Berlin Photo Week

Berlin Photo Week 2021 und George Hoyningen-Huene

BERLIN PHOTO WEEK - Foto: Bruce Gilden/Holger Jacobs © kultur24.berlin

Berlin Photo Week 2021 und George Hoyningen-Huene

 

Von Holger Jacobs

Holger Jacobs

27.08.2021

English text

Die 3. Ausgabe der BERLIN PHOTO WEEK in kleinerer Ausführung, aber mit einem Highlight.

Nachdem die zweite Ausgabe der Berlin Photo Week 2019 mit viel Erfolg durchgeführt werden konnte (kultur24 berichtete), wollte man in diesem Jahr nahtlos daran anknüpfen. Leider ist dies nicht wirklich gelungen.

Erstens konnte das beeindruckende Kraftwerk an der Köpenickerstrasse als Veranstaltungsort nicht wiedergewonnen werden. Zweitens fiel auch der Alternativ-Ort, die Arena in Treptow, der Pandemie zum Opfer – es wurde Impfzentrum.

Schließlich einigte man sich auf das RAW-Gelände, ein ehemaliges Bahndepot, welches seit der Wende nicht mehr genutzt wird und seitdem von allerlei Clubs, Cafés, Kneipen, Tatoo-Studios und sonstigen Lokalitäten genutzt wird. Bei der Jugend besonders beliebt ist seit ein paar Jahren im Sommer der sogenannte „Haubentaucher“, ein Freibad mit, für diese Lage, doch erstaunlichen Größe.
Drumherum gibt es Würstchenbuden, Imbissstände und in einer Halle einen Club für elektronische Musik – der, Ihr könnt es Euch denken, wegen Corona seit 1 ½ Jahren leer steht.

Da Schwimmbäder, Pools und Wasser im Allgemeinen immer recht sexy wirken schien dies der ideale Ort für eine glanzvolle Photo-Party zu sein.
Leider hatte man die Rechnung nicht mit dem Wettergott gemacht, der ausgerechnet zu diesem Wochenende die ersten Vorboten des Herbstes schickte und Höchsttemperaturen von 16 Grad Celsius bescherte.
Aus sexy Badenixen in knappen Outfits wird also nix.

Dafür kann man sich an knapp 10 Ständen sich von allen wichtigen Kamera-Firmen beraten lassen: Canon, Nikon, Sony, Leica, Tamron, Sigma und der Foto-Fachhändler Calumet. Diese Gelegenheit gibt es nur selten.

Daneben gibt es verschiedene Foto-Ausstellungen auf dem Gelände, wobei zwei sogar unter freiem Himmel stattfinden:
Fotografien von Stern-Fotograf THOMAS HÖPKER aus dem Berlin des Jahres 1963, zwei Jahre nach dem Mauerbau und etwas kitschige Landschaftsbilder von JACOB FELLÄNDER. Böse-dreinschauender Portraits in Übergröße von BRUCE GILDEN in einer angrenzenden Halle.

BERLIN PHOTO WEEK, Haubentaucher, Foto: Holger Jacobs

In mehreren der BERLIN PHOTO WEEK angeschlossenen Galerien über die ganze Stadt verteilt sind weitere Fotografie-Ausstellungen zu sehen. Hier wäre insbesondere zu erwähnen die Show von STEPHAN ERFURT (Direktor der C/O Galerie in Berlin) mit seiner Bildserie über das Amerika der 70er und 80er Jahre in der Helmut Newton Foundation.
Und die HEINZ HAJEK-HALKE Ausstellung in der Galerie Chaussee 36.

Das eigentliche Highlight dieser Photo Week findet aber nicht auf dem RAW-Gelände statt, sondern in Berlin-Charlottenburg:

„GEORGE HOYNINGEN-HUENE“ im Auktionshaus Grisebach.

Viele von Euch, gerade jüngere Semester, werden mit dem Namen nicht viel anfangen können.
Jedoch war Hoyningen-Huene in der Zeit zwischen den Weltkriegen der Topfotograf der damaligen Modeszene.
So eine Art MARIO TESTINO der 20er und 30er Jahre.

Das Besondere war sein feines Gefühl für Stimmungen und szenische Inszenierungen. Im Studio konnte er nur durch die Art der Beleuchtung eine Atmosphäre schaffen, die den Betrachter in eine andere Welt versetzte.
Anders als MAN RAY (beide kannten und schätzten sich) experimentierte er nicht mit verschiedenen Techniken, sondern konzentrierte sich ganz auf sein Sujet, welches er fotografieren wollte.

Das machte ihn besonders bei den Modehäusern und Modejournalen beliebt, denn es gab kaum jemand, der die noblen Kleider der Haut-Couture so attraktiv ins rechte Licht rücken konnte.

Im Jahre 1900 in Sankt Petersburg als Sohn einer baltischen, adligen Familie geboren, floh er bei Ausbruch der Revolution nach Paris und lernte dort Modezeichner. Schnell wechselte er in die Fotografie und wurde der meistbeschäftigte Modefotograf seiner Zeit.

Homosexuell zu sein war damals noch ein Problem. Als er 1930 den jungen deutschen Horst Bohrmann in Paris kennen lernte, ein Student beim berühmten Architekten Le Corbusier, verliebte er sich Hals über Kopf in ihn. Sie wurden ein Paar und Horst wurde das Lieblingsmodel von Hoyningen-Huene.

Horst P. Horst (wie er sich später nannte) erlernte durch seinen Mentor die Fotografie und wurde später ebenfalls ein berühmter Modefotograf.

Beide emigrierten noch vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges in die USA. Während Horst die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm und zur Armee ging, um auf der Seite der USA zu kämpfen, fotografierte Hoyningen-Huene Mode für die HARPER’S BAZAAR, mit der VOGUE hatte er sich überworfen.

Nach dem Krieg lebte Horst mit einem britischen Diplomaten auf Long Island zusammen, Hoyningen-Huene dagegen ging nach Kalifornien und begann die Stars der aufkommenden Traumfabrik Hollywoods zu fotografieren.
Huene starb 1968 in Los Angeles.

Anfang des 21. Jahrhundert war George Hoyningen-Huene fast vergessen, bis das leidenschaftliche schwedische Sammlerehepaar Asa und Tommy Rönngren das gesamte Archiv von Huene von einem Nachkommen Horst P. Horsts (dieser hatte den Nachlass von Huene geerbt) aufkaufte und 2020 die George Hoyningen-Huene Estate Archives gründete.
Seitdem kümmert sich das Ehepaar um die Erinnerung an diesen herausragenden Foto-Künstler.

BERLIN PHOTO WEEK
Vom 26. August bis 3. September 2021
Haubentaucher/ RAW-Gelände
Revalerstraße 99
10245 Berlin

Villa Grisebach Auktionen GmbH
„George Hoyningen-Huene“
Fasanenstraße 27
10719 Berlin
Vom 28. August – 25. September 2021
Mo bis Fr geöffnet von 11 bis 18 Uhr

Hier drei Fotografien im Palladium-Print von George Hoyningen-Huene:

George Hoyningen-Huene

„The Divers“, George Hoyningen-Huene, 1930 © George Hoyningen-Huene Estate Archives

English text

 

Berlin Photo Week 2021 and George Hoyningen-Huene

 

By Holger Jacobs

Holger Jacobs

08/27/2021

The 2nd edition of BERLIN PHOTO WEEK with significantly fewer exhibitions, but one highlight.

After the first edition in 2019 was carried out with great success (Kultur24 reported), the aim was to continue seamlessly this year. Unfortunately, this didn’t really work out.

Firstly, the impressive power plant on Köpenickerstrasse could not be regained as an event location.
Second, the alternative location, the arena in Treptow, fell victim to the pandemic – it became a vaccination center.

Finally, an agreement was reached on the RAW site, a former train depot, which has not been used since the fall of the Wall and has since been used by all kinds of clubs, cafés, pubs, tattoo studios and other localities.

For a few years now, the so-called “Haubentaucher”, an outdoor swimming pool of an astonishing size for this location, has been particularly popular with young people.
All around there are sausage stalls, snack bars and in a hall a club for electronic music – which, you can imagine, has been unused for 1 ½ years because of Corona.

Since swimming pools and water in general always look sexy, this seemed like the ideal place for a glamorous photo party. Unfortunately, the calculation had not been made with the weather gods, who sent the first harbingers of autumn just this weekend and brought maximum temperatures of 16 degrees Celsius.
Sexy bathing beauties in tight outfits will probably not turn out to be anything.

But y can get advice from all the important camera companies at almost 10 stands: Canon, Nikon, Sony, Leica, Tamron, Sigma and the photo specialist Calumet. This opportunity is rare.

In addition, there are unfortunately only three photo exhibitions on the site (due to the location), two of which even take place in the open air: photographs by star photographer THOMAS HÖPKER, who shot the pictures in Berlin in 1963, two years after the Wall was built. Then oversized portraits of evil-looking people by BRUCE GILDEN and somewhat kitschy landscapes by JACOB FELLÄNDER.

BERLIN PHOTO WEEK, Haubentaucher, Foto: Holger Jacobs

Further photo exhibitions can be seen in several of the BERLIN PHOTO WEEK affiliated galleries throughout the city.
My recommendations: The show by STEPHAN ERFURT (Director of the C / O Gallery in Berlin) with his series of images about America in the 70s and 80s in the Helmut Newton Foundation. And the HEINZ HAJEK-HALKE exhibition at Galerie Chaussee 36.

The real highlight of this Photo Week does not take place on the RAW site, but in Berlin-Charlottenburg:

„GEORGE HOYNINGEN-HUENE“ in the Villa Grisebach.

Many of you, especially in younger semesters, will not be able to know this name.
However, between the wars, Hoyningen-Huene was the top photographer on the fashion scene at the time.
A kind of MARIO TESTINO of the 20s and 30s.

His special talent was his fine feeling for moods and scenic productions.
In the studio he was able to create an atmosphere only through the lighting that transported the viewer into another world.
Unlike MAN RAY (who knew and valued each other) he didn’t experiment with different techniques, but instead concentrated entirely on the subject he wanted to photograph.

This made Huene particularly popular with fashion houses and fashion journals, because there was hardly anyone who could put the noble high-couture dresses in such an attractive light.

Born in 1900 in Saint Petersburg as the son of a Baltic noble family, he fled to Paris when the revolution broke out and trained there as a fashion illustrator.
He quickly switched to photography and became the most successful fashion photographer of his time.
Being gay was still a problem back then. When he met the young German Horst Bohrmann in Paris in 1930, a student of the famous architect Le Corbusier, he fell immediately in love with him. They became a couple and Horst became Hoyningen-Huene’s favorite model.
Horst P. Horst (as he later called himself) learned photography from his mentor and became later also a famous fashion photographer.

Both emigrated to the USA before the outbreak of World War II.
While Horst was taking American citizenship and joining the army to fight on the side of the United States, Hoyningen-Huene continued to photograph fashion,  especially for the Harper’s Bazaar magazine, after he split with VOGUE.
After the war, Horst lived with a British diplomat on Long Island, while Hoyningen-Huene went to California and began to photograph the stars of the emerging Hollywood dream factory. Huene died in Los Angeles in 1968.

At the beginning of the 21st century, George Hoyningen-Huene was almost forgotten until the passionate Swedish collector couple Asa and Tommy Rönngren bought the entire Huene archive from a descendant of Horst P. Horst (who had inherited Huene’s estate) and in 2020 the George Hoyningen- Huene Estate Archives was founded. Since then, the couple has taken care of the memory of this outstanding photo artist.

BERLIN PHOTO WEEK
August 26 to September 3, 2021
Haubentaucher / RAW site
Revivalerstraße 99
10245 Berlin

Villa Grisebach
„George Hoyningen-Huene“
Fasanenstrasse 27
10719 Berlin
August 28th – September 25th, 2021
Mon to Fri open from 11 a.m. to 6 p.m.

Our picture series with three photos by George Hoyningen-Huene:

George Hoyningen-Huene

„The Divers“, George Hoyningen-Huene, 1930 © George Hoyningen-Huene Estate Archives

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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