„Die schöne Helena“ – Jacques Offenbach – Komische Oper Berlin

Von Holger Jacobs (Text und Fotos)

13.10.2014. Schrill, bunt , laut, mit hohem Tempo, ein bisschen schwul, ein bisschen tuntig, ein bisschen queer und sexy– all das erwartet uns bei der neuen Inszenierung von Barrie Kosky in der Komischen Oper Berlin.

Jacques Offenbach hatte „Die schöne Helena“ in Paris im Dezember 1864 im Théatre des Variétés zur Uraufführung gebracht. Mit voller Wucht persiflierte er die damaligen Vorstellungen von Moral und Ehe. Schon in der Uraufführung in Paris, wie auch wenige Monate später in der deutschen Übersetzung in Wien, trat die Helena in der Liebesszene im 2. Akt nackt auf – für damalige Verhältnisse ein Skandal.

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Zuschauerraum und Bühne der Komischen Oper

Ganz so freizügig geht es bei Kosky nicht zu, er verlagert die Erotik mehr auf die männlichen Tänzer (Choreographie Otto Pichler) mit z.B. bayerischen Lederhosen, die einen großen Cut-Out am Hinterteil zeigen (Kostüme: Buki Shiff). Sehr gelungen ist das Bühnenbild (Rufus Didwiszus), welches sich, bunt und schrill, in weitem Bogen bis in den Zuschauerraum hineinzieht. Nicole Chevalier als Helena strahlt nicht ganz die Erotik aus, die man von ihr erwarten würde, hat dafür aber eine zauberhafte Stimme. Auch ihre Haarfarbe ist nicht blond, wie sonst üblich, sondern brünett. Dafür gibt es einen Orest, der hier von einer sehr attraktiven Frau gespielt wird, Theresa Kronthaler. Über allem schwebt die hitverdächtige und mitreißende Musik von Offenbach, die vom Orchester unter der Leitung von Henrik Nanasi wunderbar das Theater zum Klingen bringt.

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Chor und Männerballett

Die Geschichte spielt kurz vor dem Ausbruch des Trojanischen Krieges in Griechenland (nach der Mythensage von Homer „Die Ilias“, ca. 1200 v.Chr.). Die Frau von König Menelaus , Helena, gilt als schönste Frau ihrer Zeit und langweilt sich an der Seite ihres betagten Mannes. Deshalb hält sie Ausschau nach einem schönen jungen Liebhaber, der ihr in Prinz Paris aus Troja (Tansel Akzeybek) erscheint. Er kann sich verkleidet als Schäfer am Hofe des Menelaus (Peter Renz) einschleichen und mit Hilfe des Großauguren Kalchas (großartig: Stefan Sevenich) verbringen Helena und Paris eine Liebesnacht. Doch Menealus entdeckt die beiden. Paris kann fliehen und Helena behauptet völlig unschuldig in diese Situation hineingeraten zu sein… Kalchas kann Menelaus davon überzeugen, das Helena zur Buße auf die Insel Cythere gehen soll, um dort im Tempel weiße Schafe zu opfern. Menelaus stimmt dem zu, doch kaum hat das Schiff das Ufer verlassen, stellt sich heraus, dass Paris das Schiff lenkt und Helena nach Troja entführt. Der Rest ist Geschichte…

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Nächste Vorstellungen am So. den 19. Okt. um 16.00 Uhr und Sa. den 25. Oktober um 19.30 Uhr.

 

Author: Holger Jacobs

Founder & Editorial Director of kultur24.berlin ug.
Founder & Editorial Director of kultur24 TV on Youtube.
Former correspondent for fashion in Paris.
Photographer, writer and filmmaker.

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