Berlinale 2018 – 3 Tage in Quiberon – Day Four

Berlinale 2018 - Marie Bäumer © Holger Jacobs/ Berlinale

Berlinale 2018 – 3 Tage in Quiberon – Day Four

 

Von Dr. Friederike Danne

22.2.2018

Die filmische Adaption des letzten Interviews von Romy Schneider im Jahre 1981

Die Regisseurin Emily Atef schildert in diesem Film drei Tage aus dem Leben von Romy Schneider. Im bretonischen Kurort Quiberon gibt sie dem Sternreporter Michael Jürgs im Jahr 1981 ein Interview der besonderen Art und lässt sich zudem von ihrem Freund und Fotografen Robert Lebeck ablichten. Ihm zu Liebe hat Romy sich auf dieses waghalsige Projekt überhaupt eingelassen, obwohl  sie seit Jahren über ihre Wahrnehmung in der deutschen Presse verbittert ist. Der Film beruht auf einer authentischen Begebenheit und die Betrachtung der wunderbaren Schwarz-Weiss-Fotografien von Robert Lebeck waren der Auslöser für das Drehbuch, so die Regisseurin in einem Interview in Deutschlandfunk Kultur.

Romy Schneider in Quiberon 1981 © Robert Lebeck/ Stern

Wer ist nicht fasziniert von Romy Schneider?

Ihre schillernde, widersprüchliche Persönlichkeit wird in allen Facetten von der Schauspielerin Marie Bäumer dargestellt, der wohl schon hundertfach ihre Ähnlichkeit mit der Ikone bescheinigt wurde. Trotz der schwierigen Vorlage schafft Bäumer es den Zuschauer in die Seele des Idols blicken zu lassen, ohne sie dabei im geringsten zu kopieren, vielmehr assoziiert sie frei deren Gemütszustände. Auf die provozierenden Fragen des unverschämten Reporters Jürgs dargestellt von Robert Gwisdek antwortet sie mit entwaffnender Offenheit, so dass dieser im Laufe der Geschichte beginnt, sein Karriereprinzip investigativer Journalismus zu hinterfragen. Lebeck produziert in drei Tagen wunderbare Photos von Romy, in die er offensichtlich verliebt ist (hier wirkt Henry Hübchen manchmal sehr kumpelhaft und lässt die Erotik in der Freundschaft vermissen), aber auch er nutzt seine Freundschaft  zweischneidig, um letztlich an ihrer Berühmtheit teilzuhaben. Wirklich gut zu Romy ist nur deren Jugendfreundin Hilde (die unvergleichlich präsent herzliche Birgit Minichmayr), die es fast durchgehend schafft, eine innig vertraute Beziehung zu Romy aufrechtzuerhalten – die Darstellung dieser Frauenfreundschaft finde ich besonders anrührend und gelungen. Der Zuschauer versteht, das diese Innigkeit zu einer Person wie Romy immer nur temporär möglich ist.  Ihr Leben wird stark dominiert von ihrer Sucht (Zigaretten und Alkohol) und der Abhängigkeit von Ruhm,  Bewunderung und Nähe. Schmerzlich erkennt sie, dass sie ihren Kindern, vor allem ihrem 14jährigen Sohn, nicht genügen geben konnte – dabei kann sie nicht einmal für sich selber sorgen und muss immer wieder wie ein Kleinkind um die Bewältigung des Alltags bangen und Freunde um Hilfe fragen.Gleichzeitig ist sie auch wunderbar übermütig und mitreissend lebenslustig, wie in der einmaligen Szene als sie für Lebecks Fotos immer höhere Sprünge über Felsen veranstaltet, bis sie sich schliesslich den Fuss bricht.

Marie Bäumer auf dem Roten Teppich bei der Premiere im Berlinale Palast am 19.2.2018 © Berlinale

So liefert der Film gerade durch diese Widersprüchlichkeit eine meisterhafte Annäherung an das Faszinosum dieser großartigen Schauspielerin, Romy Schneider.
Ein Goldener Bär für Regisseurin Emily Atem und/ oder ein Silberner Bären für Marie Bäumer wären mehr als verdient!

Für Freunde der Fotografie von Robert Lebeck: Das Kunstmuseum Wolfsburg zeigt ab dem 4. März 2018 eine große Ausstellung mit seinen Bildern.

6 Photos: Marie Bäumer in „Tage in Quiberon“ © Prokino

Author: Friederike Danne

Dr. Friederike Danne arbeitet als Kinderärztin im Krankenhaus Charité in Berlin.

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