David Hockney – Landschaften im Dialog
Von Holger Jacobs
21.04.2022
Eine kleine, aber feine Ausstellung mit den mittlerweile berühmt gewordenen „Vier Jahreszeiten“ Bildern des englischen Malers David Hockney ist zurzeit in der Gemäldegalerie in Berlin zu erleben.
Der industrielle Reinhold Würth (*1935) gehört zu den größten privaten Kunstsammlern der Welt. Mit knapp 20.000 Werken, von der Renaissance bis zur Moderne, hat seine Sammlung den Umfang eines öffentlichen Museums.
In insgesamt 15 eigenen Kunsteinrichtungen über ganz Europa verteilt sind die Bilder dieser immensen Sammlung zu sehen, wobei das größte Museum in Schwäbisch Hall zu finden ist.
Von dort kommen auch die vier großformatigen Arbeiten (je 4,88 Meter x 1,83 Meter) von David Hockney’ s Serie „Three Trees near Thixendale“, auch kurz „Vierjahreszeiten-Bilder“ genannt.
Diese Serie war bereits im Jahre 2015 in der Ausstellung „From Holbein to Hockney“ im Martin-Gropius-Bau in Berlin zu sehen, als dort 400 Arbeiten der riesigen Sammlung von Reinhold Würth ausgestellt wurden – Kunstwerke aus fünf Jahrhunderten – und darunter auch die vier „Three Trees near Thixendale“ von David Hockney aus den Jahren 2007/ 2008.
David Hockney
Er gehört sicher zu den wichtigsten und erfolgreichsten Künstlern des ausgehenden 20. und Beginn des 21. Jahrhunderts.
Am 15. November 2018 wurde Hockney’s Bild „Portrait of an artist (Pool with two figures)“ bei Christies in New York für 90 Millionen Dollar versteigert.
Es war das damals teuerste Bild eines noch lebenden Künstlers.
DAVID HOCKNEY wurde 1937 in Bradford/ England, als Sohn eines Buchhalters geboren. Sein Vater war Hobbymaler und förderte das Talent seines Sohnes.
1959 kam er auf das Royal College of Art in London, wo er schnell Aufmerksamkeit erzielte. Schon damals ließen seine teilweise homoerotischen Motive erkennen, dass er sich mehr für das eigene Geschlecht interessierte (Homosexualität stand in Großbritannien in der 60er Jahren noch unter Strafe).
Danach nahm er mehrere Lehrtätigkeiten an verschiedenen Kunsthochschulen an (so auch an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg) bis er schließlich 1964 an der University of California in Berkley landete.
Dort sollte er fast 30 bleiben und seine wichtigsten Arbeiten schaffen, die ihm Weltruhm brachten.
Sein Malstil ist expressiv mit kräftigen Farben, gegenständlich bis realistisch. Auf den ersten Blick würde man ihn in die Richtung des Pop Art einordnen, aber seine Motive haben nichts mit Konsum oder gesellschaftlichen Bewegungen zu tun. Eher mit Intimität.
Deshalb sind seine berühmtesten Arbeiten Portraits seiner zumeist schwulen Freunde, gern nackt und besonders gerne im oder an einem Swimming Pool (was mich selbst 1997 zu einer eigenen Swimmingpool-Serie in St. Paul de Vence inspirierte).
Davis Hockney’s Materialien gehen von Malerei, über Fotografie bis Filmstills.
Anfang der 90er Jahren kehrt DAVID HOCKNEY Kalifornien den Rücken und zieht nach Yorkshire/ England zu seinen Eltern, die durch ihr Alter geschwächt seine Hilfe benötigen. Seine Bild-Motive wechseln dort von Portrait zu Landschaft.
In der Nähe von Yorkshire entstehen dann auch die vier „Three Trees near Thixendale“ im Jahre 2007/ 2008, mit den vier Jahreszeiten, Frühling Sommer, Herbst und Winter, die jetzt in der Gemäldegalerie zu sehen sind.
Die Ausstellung
Die Direktorin der Sammlung Würth, Jenny Körber, hatte zusammen mit der wissenschaftlichen Mitarbeiterin der Staatlichen Museen zu Berlin, Sylvia Weber, die Idee, diese „Vier Jahreszeiten“ von Hockney mit Gemälden aus vorherigen Jahrhunderten, alle im Besitz der Staatlichen Museen zu Berlin, zu vergleichen.
Bekannt ist nämlich, dass sich David Hockney immer wieder Inspiration von Landschaftsmalern aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert holte, wenngleich deren Techniken natürlich ganz andere waren.
Aber es ging Hockney hier weniger um deren Techniken, als vielmehr um deren Sichtweisen, WIE sie die Landschaften sahen (siehe Bilderserie im Anhang).
So hängen in der aktuellen Ausstellung in der Gemäldegalerie Arbeiten von Van Gogh, Rembrandt, John Constable, Théodore Rousseau, Jacob van Ruisdael und Richard Wilson.
Fazit: Selbst, wenn es keine „große“ Ausstellung ist (in nur zwei von gefühlten hundert Räumen des Museums), so ist doch jede Gelegenheit, einen originalen DAVID HOCKNEY zu sehen ein Erlebnis. Unbedingt hingehen!
„David Hockney – Landschaften im Dialog“
09.04. – 10.07.2022
Kulturforum, Gemäldegalerie
Matthäikirchplatz
10785 Berlin
Öffnungszeiten: Di – Fr 10 – 18 Uhr, Sa + So 11 – 18 Uhr
Bilderserie mit 8 Bild-Beispielen der Ausstellung:
Author: Holger Jacobs
Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.