie die Internationalen Filmfestspiele von Berlin.
Schon der Ort der Pressekonferenz setzt ganz oben an: Das Allianz Forum am Pariser Platz, wo sonst nur Staatsoberhäupter oder Vorstandsvorsitzende ihre Reden schwingen. Die Leiterin der Berlin Biennale, Gabriele Horn, stellte das Kuratoren-Team vor. Es handelt sich um die Herausgeber eines online Lifestyle Magazins aus New York. Ein Video von der Rede des Kuratoren Teams könnt Ihr auf kultur24.berlkinTV sehen.
Auch dieses Kuratoren Team ist etwas Besonderes: Ihr Magazin, DIS, existiert seit 6 Jahren und ist eine Mischung aus Kunst, Mode, Musik und Kommerz. Aber eine genaue Einordnung ist eigentlich gar nicht möglich, da ihr Stil undefinierbar bleibt. Alle vier, Lauren Boyle, Solomon Chase, Marco Roso und David Toro, sind ehemalige Kunststudenten, die versuchten nach der Finanzkrise in New York Neues auszuprobieren – natürlich online. Internet und neue Themen, für die sich unsere Gesellschaft des 21. Jahrhunderts interessiert. Kleider und Accessoires aus dem 3D Drucker, Make-Up zur Tarnung vor Überwachungskameras, Social Media, die Ästhetik des Internets – nur um ein paar Themen zu nennen. Das DIS steht für Dinge wie Discussion, Discover, Distaste, Dystopia, Dysmorphia, Disco. Schon nach kurzer Zeit schnellten die Klick-Zahlen für die webpage in die Höhe. Die User schätzen den Sinn für neue Trends und ungewöhnliche Stil- und Genre-Mischungen. Schlagwort: The New Aesthetic.
Mittlerweile erarbeitet das DIS Team nicht nur virtuelle, sondern auch ganz reale Projekte wie z.B. Werbekonzepte für die Modemarke Kenzo, Ausstellungskonzepte für die Frieze Art in London, sowie für das New Museum in New York und jetzt für die 9. Berlin Biennale.
Den Untertitel der Biennale, „The Present in Drag“, könnte man vielleicht mit „Die Gegenwart im Schlepptau“ übersetzen. Im Presseheft heißt es dazu: „Die Gegenwart wird nicht entblößt“. Das sagt mir leider gar nichts. Auch der Rest des Pressetextes ist für mich ein ziemlicher Wirrwarr. Manchmal ist es einfach besser die Texte beiseite zu lassen und sich lieber auf die Kunst zu konzentrieren. Zusammenfassend könnte man über das Konzept der 9. Berlijn Biennale schreiben: Künstlerischer Ausdruck mit den Möglichkeiten unserer digitalen Welt: Video, Fotografie, Installation, Performances. Klassische Gemälde mit Öl auf Leinwand sucht der Besucher vergebens.
Eine weitere Beschreibung der Kunstobjekte der 49 Künstler und Künstlergruppen möchte ich hier nicht machen – Ihr müsst sie selbst erfahren.
Anhand meiner Fotos von den Arbeiten der jeweiligen 5 Veranstaltungsorte kann ich Euch eine Anregung geben. Der spannendste Ort für mich, was die Location anbelangt, ist sicher der neue Kunst-Bunker der Feuerle-Collection. Nach dem Boros-Bunker nun der Zweite seiner Art. Ein Video vom Feuerle-Bunker könnt Ihr auf kultur24.berlinTV sehen.
Der Ort mit den meisten künstlerischen Arbeiten einschließlich der gemütlichsten Atmosphäre mit Café im Hof sind die Kunstwerke. Bis zum 18. September habt Ihr Zeit Euch alles anzusehen.
Öffnungszeiten (überall) Mi – So 11 – 19 Uhr, Do bis 21.00 Uhr
Die Schifffahrt auf der Blue Star geht täglich um 11.00, 13.30 und 16.00 Uhr Uhr los, Märkisches Ufer 34
Und hier die 5 Veranstaltungsorte:
KW KUNSTWERKE – INSTITUTE FOR CONTEMPORARY ART
Auguststrasse 69, 10117 Berlin-Mitte
EHEMALIGES STAATSRATSGEBÄUDE DER DDR – ESMT University
Schlossplatz 1, 10178 Berlin-Mitte
THE FEUERLE COLLECTION
Hallesches Ufer 70, 10963 Berlin-Kreuzberg
AKADEMIE DER KÜNSTE
Pariser Platz 4, 10117 Berlin-Mitte
SCHIFF BLUE-STAR
Märkisches Ufer 34 an der Fischerinsel, 10179 Berlin-Mitte
Unbedingt zu erwähnen wäre noch der sehr spannende Pop-Up Showroom für digitale Kunst der Düsseldorfer Sammlerin Julia Stoschek an der Leipziger Str. 60. Darüber werde ich aber noch gesondert berichten.
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.